7.

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YOUR POV

Ich war jetzt erst eine Woche hier und zu sagen, ich hatte schon alles erlebt, brachte es genau auf den Punkt. Von Raupen aus dem Schulgarten in meinem Essen bis zu Tinte in meinen Handtüchern für das Training, ich hatte es schon alles. Zudem hatte Atsumu es geschafft, die Hälfte der Mädchen gegen mich aufzubringen, weshalb sie wahrscheinlich auch mit Freuden den Job mit meinem Handtuch und der Tinte übernommen hatten. Ich sah danach aus, als hätte ich mit einem Tintenfisch gekämpft und auch verloren. Doch trotz all dieser... Geschehnisse, hatte ich mich geweigert, in Tränen auszubrechen - zumindest vor der ganzen Schule. Zu Hause sah das dann schon wieder ganz anders aus.
Meine Mutter bekam nicht mit, was in der Schule passierte, und das war auch gut so. Das Letzte, was ich jetzt gebrauchen konnte, war, dass meine Mutter die Zwillinge zur Rede stellte. Sie war zwar noch relativ jung, aber das das änderte nichts an der Tatsache, dass sie genauso gruselig sein konnte wie Frau Fujiwara.
"Jo, V/N!"
Nach Luft schnappend taumelte ich nach vorne, als sich ein Arm mit der Wucht von einer Tonne auf meine Schultern fallen ließ. Eigentlich sollte ich die stürmischen Begrüßungen von Misaki schon gewohnt sein, aber um ehrlich zu sein, haute sie mich jedes Mal wieder von den Socken.
"Guten Morgen, Misaki.", hustete ich und legte mir eine Hand auf mein wild schlagendes Herz. Ich hatte die Befürchtung, dass es bald völlig stehenbleiben würde.
"Guten Morgen? Wohl eher guten Mittag."
Mittag? War es wirklich schon so spät?
"Ich habe die Zeit wohl völlig aus den Augen verloren.", lachte ich nervös. Plötzlich war Misakis Grinsen wie weggewischt. "Es ist doch nicht wieder passiert, oder?"
Ich verzog das Gesicht und sah zu Boden, als wäre ich beschämt darüber. "Nein, noch nicht. Aber ich muss zugeben, es nervt langsam, die ganze Zeit über die Schulter zu gucken."
Oder immer meinen Stuhl und Tisch zu überprüfen. Oder mein Essen. Oder meine Sportkleidung.
Aber tatsächlich war heute noch gar nichts passiert. Auch Atsumu hatte mich keines Blickes gewürdigt, genauso wie Osamu. Naomi und ihren Freundinnen war ich zum Glück noch nicht über den Weg gelaufen, aber das konnte sich mit jeder Minute ändern.
"Ich schwöre dir, würdest du mich nicht immer zurückhalten, dann hätte ich Naomi und ihren kleinen Nachläuferinnen schon längst die Köpfe eingeschlagen. Und dieser blonde Miya-Zwilling. Wenn ich den in die Finger kriege, dann..." Mit ihren Händen machte Misaki Bewegungen, als würde sie eine Wassermelone zerquetschen wollen. Oder vielleicht auch eher Atsumus Kopf.
Der Gedanke, wie Misaki den Zuspieler die Hölle heiß machte, brachte mich zum Lachen.
"Na, wieso lachst du denn so?", fragte Misaki und grinste dabei grimmig.
"Nicht so wichtig.", kicherte ich noch und winkte ab. "Lass uns lieber in die Cafeteria gehen, ich habe einen riesen Kohldampf."

Die Essensschlange war wie jeden der letzten fünf Tage scheinbar endlos lang, dennoch war mein Hunger mittlerweile so groß, dass ich mich zusammen mit Misaki am Ende anstellte.
Es dauerte fast die halbe Pause, bevor wir Reis, paniertes Fleisch und gekochtes Gemüse auf unseren Tabletts hatten.
"Findest du auch, dass mich die Frau hinter der Theke heute besonders böse angeguckt hat? Die ist ja noch gruseliger als Coach Fujiwara.", flüsterte Misaki verschwörerisch.
Ich musste mein Lächeln zurückhalten. "Ich glaube nicht, dass-"
Ich wusste es. Ich wusste es einfach. Wie hätte es auch anders kommen können? Da hatte ich mal einen Moment nicht aufgepasst und jetzt lag mein Essen verteilt auf dem Boden der Cafeteria.
"Pass gefälligst auf, wo du hinläufst.", keifte mich eine Mädchenstimme an, während ich mich fluchend bückte, um mein Essen mit einer Serviette aufzusammeln.
"Spinnst du? Ich habe doch gesehen, dass du sie absichtig angerempelt hast, Mirai!", keifte Misaki zurück und ich erhob mich wieder, nachdem ich versucht hatte, alles so gut es ging wegzuwischen. Die wütenden Augen des Mädchens, das eindeutig zu Naomis Anhängerinnen gehörte, richteten sich auf mich und sie starrte mich mit ihren dunklen Augen durchdringend an. Mein Blick glitt über ihre Schulter zu einem Tisch hinter ihr, wo Naomi höchstpersönlich mit den anderen Mädchen saß. Wie die Aasgeier verfolgten sie mit hämmischen Grinsen die Vorstellung.
Cleveres, kleines Miststück.
Naomi wusste, dass, wenn sie mich selbst angerempelt hätte, sie dann eine ordentliche Ansprache ihres Kapitäns bekäme. Deswegen hatte sie einfach jemanden vorgeschickt, der die Drecksarbeit für sie erledigte.
Ich verengte meine Augen zu Schlitzen.
Diese kleine...

"Pff, was auch immer. Aber wenn du jetzt noch etwas essen willst, dann solltest du dich jetzt nochmal anstellen, damit du noch rechtzeitig was bekommst. Dann hast du wenigstens wieder sauberes Essen.", sagte sie an mich gewandt, bevor sie sich schwunghaft umdrehen und gehen wollte. Doch eine Hand, die sich dabei schwer auf ihre Schulter legte, hielt sie davon ab, und mit großen Augen sah sie zu der Person hoch, die sie aufgehalten hatte.
"Ich glaube, du schuldest ihr noch eine Entschuldigung.", knurrte eine dunkle Stimme und ich riss die Augen auf, als ich merkte, zu wem sie gehörte.
"A-Atsumu?", stotterte Mirai, auf einmal mit erschrockenem Gesicht und zitternden Knien. "W-Wieso sollte ich mich bei i-ihr denn entschuldigen?"
Atsumus Blick verdüsterte sich und ich umklammerte mein Tablett fester.
"Mirai", flüsterte Atsumu leise und beugte sich zu dem Mädchen runter, welches er deutlich überragte. Seine Stimme klang auf einmal nicht mehr wütend, sondern kalt wie Eis, und die ganze Aufmerksamkeit des Raumes lag auf uns. "Entschuldige. Dich. Sofort. Bei. Ihr."
Misaki neben mir verspannte sich und auf meinen Armen und in meinem Nacken stellten sich die Härchen auf. Was war nur los mit ihm? Die ganze letzte Woche hatte er nichts anderes getan, als mich vor den anderen zu demütigen, und jetzt das? Was zum Teufel wollte er also von mir?

Mirai schluckte und drehte sich langsam zu mir um, bevor sie ein leises Entschuldigung flüsterte, das sich alles andere als wie eine richtige und aufrichtige Entschuldigung anhörte.
"Ist schon gut.", murmelte ich nach einem kurzen Moment und kaum hatte ich den Satz ausgesprochen, wandte sie sich mit einem letzten Blick zu Atsumu von uns ab und hastete zurück zu Naomi und den anderen. Naomis Blicke bohrten sich wie Blitze in meinen Körper und mir wurde dadurch fast schon schlecht. Ich sah zu dem Zuspieler, doch sein Blick lag ebenfalls auf Naomi. Da er mit dem Rücken zu mir stand, konnte ich seinen Gesichtsausdruck nicht sehen, doch ich hatte das Gefühl, dass er alles andere als glücklich war.
Ohne ein weiteres Wort zu sagen, ging ich zu den Tablettablagen und stellte das Tablett mit dem aufgesammelten Essen in das Gestell.
Und ohne auf Misaki zu warten oder auch nur zurückzugucken, verließ ich die Cafeteria.

ATSUMU POV

Was war gerade passiert? Was war nur los mit mir? Wieso hatte ich das getan?
In diesem Moment, wo ich von unserem Tisch aus sah, wie Mirai V/N umgestoßen hatte, sah ich rot. Alles war mir in diesem Moment egal und für mich zählte nur noch der Anblick, wie V/N am Boden hockte, während Mirai so auf sie heruntergeblickt hatte. In diesem Augenblick wollte ich dieses Mädchen am Kragen packen und sie anschreien, sie alle anschreien, dass sie V/N in Ruhe lassen sollten. Mir war schon aufgefallen, dass V/N in der vergangenen Woche in Naomis Schussfeld geraten war, aber hier, mitten in der Cafeteria, wo alle Augen auf sie gerichtet waren, ging sie zu weit.
"Wieso hast du das getan?", fragte mein Bruder mich, als ich mich wieder zurück an den Tisch setzte und auch die anderen Teammitglieder musterten mich neugierig.
"Ich weiß es nicht.", grummelte ich unverständlich, aber das war mir egal. Sie mussten ja nicht alles wissen.
"Hast du deinen Racheplan endlich auf Eis gelegt, Atsumu?", kam es auch von Aran und ich warf ihm einen säuerlichen Blick zu.
"Atsumu wird schon einen berechtigten Grund gehabt haben.", sagte Kita, ohne auch nur den Blick von seinem Essen zu wenden.
"Genau, hört gefälligst auf die Worte unseres Kapitäns.", erwiderte ich und fing an, mit der Gabel in meinem Essen herumzustochern. Der Appetit war mir plötzlich vergangen und ich ertappt mich dabei, wie ich immer wieder zu der Tür blickte, aus der V/N vor noch wenigen Minuten verschwunden war.

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Huhuu, entschuldigt, dass ich das neue Kapitel erst so spät veröffentliche, aber hatte eine kleine Schreibblockade😅😔

Ich hoffe natürlich, das Kapitel hat euch trotzdem gefallen, ansonsten schreibt gerne Kritik in die Kommentare✨

Das nächste Kapitel versuche ich schon direkt übermorgen zu veröffentlicht und diesmal wird es auch ein bisschen länger werden, versprochen<3

Bis dann❤️

   - A

Old Friends // (Atsumu x Reader) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt