- Sonnenschein -

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Die Sonne scheint in meine Kajüte, während ich am Fenster stehe und mein Hemd zuknöpfe. Hinter mir im Bett beginnt Enja sich langsam zu bewegen und ich drehe mich grinsend zu ihr um.

"Guten Morgen du Murmeltier." begrüße ich, während ich sie beobachte. Sie zieht die Decke um ihre Schultern, bevor sie sich mit einer Hand durch die dunklen Haare fährt und diese dadurch nur noch mehr in Unordnung bringt. "Morgen." gibt sie gähnend zurück und ich schüttle leicht den Kopf, bevor ich mich wieder meiner Kleidung widme.

"Ich kann nicht glauben, dass ich zugestimmt habe mich an dich zu binden." sagt Enja, während sie sich nun doch aus der Decke schält und zu mir hinüber tappt. "Und noch weniger kann ich glauben, dass du dich endlich getraut hast mich zu fragen." Ich schnaube nur leise bei diesem neckenden Kommentar und lege ihr einen Arm um die Taille, um sie an mich zu ziehen. Ihre Hände finden den Weg in meine Haare und ich grinse sie triumphierend an. "Ich wusste, dass du nicht nein sagen würdest." wispere ich ihr ins Ohr, wofür ich einen Schlag auf den Arm erhalte. "Sei gefälligst nicht so selbstgefällig." schimpft sie mich aus, doch bevor sie weiter sprechen kann, beuge ich mich vor und gebe ihr einen sanften Kuss. "Ich lieb dich auch." Eine Weile verharren wir so, bevor Enja sich langsam von mir löst und ihre eigenen Sachen greift.

"Lass bloß Cook nicht hören, dass ich heute Nacht bei dir geschlafen habe. Der prophezeit uns sonst Unglück oder ewig schlaflose Nächte." ändert die Steuerfrau das Thema, während sie ihr eigenes Hemd zuknöpft und ihre Weste überstreift. Ich antworte nur mit einem leisen Schnauben, so sehr ich unseren Koch auch schätze, manchmal ist er zu abergläubisch für sein eigenes Wohl. "Solange er mir die Mannschaft nicht unruhig macht. Wir sind schließlich nur noch eine Tagesreise von der Insel der Verbannten entfernt, da kann ich keine gedrückte Stimmung brauchen." "Pragmatikerin." ist alles was Enja erwidert, bevor sie aus der Kajüte verschwindet, um zu essen und ihren täglichen Pflichten nachzukommen.

Ich selbst vertiefe mich in Papierkram, bis es leise an der Tür klopft und ich aufsehe. "Herein." rufe ich und ziehe nachdenklich die Augenbrauen hoch, als Emilian eintritt. Seit wir los gesegelt sind, hat er sich verändert. Seine Haare sind länger und seine Gesichtsfarbe wirkt gesünder, die unnatürliche Blässe ist verschwunden, außerdem umgibt ihn eine sanfte und ruhige Aura, die kaum noch an den schüchternen Jungen erinnert, der an Bord gekommen ist. Die Arbeit bei Chris scheint ihm gut zu tun, zumindest sagt Kalvin das immer wieder und ich bin froh, dass der Junge einen Platz in unserer Mitte gefunden hat.

"Was brauchst du?" "Kalvin schickt mich, damit ich dich zum Anziehen schicke." meint Emilian ruhig und lächelt sanft. Scheinbar hatte mein erster Maat vermutet, dass ich den angesetzten Zeitpunkt meiner eigenen Arbeit über den Seekarten vergesse, wobei er vielleicht nicht ganz unrecht hatte. Ich erwidere das Lächeln und nicke dann. "Du kannst Kal ausrichten, dass ich in wenigen Minuten bei euch sein werde." verspreche ich ihm und sehe den Kleineren nach, als er aus dem Raum huscht.

Ich erhebe mich langsam und richte mein weißes Hemd, bevor ich meinen roten Mantel greife und ihn überstreife. Sorgfältig streiche ich den Stoff glatt und kämme mit den Fingern meine roten Haare sorgsam durch, bevor ich meinen Hut darauf platziere und den Säbel um meine Taille gürte. Ein letzter Blick in den Spiegel und ich atme tief durch, bevor ich mich auf den Weg an Deck mache.

Die gesamte Mannschaft ist bereits versammelt und steht Spalier, während Kalvin uns am Bug erwartet. Enja steht ebenfalls schon bereit und zwinkert mir zu. Cook hat anscheinend Anstalten unternommen, um ihre kurzen und immer zerzausten Haare zu bändigen, so dass diese halbwegs ordentlich waren. Sanft strecke ich ihr meine Hand entgegen und zwinkere ihr zu. "Bereit?" "Ich wurde bereit geboren." Mit diesen Worten verschränkt sie unsere Finger, während irgendwo Achtern eine Violine zu spielen beginnt.

Ich führe meine Gefährtin den Gang entlang, der gesäumt von unseren Crewmitgliedern, unseren Freunden, unserer Familie, ist und lächle leicht. Dieser Moment macht jeden anderen der tausenden Wert, die ich hier um habe kämpfen müssen. Auf der hohen See schreiben wir unser eigenes Gesetz, doch auch das muss durchgesetzt werden und Kalvin und ich haben Tag um Tag, Woche um Woche dafür gekämpft, dass die Dochers ein Ort voller Toleranz und Offenheit geworden ist. Nachdem das geschafft war, erkämpften wir uns Rang und Namen in der Welt der Piraten, man sollte sich an uns erinnern, als die gefährlichsten und gefürchtetsten, aber auch als jene, die eine Kehrtwende im Denken brachten.

In dem Moment, in dem ich Seite an Seite mit Enja zum Bug hinab schreite, habe ich das Gefühl, dass wir dieses Ziel endlich nach all den Jahren erreicht haben. Kalvin lächelt, ein Umstand der einst so selten war, wie ein Gewitter bei strahlendem Sonnenschein, doch seit auch er wieder mit seinem Anker, seinem Lebensinhalt, seiner Liebe vereint ist, scheint er sich zu öffnen. Es ist als ob er sich endlich erlaubt ebenfalls ein kleines bisschen Glückseligkeit zu finden.

Die Sonne scheint auf uns hinab, während die Wellen das Schiff sanft hin und her schaukeln und diesem Moment bin ich einfach nur glücklich.

Das Gesetz der Hohen SeeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt