- Die Insel der Könige -

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Ich schreite neben Enja am Kai entlang und sehe hinaus auf das blaue Wasser. Das Wetter ist schön und die Sonne scheint auf uns hinab. In den frühen Morgenstunden hatten wir angelegt und die Beute verteilt. Die meisten waren schon dabei ihre Anteile umzusetzen, während Cook und Kalvin dafür zuständig waren unsere Vorräte aufzufüllen. Ich genoss in der Zwischenzeit ein wenig Zweisamkeit mit meiner Gefährtin.

"Manchmal würde ich gern für immer draußen auf dem Meer bleiben." seufzt Enja und lässt ihren Blick in die Ferne schweifen, während ich meine Finger mit den ihren verschränke. "Ich verstehe, was du meinst. Doch manchmal muss man auch seine Vorräte auffüllen und außerdem sind die meisten unserer Männer auch Mal gern an Land." erwidere ich und sie seufzt, bevor sie nickt. "Ich fühle mich da draußen nur wohler." "Hm. Ich mich auch." stimme ich zu und ziehe sie an der Hand sanft enger an mich. "Aber für dich würde ich sogar aufs Meer verzichten."

Enja lacht hell und dreht sich zu mir, bevor sie mir sanft mit der Hand durch die roten Haare streicht. "Zum Glück für uns beide, muss keine von uns aufs Meer verzichten." erwidert sie sanft und beugt sich dann langsam vor, um mich sehr liebevoll zu küssen. Ich kann nicht anders, als in den Kuss hinein zu lächeln. Gott, liebte ich diese Frau und war so froh, dass ich sie für mein Schiff hatte gewinnen können. Und natürlich auch ihr Herz erobern konnte.

Unser kleiner perfekter Moment dauerte jedoch nicht lange, da in diesem Moment eine junge Frau angestürmt kam. "HILFE! Er bringt ihn um!" sie wirkte vollkommen aufgelöst und ich löste mich widerwillig von Enja. Diese zog in der Zwischenzeit ihren Dolch und nickte leicht. Wir mussten nicht reden, sondern traten einfach auf die Frau zu. Schließlich müsste, dass weibliche Geschlecht zusammen halten. Sie deutete hektisch die Straße hinab, wo der Kai langsam abflachte und zum Strand hin mündete. Ich entdeckte Kalvin und Cook und bedeutete beiden mir mit einer Kopfbewegung zu folgen.

Zu fünft machen wir uns eilig den Weg den zum Strand entlang, wo man schon von weitem einen Hünen mit wildem Bart sehen konnte, der jemand viel schmächtigeres unter Wasser drückte. Solche Menschen konnte ich leiden, sollten die sich doch jemanden ihres Kalibers suchen.

"Aufhören." befehle ich deshalb vollkommen ruhig. Es war ja schließlich nicht so, dass Piraten gesetzlose waren. Sie lebten nur eben nach ihren eigenen Gesetzen und wenn man auf einer Insel anlandete, dann hatte man die dort vorherrschenden Gesetze zu befolgen. Und da der Herr dieser Insel zum einem zur selben Allianz, wie ich gehörte und zum anderen ein großer Verfechter der Demokratie war, so ging ihm Selbstjustiz ziemlich gegen den Strich.

"Aufhören." wiederhole ich mit etwas Nachdruck und endlich richtet sich der Andere auf. Dabei zieht er den Kleineren mit hoch und ich höre neben mir, wie Kalvin scharf die Luft einzieht und Cooks Fingerknöchel knacken. Der Andere hielt einen vollkommen durchnässten und zitternden Emilian am Kragen fest und ich bedeutete meinen Leuten ihre Waffen sinken zu lassen.

"Ich wäre dir ziemlich verbunden, wenn du meinen Mann loslassen könntest." sage ich gelassen und mustere den Hünen, sein Tattoo verriet mir, dass er von der Beluga war. Persönlich hatte ich nichts gegen ihren Kapitän, nur sein Führungsstiel kam mir manchmal etwas zweifelhaft vor, was auch daran lag, dass er seine Crew überwiegend mit Rum bei Laune hielt.

Der Andere sieht nachdenklich auf Emilian hinab, als erinnerte er sich nicht mal mehr, weshalb er den Jungen überhaupt hatte ertränken wollen und gab ihm dann einen ziemlich heftigen Stoß in Richtung des Ufers. Ohne auf meine Zustimmung zu warten, tritt Kalvin vor und fängt den Kleineren auf. Scheinbar vollkommen unberührt von der Tatsache, dass der Schiffsjunge sein Hemd vollkommen durchnässte, zog er seinen blauen Mantel aus und legte ihn um Emilia, bevor er ihn an seine breite Brust zog.

Jetzt, da der Kleine in Sicherheit war, wendete ich mich zu der jungen Frau um, die uns gerufen hatte und musterte sie nachdenklich. "Was ist passiert? Weshalb wollte er einen meiner Leute umbringen?" fordere ich zu wissen, während sich Enja und Cook links und rechts von Kalvin postieren und damit ein ziemlich grimmig drein Blickendes Bollwerk neben mir bilden.

"Ich hab dort drüben meine Wäsche gewaschen. Er wollte mich anfassen. Doch ich wollte nicht, da ich merkte, dass er ziemlich betrunken war und dann kam euer Mann vorbei und sagte ihm, dass er mich in Ruhe lassen soll. Er war ziemlich mutig, eigentlich sagt sonst niemand den Leuten von der Beluga, dass sie aufhören sollen. Für einen Moment dachte ich, dass jetzt alles okay war. Denn er ließ von mir ab. Dann hat er allerdings euren Mann gepackt und zum Wasser geschleift. Ich hab so schnell ich konnte Hilfe geholt." erklärt das Mädchen schüchtern, denn mehr schien sie mir nach näherer Betrachtung kaum zu sein. "Danke, dass du uns geholt hast." Ich griff in meinen Geldbeutel und warf ihr eine Münze zu.

Dann wandte ich mich zu meinen Leuten um. Ein Blick zum Kai zeigte mir, dass man uns bereits beobachtete und ich vermutlich eine mehr oder weniger freiwillige Audienz hatte. Also hieß es Aufgaben verteilen. "Kal. Du bringst Emilian an Deck. Sorg dafür, dass Chris ihn sich ansieht und dass er in trockne Kleidung kommt. Enja und Cook begleitet doch den guten zu seinem Schiff und berichtet seinem Käpt'n vom Vorfall. Ich hab ein Gespräch." weise ich allen ihre Aufgaben zu und Enja folgt meinem Blick etwas widerwillig. Sie seufzt leicht und ich beuge mich vor, um ihr einen Kuss auf die Wange zu geben. "Wir sehen uns auf dem Schiff." verspreche ich.

Dann stampfe ich durch den weißen Sand wieder hinauf zum Kai.

Das Gesetz der Hohen SeeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt