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JIMIN P.O.V

Noch immer ist Jungkook bei mir im Zimmer. Er will einfach nicht gehen. Ich meine es stört mich nicht das er hier ist. Es ist nur ungewohnt, da ich immer dachte er würde mich hassen.
Vielleicht tut er das ja auch noch und spielt nur mit mir. Wobei ich mir das irgendwie nicht wirklich vorstellen kann. Dafür hat er sich in letzter zeit zu oft anders verhalten.

Während ich Jungkook so betrachte, frage ich mich wie es dazu kommen konnte das sie aus ihrem alten Rudel geworfen wurden. Denn irgendwas müssen sie getan haben. Niemand wird einfach so aus seinem Rudel gejagt.

Ob ich ihn fragen sollte?
Aber was ist, wenn er meine Frage falsch aufnimmt und wieder anfängt mich zu ignorieren.
Habe ich überhaupt das recht dazu ihn so auszufragen?
Immerhin ist es deren Sache.
Es geht mich so gesehen überhaupt nichts an.

Ein gewisses Interesse habe ich trotzdem.
Nachdenklich sehe ich auf meine Hände, auf denen noch immer Jungkook's Hand liegt.
Nicht ganz sicher ob ich wirklich fragen sollte kaue ich auf meiner Unterlippe herum.

"Was überlegst du denn schon wieder?" lässt mich die Stimme den größeren wieder aufsehen. Jungkook sieht mich mit einem Liebevollen aber auch fragendem Blick an.

Soll ich ihn wirklich fragen?

"Ach nichts." schüttle ich den Kopf und versuche seinem Blick auszuweichen. Jungkook drückt meine Hand etwas, was mich wieder zu ihm sehen lässt.

"Sag schon, was bedrückt dich?"
"I-Ich habe mich nur gefragt warum ihr euer Rudel wirklich verlassen musstet." sage ich dann doch leise.
Ich habe angst vor seiner Reaktion. 
Angst das er wütend auf mich wird.
Vielleicht habe ich eine empfindliche stelle getroffen.

"Vergiss das einfach wieder! Das geht mich auch gar nichts an!" meine ich schnell, schaue danach aus dem Fenster.

Jungkook seufzt kurz, rutscht danach noch etwas näher an mich heran.
"Sieh mich an Jimin." bittet er mich.
Langsam drehe ich mich wieder zu ihm. Anders als erwartet sieht er mich mit einem leichten Lächeln an. Etwas verwirrt lege ich meinen Kopf schief.

"Du hast jedes recht dazu mich das zu fragen. Ich hab dich schließlich auch nach deiner Vergangenheit gefragt."
Irgendwie beruhigt mich seine Aussage. Es ist so gesehen nur fair das er mir auch von seiner Vergangenheit erzählt, nachdem ich ihm meine erzählt habe.

Bevor er anfängt mir seine Geschichte zu erzählen atmet er noch einmal tief durch, schließt dabei die Augen.
Seine Stimmung ändert sich.
Seine Aura ist angespannt und er beginnt sich schuldig zu fühlen.

Jungkook geht das ganze noch immer sehr nahe und er weiß nicht wie er damit umgehen soll. Diese Geschichte nimmt ihn sehr mit, das kann ich spüren.

"Du weißt doch noch, dass wir euch erzählt haben, das uns der Verrat an unserem Rudel angehängt wurde, oder?"
Still nicke ich.

"Das entspricht nicht ganz der Wahrheit." fährt er mit seiner Erzählung weiter.

"Du musst wissen das wir zu dem Hartono Rudel gehören, oder gehört haben."

Ungläubig starre ich Jungkook an.
Das kann unmöglich wahr sein.
Das Hartono Rudel ist ein der größten und Mächtigsten Rudel.
Jemand der es wagen sollte dieses Rudel zu verraten wird auf der Stelle getötet.
Aber wie haben sie es geschafft dieser Strafe zu entkommen?

"Du weiß was in diesem Rudel normalerwiese mit Abtrünnigen passiert, nicht wahr?" wieder kann ich nur nicken. Ich weiß nicht was ich dazu sagen sollte. Oder ob ich überhaupt etwas sagen sollte, ich will Jungkook nämlich nicht unterbrechen, wenn er mir schon von seiner Vergangenheit erzählt.

"Vorerst solltest du wissen das Namjoon, Haseok und ich mit den Söhnen des Rudelführers gut befreundet waren. Es gab nie Probleme und der Anführer hat uns als seine eigenen Söhne betrachtet, da wir, oder besser gesagt ich, keine Eltern mehr hatte. Ich war ihnen auch wirklich dankbar, habe alles für sie gemacht, egal was es war."

Bei seiner letzten aussage verdunkelt sich sein Gesichtsausdruck und auch seine Aura nimmt eine unheimliche Atmosphäre an.
Ich trau mich nicht nachzufragen.
Aber das muss ich auch nicht, da ich mir denken kann was er machen musste.

"Sie haben mir für ihre Drecksarbeit benutzt. Ich musste die Leute beseitigen, die sich den Regeln widersetzt haben. Musste sie hinterrücks angreifen. Das ist auch der Grund warum ich immer hinter euch Laufe. Ich will nicht das ihr aus dem Hinterhalt angegriffen werdet. Lieber bin ich der erste, als das noch mehr wegen mir sterben müssen."

Jungkook macht eine Pause.
Er muss sich zuerst beruhigen, bevor er weiter reden kann.
Ermutigend drücke ich seine Hand, die noch immer in meinen liegt.
Jetzt beginnt er traurig zu lächeln. 

"Das wir unser Rudel verlassen mussten war allein meine Schuld, da haben Namjoon und Hobi recht. Trotz dessen das es ein Unfall war, ist es noch immer meine Schuld gewesen. Ich hätte an dem Abend nicht mit ihm zur Klippe gehen sollen. Das war alles meine Schuld!"

Jungkook beginnt zu schluchzen und ihm läuft eine Träne über die Wangen.
Er hat dieses Ereignis noch immer nicht verarbeitet.
Und die Tatsache das er sich die Schuld gibt macht es nicht besser.

"Jung-"
"Ich wusste das es gefährlich ist bei starkem Regen zu dieser Klippe zu gehen, doch er wollte es so gerne. Ich konnte ihm noch nie einen Wunsch abschlagen. Er war wie ein kleiner Bruder für mich. Ich hätte alles für ihn getan! Alles!"
Unterbricht er mich, bevor ich etwas dazu sagen konnte.
Es tut mir weh ihn so zerstört zu sehen, allein durch die Erinnerung an das was passiert ist.
Das einzige was ich in diesem Moment tuen konnte war Jungkook in meine Arme zu ziehen.
Mein Körper brennt nicht, er tut nicht weh. Das einzige was ich spüre ist ein Kribbeln in meiner Bauchgegend. Ein angenehm warmes Gefühl, welches in mir ausbreitet. Dieses Gefühl macht mich unheimlich glücklich.

"E--er ging zu nah an-- an den Abgrund. Der Vorsprung unter ihm ist abgebrochen und--und--." Jungkook verschluckt sich an seinem schluchzen, muss deshalb aufhören zu sprechen.
Mehr muss er auch nicht sagen. Ich kann mir denken was als nächstes passiert ist.

"Was ich nicht wusste war das uns jemand gefolgt ist. Er hat dem Oberhaupt erzählt ich hätte seinen Sohn von der Klippe gestoßen. Daraufhin wollte er mich leiden lassen und mich sterben sehen. Jedoch konnten Namjoon und Hoseok ihn dazu überreden mich am Leben zu lassen, wenn wir sein Rudel verlassen und nie wieder auch nur in die Nähe von diesem kommen. So haben wir unser Rudel verlassen und sind schlussendlich bei euch gelandet."

BTS Wild forestsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt