~4~

896 28 2
                                    

Möglichst leise versuche ich mir was Essbares aus der Küche zu hohlen. Ohne zu übertreiben ich war schon fast am Verhungern. So feige wie ich bin schlich dann in mein Zimmer. "Emilia komm her" kam es aus Dads Arbeitszimmers, als ich daran vorbei ging. Shit er hat mich erwischt. Ich stellte mein Sandwich im Gang auf eine Ablage und fasste meinen Mut zusammen um ins Arbeitszimmer meines Dads zu gehen.

"Ja Dad?", frage ich als ich meinen Kopf zur Tür hinein strecke, "Was gibt's?"

Er saß in hinter seinem Schreibtisch und schloss gerade seinen Laptop der vor im lag "Setz dich Mia wir müssen reden. Ich weiß du willst nicht, aber es muss sein!" er zeigte auf einen der zwei schwarzen Ledersessel die ihm gegenüberstanden. Ich nahm Platz und wartete bis er weitersprach.

"Mia mein Schatz ich will dir was erzählen, und zwar wie ich deine Mutter fand. Weißt du ich war bevor ich sie kennen lernte, einfach unfassbar ...temperamentvoll. Ich hatte mich überhaupt nicht unter Kontrolle, wenn mich irgendwas aufregte. Und ich hatte wirklich Angst, wenn ich meinen Mate gefunden hätte, dass ich mich auch ihr gegenüber nicht unter Kontrolle hätte. Ob sie mich so überhabt lieben konnte, wie ich war. Und weißt du in der Sekunde als ich sie sah, wusste ich das ich für sie alles sein könnte was sie braucht. Verstehst du, was ich damit sagen will? Sie bringt das beste in mir zum Vorschein und macht mich zu einem besseren Menschen. Es ist ein Geschenk der Mondgöttin, seinen Mate zu finden, weil er dich besser macht und du ihn. Du brauchst keine Angst zu haben, dass dein Mate dich nicht versteht, denn das wird er! Und er wird dir seine Welt zu Füßen legen. Mein Schatz ich hab dich lieb, ich will das es dir gut geht." Während er sprach kam er um den Tisch herum und setzte sich neben mich auf den zweiten Stuhl legte seine Hand um mich. Sofort saß ich stock steif neben ihm und versuchte ruhig zu atmen.

Dad der gleich verstand was mir los war und seine Hand von mir wegzog. "Entschuldige mein Schatz ich hab nicht dran gedacht" entschuldigte er sich sofort. "Is schon okey Dad, darf ich in mein Zimmer gehen?" fragte ich in der Hoffnung, dass das Gespräch somit beendet war. Ich merkte das mein Dad mit sich rang aber mich dann doch zögerlich entließ "Okey Kleine aber denk bitte darüber nach was ich gesagt habe, du bist nicht allein. Nie! Ich hab dich lieb" dann gab er mir einen Kuss auf die Stirn und ich ließ es über mich ergehen weil ich wusste das er das jetzt brauchte.

So konnte ich endlich in mein Zimmer gehen. Viel schlimmer als so kaputt wie ich zu sein war es ein Kind zu haben das zerbrochen war. Ich bin fest dieser Überzeugung. Ich musste stark sein auch für sie. Es zuzulassen das sie damit abschließen konnten war mir wichtig. Nein es war zu meiner Hauptaufgabe geworden. Es geht nicht nur um mich!

Lange Zeit nach meiner, ... Abwesenheit brachten sie mich zum Psychiater, weil sie mit mir nicht zurechtkamen. Sie wussten nicht was ich brauchte, wie sie mir helfen konnten. Sie waren schlichtweg überfordert. Ich kann das verstehen ich war in dieser Zeit auch mit allem überfordert, nur langsam konnte ich mich wieder ins Leben kämpfen. Aber ganz konnte mir der Psychiater auch nicht helfen. Ich wollte einfach nicht darüber reden was mir wiederfahren ist, so verbarg ich meine Mangelhaftigkeit tief im letzten Eck meiner Seele.

Morgen würde es so weit sein. ich würde 18 werden. Natürlich weiß ich das ich diese Tatsache nicht verändern kann. Nirgendwo kann ich mich davor verstecken. Ich würde es hinnehmen müssen, den Rest meines Lebens für jemanden Unglück zu bedeuten und mich selbst mit dieser Gewissheit zu quälen. Aber was wenn ich es nicht hinnehmen will? Vielleicht hatte ich doch noch Möglichkeiten. Wäre es nicht viel einfacher das alles zu Beenden? Es gar nicht dazu kommen lassen zu müssen? Dem Fremden und mir eine Last zu ersparen? Ein paar Schnitte an der richtigen Stelle, oder außversehen zu viele Tabletten nehmen? Es wäre eine Option. Während ich meinen Gedanken nach hing bildeten sich immer mehrere Tränen in meinen Augen. War ich für diesen Schritt bereit? Es gab in meinem Leben schon viele Situationen wo ich gehofft hatte, nicht mehr zu leben.

Ich ging um mein Bett herum und verschloss die Tür, wie immer wenn ich es nicht mehr ertrug ich zu sein. Diese Ritual war mir schon so in Fleisch und Blut übergegangen, dass ich obwohl ich mit verweinten Augen wenig sehen konnte, genau wusste was ich als nächstes tun musste. Ich setzte mich auf die Rechte Seite des Betts und ließ mich auf den Boden gleiten. Immer noch flossen mir die Tränen aus den Augen.

Ja ich holte aus meinem Nachtschränkchen das Objekt meiner Begierde und verachtete mich wie immer innerlich selbst, für das was ich vorhatte. Aber ich konnte nur so diesen Schmerz loslassen. Sky verbannte ich in den letzten Eck meiner Selbst und setzte die Rasierklinge an. In dem Moment in dem die Klinge mein Fleisch und Fett durchborte konnte ich den Schmerz rauslassen, den ich in mir spürte. Aber ich war ein Werwolf was bedeutete, das meine Wunden schneller heilten als bei Menschen. Weswegen das auch kein Ausweg ins Nichts sein konnte und das machte mich noch trauriger. Ich schaffte es nicht einmal mich selbst umzubringen! Ich war zu blöd dazu mir dieses Leid zu ersparen. Ich zu dumm zu feige! Aber welcher Ausweg blieb mir dann noch? Auch wenn ich fortlaufen würde, vor meinem Mate und genauso wenig vor meinen Problemen, könnte ich mich nirgendwo auf dieser Welt verstecken. Noch mehr Tränen traten mir aus den Augen.

All diese Gedanken tanzten durch mein Gehirn, aber je mehr Zeit verging desto mehr Schnitte wuchsen schon zu. Ja ich war auf Ewig verdammt zu leiden.

Langsam merkte ich wie die Müdigkeit in meine Knochen kroch und wie schon die Mahle zuvor, war das der Zeitpunkt mein Blut aufzuwischen und alles aufzuräumen so das Mum und Dad nicht den kleinsten Verdacht schöpfen konnten von dem was hier passiert ist.

Nach getaner Arbeit fiel ich dann Müde ins Bett. Aber ich wollte nicht einschlafen, ich wusste was am Morgen auf mich wartete und was ich träumen würde. Also versuchte ich so lange wach zu bleiben bis ich schließlich auch dabei versagte und doch einschlief.

I'm broken Mate!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt