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Ich war bestimmt eine Stunde ziellos umhergestreift, bis mich dann doch ein unsichtbares Band nach Hause gezogen hatte. Noch hatte ich nicht alle Antworten auf meine vielen Fragen und auch keinen Masterplan. Allerdings wusste ich auch das ich nach Hause musste. Es ist schwer das in Worte zu fassen aber ich hatte das Gefühl das ich gebraucht werde. Mit inzwischen zielsicherem Schritt erreichte ich in ca. 10min mein Haus. Schon als ich noch einige Meter davon entfernt war, bemerkte ich einen Geruch der mich in Angst und Schrecken versetzte. Ich konnte Blut riechen. Ihr Blut. Das war ganz klar ihres. Von einem animalischen Reflex heraus übernahm Odin augenblicklich die Führung und wir rannten zu ihr. Vor Verzweiflung und Angst rasend war Odin allerdings, sehr wohl noch in der Lage die Umgebung im Auge zu behalten und auf eventuelle Angreifer zu achten. Was zum Teufel war nur passiert?, in mir tobte eine Angst die ich noch nie so verspürt habe.

In weniger als 5 Sekunden war ich im Flur. Der Geruch ihres Blutes war für mich unerträglich, und fast schon mechanisch folgte ich ihm. Sie war in ihrem Zimmer. Voller mir fremder Gefühle und mit bis zum Zerreißen angespannten Sehnen öffnete ich die Tür, auf jede Bedrohung vorbereitet.

Was ich allerdings sah raubte mir den Atem. Für eine Sekunde war ich wie erstarrt. Ich konnte mir die Szene die ich vorfand nicht begreiflich machen. Gefühle strömten mit einer Heftigkeit auf mich ein die ich nicht vermöglich gehallten habe. Ich spürte blankes Entsetzen. Meine kleine Mate lag auf ihrem Bett worunter sich unter ihrem dünnen, so gebrechlichen linken Unterarm hatte sich ein Blutlache gebildet. Ich konnte mir nicht erklären was hier passiert ist, auch wenn es mehr oder weniger auch für den Dümmsten ersichtlich war. Als mein Blick sich endlich von meiner kleinen Mate löste, nach einer gefühlten Ewigkeit die ich damit verbrachte mich zu überzeugen das sie noch atmete, entdeckte ich die Rasierklinge auf dem Boden. Sie war ebenfalls von ihrem Blut befleckt. Da konnte sogar ich mir begreiflich machen was hier passiert war. Meine lähmende Angst vermischte sich jetzt mit Enttäuschung und einem Gefühl der Ohnmacht, warum hatte sie sich das angetan. Warum hatte sie mir so etwas abgetan.

Ich ging auf sie zu, je näher ich zu ihr kam desto deutlicher konnte ich hören das ihr gebrechliches Herz noch schlug, sehr schwach aber es schlug. Ein Rest Vernunft meldete sich in mir zu Wort, wir Werwölfe können uns nicht ... , was soll das warum wage ich es nicht diesen Gedanken zu ende zu denken. War das ihr Ziel gewesen? „Meine Kleine, was machst du nur für Sachen?", fragte ins Leere in der Hoffnung das sie mir vielleicht antwortet. Das war nicht der Fall. Verdammt E du musst was unternehmen, lass sie nicht leiden! Wir müssen sie doch beschützen!

Damit hatte Odin absolut Recht und verletzte mich auch ein Stück weit. Der einzige Ausweg den ich gerade vor mir sah war der nach Trace und seiner Mate Abby zu rufen. ‚Trace ich brauch dich und Abby. SOFORT', dieser Botschaft verlieh ich mit meiner Alphastimme einen Nachdruck der keinen Aufschub duldete und so waren die beiden in wenigen Minuten bei mir. Als Abby Emilia sah zog sie scharf die Luft ein. Trace unser Heiler und ein erfahrener Kriegsarzt brachte nichts so leicht aus der Ruhe. Er trat einen Schritt in den Raum und beurteilte schnell die Situation. „Abby komm her, messe ihren Puls und heb ihren linken Arm so das ich ihn sehen kann, triff nicht in die Rasierklinge."

Für diese schnelle Auffassungsgabe bewunderte ich Trace, sie machte ihn zu einem sehr guten Arzt und Krieger. Was mich immer wieder aufs neu beeindruckt. Er wusste das er sie besser nicht berühren sollte und ich deshalb auch nach Abby geschickt hatte, dass alles nahm er still zur Kenntnis. Ich konnte zwar sehen das Abby nicht gleich wusste was Sache war, aber nach einer kleinen Weile in der Trace mit ihr per Mindlink geredet haben musste, kahm sie seinen Aufforderungen nach.

„Okey ihr Puls ist schwach, aber die Wunden sind teils schon wieder verheilt. Keinen Grund zur Sorge Alpha sie hat sich nicht ernsthaft verletzt. Ihr Körper wird sich wieder selbst regenerieren.", teilte mir Trace nach einer Weile mit. Kaum hatte er die Worte gesagt konnte ich ein kleines Zögern bemerken, das mich verunsicherte. Natürlich hätte ich das nie zugegeben aber dieses Gefühl war dar. „Spucks aus ich will wissen was du denkst!", forderte ich Trace auf. Ich konnte förmlich sehen wie er kurz mit seiner Frau etwas besprach die darauf hin nickte. „Können wir wo anders hin gehen, Alpha? Ich denke nicht, dass das was ich zusagen habe für alle Ohren gedacht ist." Diese Aussage machte mich erstrecht unruhig, schnell vielleicht eine Spur zu schnell nickte ich. „Abby wird sich um sie kümmern!" versuchte Trace sanft auf mich ein zu reden. Also drehte ich den Blick von meiner kleinen Mate weg und führte Trace in mein Privates Büro. Dort bot ich Trace den Stuhl mir gegenüber an und setze ich mich, wobei ich den Drang versuchte zu ignorieren das ich zu ihr muss. So saß ich ihm also gegenüber und wartete drauf das er sich mir erklärte. Ich konnte erkennen das Trace dabei war seine Worte mich bedacht zu wählen, als er endlich begann: „Ich weiß, dass das für dich die Höhle sein muss deine Mate so zu sehen.", er betrachtete mich eindringlich. „Ich kann sehen das sie, in ihrem Leben schon viel schreckliches erlebt hat. Sie ist eine stark gepeinigte Seele."

Ich wusste das Trace die Gefühle seiner Patienten mit Körperkontakt lesen konnte, aber nicht das er durch Abby auch dazu in der Lage war. „Was hast du gesehen?", ich war mir nicht sicher ob ich die Antwort wirklich hören wollte. „Sehr viel Schmerz und Angst. Ihre Seele ist voller Narben aber auch noch offener Wunden. Ihre Dämonen sitzen tief." Von Trace gesagt zu bekommen was ich mir schon gedacht hatte, fiel mir nicht gerade leicht wie konnte er sofort erkennen was ihm verwehrt war. Auch wenn es mehr als unvernünftig war verspürte ich diese Eifersucht auf Trace, er verstand sie. Führ mich lag das so weit in der Fernen das meine Chancen minimal erscheinen, Emilia wirklich kennen zu lernen. In mir wuchs immer mehr der Wunsch ihr ihre Dämonen zu nehmen, woraus auch immer sie bestanden. „Wie kann ich ihr diese Dämonen, nehmen Trace?"

„Das kann ich dir nicht sagen Alpha, aber ich weiß das all diese Probleme überwindbar sind.", meinte Trace mitfühlend. „Das ist nicht so einfach Trace, sie ist mir gegenüber so verschlossen und distanziert!", dieser Mann schaffte es doch tatsächlich das ich fast meine Deckung abnahm. Ich muss mich bremsen ein Alpha zeigt keine Schwäche schon gar nicht Verzweiflung! „Ich hab nicht behauptet das es leicht sein würde!", erwiderte Trace. Ich nickte, mehr für zu mir selbst. Ich musste das endlich richtig in die Hand nehmen. „Trace,...", setzte ich an aber Trace kahm mir schon zuvor ‚Was heute hier passiert wird nie diese Mauern verlassen, geschweigenden meinen oder Abbys Mund!' meinte er per Mindlink zu mir. Dankbar nickte ich ihm zu er hatte mir damit gerade die Demütigung in genau darum zu bitten. Den ich will auf keinen Fall, dass die Rudel ihre zukünftige Luna für schwach und unwürdig hallten.

Trace und Abby verabschiedeten sich daraufhin und zogen sich zurück wobei sie aber noch aufmunternde ehrliche Worte fanden. Trace sprach mir Mut zu was Emilias Zustand betraf und sagte wenn sich irgendetwas dennoch ereignete wäre er sofort wieder da. Auch die eher stille Abby versicherte mir das und bestand noch einmal darauf mir zu sagen, dass ihre Lippenversiegelt sind.

Endlich allein mit meiner kleinen Mate, die Abby wie er feststellen musste gewaschen und umgezogen hatte, sich still in einem vermeidlich traumlosen Schlaf befand. Lange Zeit stand ich bewegungslos in der Zimmertür in der ständigen Sorge das ihr doch etwas passieren konnte. Es war mittlerweile tiefste Nacht aber auch wenn ich so unfassbar müde bin, ich konnte nicht den Blick von ihr nehmen. Ich musste einfach ständig kontrollieren das sie atmete, ihr Herz schlug und sie ruhig schlief. Als mir nach geraumer Zeit das Stehen dann doch zu viel wurde, zog ich mir einen Stuhl an ihr Bett natürlich ohne sie aus den Augen zu lassen. Was konnte diesem kleinen zierlichen Geschöpf passiert sein das sie so gebrandmarkt hat?, diese und noch mehrere solcher Fragen stellte ich mir immer wieder. Doch irgendwann ließ mich der langsam wieder kräftigere Atem und Herzschlag von Emilia ein wenig ruhiger werden und ich schlief daraufhin dann wohl doch, in meinem Stuhl neben ihrem Bett im Sitzen in einen Schlaf.

I'm broken Mate!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt