Old Friends // (Atsumu x Reader)

20.

YOUR POV

"Los, Mädels, nicht einschlafen hier!", hallte die Stimme von Miss Fujiwara durch die Halle und als sie ihre Hände ungeduldig zusammenklatschte, dröhnte es mir wie ein lauter Knall in den Ohren.
"Unsere Trainerin ist heute mal wieder besonders nett.", flüsterte Misaki mir zu, während ihr Atem schwer ging vom vielen Laufen.
Heute hatten wir im Training mal kein Spiel gespielt, sondern wir gaben uns der vollen Freude von Konditionstraining hin. Und das hieß an der Wand der Halle entlangjoggen bis unsere Füße wund waren. Und bei Yoko Fujiwara als Trainerin passierte dies schon nach wenigen Runden.
"Ich glaube, ich spüre meine Beine nicht mehr.", keuchte ich zu unserer Kapitänin zurück, während ich versuchte, mein Seitenstechen in den Griff zu bekommen. Normalerweise war ich so langes Laufen am Stück gewohnt von meiner Zeit in London. Dort hatten die einen wirklich hart rangenommen. Tage später hatte ich immer noch Muskelkater. Aber heute war es anders. Heute war ich mit meinen Gedanken ganz woanders.
Seit der Sache am Freitag hatte ich das ganze Wochenende damit verbracht, über den Kuss und das Gespräch mit Atsumu in der Küche nachzudenken - oder zumindest nur Sonntags. Den Samstag hatte ich zusammen mitucas verbracht. Wir hatten uns ausgesprochen und ich sagte ihm, dass meine Gefühle für ihn über Freundschaft nicht hinaus gingen und er hatte das mit gutem Gewissen verstanden und respektiert. Danach hatte ich ihm von der Sache mit Atsumu erzählt und das hatte er... naja... gelinde ausgedrückt, mehr oder weniger auch respektiert.
Und dann verlief heute wieder alles so, wie an meinem aller ersten Schultag an der Inarizaki - ich hatte versucht, Atsumu so gut es ging aus dem Weg zu gehen. War nicht ganz so einfach, wenn man in die selbe Klasse geht. Aber auch er hatte nicht wirklich Anstalten gemacht, mit mir reden zu wollen.
Gott sei Dank dafür.
"Ladys, nicht rumtrödeln dahinten. V/N, leg mal einen Zahn zu!", rief die Trainerin und ich zuckte zusammen, bevor ich die Beine in die Hand nahm.
"Sie macht mir Angst."
"Glaub mir, mir auch, aber eigentlich ist sie ganz nett. Ich habe sie letztens mit Herr Sato gesehen und huiiii die beiden sahen sehr glücklich miteinander aus.", grinste Misaki, woraufhin ich lachen musste.
"Was ist jetzt eigentlich mit dir und Aran?"
Misaki errötete und wischte sich hastig eine dunkle Strähne aus der Stirn, die widerspenstig wieder zurückfiel. "Konzentrier dich lieber auf's Laufen, junge Dame.", machte sie unsere Trainerin nach.
Danach wurde mein Seitenstechen vor lauter Lachen nur noch schlimmer.

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"Wollen wir heute noch in das neue Internetcafé, das aufgemacht hat?"
"Entschuldige, kann heute leider nicht. Habe meiner Mutter versprochen, zusammen mit Lucas ihr beim Einkaufen zu helfen." Erschöpft tupfte ich mein verschwitztes Gesicht mit einem Handtuch ab, bevor ich es zurück in meine Tasche stopfte. Ich stöhnte innerlich bei dem Gedanken auf, gleich noch tonnenschwere Einkaufstüten tragen zu müssen, weil meine Mutter wieder ihren Shoppingwahn nicht unter Kontrolle kriegte.
"Ach ja, wie hat sich der ausländische Schön long eigentlich eingelebt? Er ist ja jetzt schon über 'ne Woche schon hier in Kobe.", bemerkte Misaki und ich lächelte mild.
"Er hat sich gut eingelebt... schätze ich. Zumindest hat er sich noch nicht beschwert."
"Wir lange bleibt er nochmal?"
"Vier Wochen insgesamt."
"Und er trainiert jetzt gerade... Wo nochmal?"
"Nach der Schule fährt er immer mit der Bahn in die Innenstadt zum Trainingscenter. Meine Mutter und ich holen ihn nach dem Einkaufen von dort ab."
"Ich beneide ihn wirklich.", seufzte meine Freundin. "Er kann mit den Besten des Landes trainieren."
"Ja, aber nur die, die unter achtzehn Jahre alt sind.", erinnerte ich sie schmunzelnd.
"Jaja, schon klar."
Wir wollten gerade aus der Umkleide treten - als letzte, wohlgemerkt -, als jemand mit voller Wucht in Misaki reinrannte.
"Woah, aufpassen, wo du hinläufst."
"Hast du dir wehgetan?", fragte ich direkt und sah das Mädchen an, das deutlich kleiner war als die Kapitänin.
"Hanako? Was machst du denn hier?"
Erst jetzt erkannte ich die Spielerin aus unserem Team. Sie war die einzige, die mir an meinem ersten Tag ein Lächeln beim Training zugeworfen hatte. Neben Misaki, natürlich. Aber ihr Gesichtsausdruck glich damals eher einem wilden Grinsen.
"V/N...", keuchte sie aufgeregt. "Ich habe gehört, ... wie sie über dich geredet haben."
"Was? Wer denn?"
"Naomi und die anderen. Sie wollen... Sie wollen dir eine Lektion erteilen."
"Was?", brauste Misaki auf und ich riss die Augen auf.
"Aber... warum?"
Dabei wusste ich die Antwort doch selbst. Naomi hatte bei der Party gesehen, wie Atsumu Lucas von mir weggezerrt hatte und wurde eifersüchtig.
Die hat eindeutig ein Problem mit mir.
Ich erinnerte mich an das letzte Mal, als sie mir eine Lektion erteilt hatte. Meine Wange kam nicht ganz so ungeschoren davon, genauso wie meine Kopfhaut.
"Danke, Hanako.", murmelte ich abwesend und ging an ihr und Misaki vorbei.