- Gemeinsam bis zum letzten Atemzug -

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"Das übernehmen wir!" ertönt Enjas Stimme, die sich in diesem Moment zu mir hinüber schwingt und lächelt. "Du weißt doch, bis in den Tod und darüber hinaus." fährt sie fort, bevor ich erwidern kann und ich weiß, dass ich sie nicht umstimmen werde, also nicke ich langsam.

Dann sehe ich zu Kalvin, bevor ich den letzten Enterhaken von der Reling löse. "Es war mir eine Ehre Seite an Seite mit dir zu kämpfen. Bring die Dochers nach Hause und lass unseren Traum leben." rufe ich zu ihm hinüber, bevor ich vor ihm salutiere. "Hiermit ernenne ich dich Kalvin zum Kapitän der Dochers, möge der Wind dich besseren Zeiten entgegen tragen."

Dann wird der Abstand zwischen den Schiffen größer und ich lächle Enja zu und nicke leicht. "Du weißt, dass wir mit diesem Schiff untergehen werden?" "Ja, aber das andere wird das auch tun." erwidert Enja gelassen und streckt die Hand nach mir aus, während ich mir verbiete zur Dochers zurück zu sehen. Ich war dreizehn gewesen, als ich auf dem Schiff angeheuert habe. Ich hatte für mein Recht gekämpft dort zu sein. Ich hatte meine Gesetze geschrieben, um jenen die wie ich Träume hatten, die in der Gesellschaft nicht akzeptiert waren, eine Zuflucht zu bieten und nun würde ich mein Leben für die Bewahrung dieses Traumes lassen. Es erschien mir nur gerecht.

Sanft verschränke ich unsere Finger miteinander und stelle mich hinter sie. Mein Arm wandert sacht um ihre Taille und ich lächle sanft. So oft hatte ich so hinter ihr gestanden, während die Welt uns zu Füßen lag und die einzige Grenze der Horizont war. Enjas Körper ist warm und sie riecht nach der salzige See. Ihre kurzen Haare tanzen im Wind und ich schließe kurz die Augen.

"Erwarte deine letzten Befehle Käpt'n" reißt sie mich aus meinen Gedanken und ich muss unweigerlich Lächeln.

Unser Leben war erfüllt gewesen. Ich hatte durch Zufall gehört, dass sie an einem Schiff anheuern wollte und ihr das Angebot gemacht zur Dochers zu kommen. Sie war eine der besten und begabtesten Steuerfrauen, die ich je kennengelernt hatte und es dauerte nicht lange, bis ich ihr im stillen mein Herz schenkte. Es hatte gedauert bis ich mich getraut hatte, ihr diese zu offenbaren und zu meiner Überraschung war sie nicht abgeneigt gewesen. Wir waren so unterschiedlich und doch so ähnlich, dass ich mich mit jedem Tag von neuem in sie verliebte.

"Halt genau auf das Schiff zu. Wir wollen einen frontalen Zusammenstoß." sage ich leise, dass meine Worte fast im Donnern der Kanonen untergehen. Das Schlachtschiff hatte uns vollkommen ins Visier genommen, doch schien nicht zu wissen, ob wir nun Freund oder Feind waren. Die Kanonenschüsse waren ungenau und schienen eher eine Warnung zu sein noch näher zu kommen, doch uns war diese Warnung egal.

"Zusammenstoß in wenigen Augenblicken."

"Ich liebe dich Enja." "Ich dich auch Rubina, bis zu unserem letzten Atemzug und noch lange darüber hinaus."

Dann folgt der Zusammenstoß, dass Holz Splittert unter ohrenbetäubendem Krachen und ich ziehe meine Gefährtin an mich. Wir springen von Bord und ins Wasser, dass uns kalt und strudelnd Willkommen heißt. Unsere Finger verflechten sich ineinander, während wir zusehen, wie sich die beiden Giganten ineinander verkeilen und zu sinken beginnen. Neben uns springen immer mehr Besatzungsmitglieder ins Wasser, um ihr Leben zumindest vorübergehend zu retten und Enja sieht zu mir hinüber.

"Das war es dann also?" fragt sie leise, während sie sich mit kräftigen Zügen über Wasser hält und ich schließe die Augen, bevor ich meinen Blick zum Himmel wende. Über uns funkeln die Sterne und ich nicke langsam. Wir waren zu weit vom Ufer entfernt um zu schwimmen und in unserer Umgebung gab es kein Schiff, dass uns an Bord nehmen würde, weshalb uns wohl keine Optionen blieben. Über uns brachen die Schiffe in sich zusammen und schlugen hohe Wellen, die uns fast auseinander gespült hätten, doch in letzter Sekunde griff ich nach Enjas Hand und zog sich an mich. 

"Bereit?" frage ich sie leise und ohne Furcht. Solange wir beide zusammen sein würden, fürchtete ich nichts. Sanft schlingt sie ihre Arme um meinen Hals und nickt. "Bis zum letzten Atemzug." "Und darüber hinaus." "Schwöre ich dir treue." "Und wiege Liebe." wiederholen wir unseren Treueschwur, den wir vor wenigen Monaten geleistet hatten und ich beuge mich sanft vor, um sie liebevoll zu küssen. Ihre Lippen sind nass und salzig, doch das stört mich nicht.

Dann hören wir auf zu schwimmen und ich schlinge meine Arme um sie, während wir zu sinken beginnen. Das Wasser schlägt über uns zusammen und ich ziehe sie enger an mich.

Das war also das Ende.

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Gerade als mein Bewusstsein zu schwinden beginnt, packt mich etwas unter den Armen und ich spüre am Rande, wie ich an die Oberfläche gezogen werde. Neben mir schnappt jemand nach Luft und ich hole ebenfalls keuchend Luft, bevor ich mir das Wasser aus den Augen wische. "Kalvin." Keuche ich, während ich noch immer verarbeite, was gerade passiert ist. Neben mir hält Cook Enja über Wasser, die ebenfalls gerade die Augen öffnet.

"Hast doch nicht gedacht, dass wir euch einfach so sterben lassen Käpt'n" meint der Koch grinsend und deutet mit der Hand auf das Schiff hinter uns, in dem Emilian und Chris uns bereits mit Decken und besorgten Gesichtern erwarten.

Mein Blick wandert hoch zu den Sternen und ich sehe eine Sternschnuppe.

Das Gesetz der Hohen SeeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt