🌊Kapitel 6

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~ Nuku'alofa; Bookstore ~

Überall stapelten sich Berge von alten Büchern.

Auf Tischen, in Regalen, auf Stühlen unf sogar auf dem dreckigen Boden, der so aussah, als würde er seit mindestens drei Jahrhunderten ohne eine Reinigung existieren. Bei manchen Büchern löste sich der fleckige Einband, andere hatten gar keinen mehr.

Hongjoong musste aufpassen, das er auf keine lose Seite trat, sammelte jeden Fetzen auf seinem Weg durch das Labyrinth aus Büchern auf und legte sie ordentlich irgendwo ab, um zu verhindern das noch andere dreckige Stiefel die verblichenen Seiten verdreckten und die filligrane schmale Schrift nicht komplett unleserlich machten.

Der Archäologe musste mehrmals niesen, weil ihm eine Staubwolke in die Nase stieg, wann immer er neugierig eines der Bücher aufklappte und ein wenig darin las. Sie waren in den unterschiedlichsten Sprachen geschrieben, manche auf Englisch, auf Spanisch, auf Arabisch, auf Chinesisch, auf Hawaiianisch und Sprachen, die Hongjoong nicht einmal kannte.

Viele erzählten Geschichten von Göttern, Monstern und Helden, manche auch von Piraten und längst verschwundenen Kulturen. Hongjoong könnte hier Monate verbringen und nur lesen, das Wissen wie ein Schwamm in sich aufsaugen. Schließlich war Wissen schon immer das absolut wertvollste auf der Welt. Wer braucht schon Geld, wenn er alles über eine Person wusste und sie zu allem bringen konnte? Niemand.

Weiter hinten im Laden, verborgen in einer dunklen Ecke und mit Spinnenweben behangen, entdeckte Hongjoong ein altes Ölgemälde. Der schwere hölzerne Rahmen war weiß von Staub, trotzdem konnte man das Bild noch genau erkennen.

Es war ein altes spanisches Schiff, ein Dreimaster mit relativ wenig Tiefgang. Die weißen Leinensegel wurden vom Wind gebläht und Wellen wogten auf und ab, schlugen und drückten gegen den Rumpf. Am Bug befand sich die Figur einer zarten Meerjungfrau, am Hauptmast flatterte über dem Krähennest die spanische Flagge. Kleine Figuren waren malerisch über Deck und Tagelage verteilt, sie stellten wahrscheinlich die Crew da. Möwen kreisten um das Schiff, sie schienen nicht weit von einer Insel entfernt zu sein.

Hongjoong musste die Augen zusammenkneifen aber er konnte den Namen des Schiffes entziffern. In goldenen Lettern stand elegant geschwungen Esperanza am Heck.

"Isn't she beautiful?" Der Weißhaarige wirbelte mit einem überraschten Aufschrei herum und starrte mit weit aufgerissenen Augen auf den alten Mann, der sich lautlos von hinten angeschlichen hatte.

Der Alte grinste ihn an, offenbarte dabei einen fehlenden Schneidezahn und gelbe Zähne, seine Augen jedoch funkelten merkwürdig jung:"I'm sorry, ich wollte dich nicht erschrecken." Hongjoong nickte, immer noch leicht unter Adrenalin und wechselte sofort zurück in das Spanisch, das der Mann anscheinend sprach:"Was ist ihre Geschichte?"

"Die Esperanza? Warum bist du an ihr interessiert?" Der Archäologe zuckte mit seinen Schultern:"Einfach so." Der Mann lachte und strich sich durch seine schmutziggrauen langen Haare:"Die Esperanza ist -"

Hongjoong's Handy klingelte.

"Raise the anchor, put away your dark hearts
Wherever it is, we can go
We can be whatever we want, just follow us
Raise your hands up high
You and me, under these burning lights, to the bright place"

"Sorry, ich geh schnell ran. Wooyoung! Was?!"

"Hyung, wo bist du? Wir finden dich nirgendwo."

"In einem Buchladen irgendwo in der Altstadt? Was ist los?"

"Naja, wir wollten zurück ins Hotel und den Pool ausprobieren aber ich will nicht mit San alleine sein."

"Wieso nicht? Hat er was angestellt?"

"Naja", Hongjoong konnte hören, wie er sich in Bewegung setzte, "Yunho und Mingi sind ja verlobt und knutschen die ganze Zeit rum, wetten das sie irgendwann heimlich aus dem Pool klettern um irgendwo Sex zu haben? Und Sannie und ich...well, wir haben kein Label auf unserer Beziehung. Ich weiß nicht mal was wir haben. Aber er hat mehrmals angedeutet das er nicht abgeneigt wäre, also, mit mir...rumzumachen? Und geküsst haben wir uns auch mal? Keine Ahnung? Und ich hab Angst, das wir dann eskalieren wenn wir alleine sind. Hyung, bitte hilf mir."

Hongjoong fluchte leise:"Okay Woo, ich konme. Ich nehme den schnellsten Weg zurück zum Hotel. Versucht, nicht ohne mich in den Pool zu gehen, ja?"

"Danke Hyung! Ich hab dich lieb!" Wooyoung klang erleichtert.

"Ich weiß. Bye Baby." Hongjoong legte auf und drehte sich zu dem alten Mann:"Ich muss leider los..."
"Morgen Abend, im Pub The dancing whale. Sei nicht zu spät, Junge."

Der Weißhaarige nickte erleichtert, bevor er den Laden verließ und seine Navigations-App öffnete.

Zeit, Wooyoung zu retten.

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ᵘʷᵘ ⁱ'ᵐ ᵉˣᶜⁱᵗᵉᵈ

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