- Versammlung -

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Cook ist der erste, der in den Versammlungsraum tritt. Ich nicke ihm knapp zu und er lässt sich an den langen Tisch fallen, bevor er sich zurücklehnt und seine Pfeife anzündet.

"Was hat Kalvin meinem neuen Küchenjungen angetan?" fragt er dann und mustert mich, bevor er einen Zug von seiner Pfeife nimmt und ich von der Seekarte aufsehe, die ich gerade auf dem Tisch ausgebreitet habe. "Was meinst du?"

"Er kam heute nach dem Mittag in meine Küche und Emil war gerade mit den anderen Jungs beim Abwaschen. Dann haben sie sich beide mehre Herzschläge lang angestarrt. Dem Kleinen ist fast der Teller aus der Hand gefallen und Kalvin hat ihn angestarrt, als würde er einem Geist gegenüber stehen. Dann hat er sich auf dem Absatz umgedreht und ist verschwunden, während Emil fast in Tränen ausgebrochen ist." erzählt Cook, wobei sich eine sorgenvolle Falte auf seiner Stirn bildet. Ob er sich dabei um sein neues Küchenmitglied oder unseren ersten Maat sorgen macht, vermag ich jedoch nur zu raten.

"Sie kennen sich scheinbar von früher." erwidere ich ausweichend, da es mir kaum zusteht die Geschichte der Beiden hier zu offenbaren. Das war eine Sache, die zwischen den beiden geklärt werden muss. Ich wende mich wieder der Karte zu und frage stattdessen, "Wie macht sich unser Neuzugang so?"

"Bin mir nicht sicher, ob er sich für die Arbeit hier draußen eignet. Ich meine, meine Küche ist der größte Schonraum den ich bieten kann. Doch von seiner Handhabung bin ich mir nicht sicher, wie viel er in seinem Leben schon gearbeitet hat." meint Cook und bläst einen weiteren Rauchschwall in unser Versammlungszimmer. "Außerdem hat er etwas an sich. Du weißt schon diese sanfte Schönheit und Güte eines adligen Jungen." "Könnte mich nicht daran erinnern, dass Kal so was je besessen hat." murmle ich in mich hinein, wodurch ich den Koch zum Lachen bringe. "Magst Recht haben. Aber Emil ist nun mal nicht Kal und außerdem hatte der dich damals an seiner Seite. Er stand unter deinem Schutz, weshalb sich niemand an ihn heran gewagt hat. Emil hat so jemanden nicht."

"Doch hat er." in diesem Moment tritt Kalvin in das Zimmer und nimmt seinen Hut ab, bevor er seinen Mantel ablegt. "Ich schicke jeden persönlich über die Planke, der Hand an ihn legt." knurrt er düster und Cook hebt abwehrend die Hände. "Bleib ruhig. Vielleicht solltest du dich als erstes über die Planke..."

"Genug! Beide." herrsche ich sie an und richte mich zu meiner vollen Größe auf. "Eure Sorge in allen Ehren, doch wir haben größere Probleme." füge ich hinzu, gerade als Enja und Chris eintreten. "Dann können wir jetzt beginnen."

Ich bedeute allen sich zu setzen, während ich mich mit verschränkten Armen über die Karte beuge. "Da wir das Angebot der Krone ausgeschlagen haben, müssen wir überlegen, was wir als nächstes tun. Einen Hafen anfahren können wir erstmal nicht mehr, zumindest keinen auf diesem Ozean und außerdem brauchen wir gewisse Rücklagen." eröffne ich die Versammlung und Kalvin nickt zustimmend, bevor er sich vorbeugt und eine der Handelsruten der Krone antippt. "Der Kreuzer kommt genau auf uns zu. Wenn wir auf diesem Kurs bleiben, müssten wir ihn abfangen und Kapern können. Er kommt voll beladen aus einer der Kolonien und hat garantiert noch nicht die neue Ausrüstung, mit der die Schiffe ausgestattet sind, die momentan aus dem Hafen auslaufen. Dann können wir zur Insel der Könige fahren." schlägt er vor und Enja beugt sich ebenfalls vor.

"Ich weiß nicht, auf uns zieht ein Sturm zu und die Strömungen sind schon bei günstigem Wind eine Herausforderung." wendet Cook ein, doch meine Freundin wirft ihm einen missbilligenden Blick zu. "Bitte. Ich bin diese Strecke schon unzählige Male gesegelt. Außerdem wird uns niemand dahin verfolgen. Wenn wir erstmal die Bucht der Toten durchquert haben, sollten wir vor allen in Sicherheit sein." meint sie und fährt mit dem Finger über die Handelsroute. "Wie viel Fracht hat das Schiff geladen?" fragt sie dann nach und sieht zu Kalvin. "Es ist einer ihrer neusten Frachter. Größer und mit mehr Laderaum, allerdings eine kleinere Crew und unserem Dreimaster hat der wenig im Tempo entgegen zu setzen. Dir Krone ist träge geworden. Sie setzen auf langsamere Schiffe, die mehr Ladung tragen können." meint er und ich nicke zustimmend.

Cook scheint noch immer nicht ganz überzeugt, doch er schweigt und ich sehe ihn fragend an, um ihm die Möglichkeit zum Sprechen zu geben. Doch er grinst nur schief. "Ich bin nur der Koch Boss. Wenn die beiden sagen, dass sie das Schiff Heim gesteuert bekommen, dann werde ich nix sagen." erwidert er und ich nicke, bevor ich meinen Blick zu Chris wende, der allerdings nur schweigend auf die Sternenkarte sieht, die neben meiner Seekarte liegt.

"Gut. Dann sind sich alle einig?" Keiner erwidert etwas und ich setze mich ebenfalls. "Gut, dann lasst uns Mal die Aufgaben verteilen. Cook, ich will dass du die Vorräte vorsorglich rationierst. Falls wir nicht zur Insel der Könige durchkommen müssen wir versuchen uns bis zur Ostküste des Landes durchzuschlagen und dort in der Fischerstadt anlegen. Enja, du setzt Kurs auf das Handelsschiff und Kalvin, ich will, dass alle Männer und Frauen bereit zum Entern sind. Ich will einen reibungslosen Beutezug. Der letzte hat genug Verluste mit sich gebracht und Chris." Der junge Arzt sieht auf und nickt langsam. "Sorg einfach dafür, dass wir überleben." Er erwidert meinen Blick schüchtern, lächelt aber.

"Gut. Ihr seid entlassen. Kal, du informierst Morgen in der Früh die Crew." sage ich noch, bevor die anderen den Versammlungsraum verlassen und nur Enja mit mir zurückbleibt.

Sie steht auf und tritt ans Fenster. "Wir waren schon lange nicht mehr Daheim." sagt sie sanft und ich stehe auf, um hinter sie zu treten und sie sanft zu umarmen. "Unser Weg hat uns um die halbe Welt geführt." stimme ich ihr zu und sie lächelt sanft, während sie sich an mich schmiegt und wir beide auf den weiten und dunklen Ozean heraus blicken. "Ich hätte nie gedacht, dass wir es einmal soweit bringen." wispert sie und ich vergrabe meinen Kopf an ihrer Schulter, um den Geruch nach Meerwasser aus ihren Kleidern aufzunehmen. "Hattest du so wenig vertrauen in uns?" necke ich sie. Sacht dreht sich Enja in meinen Armen um und lächelt. "Natürlich nicht Kaiserin." erwidert sie und gibt mir einen Kuss auf die Wange. "Na komm. Wir sollten zu Bett gehen."

Das Gesetz der Hohen SeeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt