Für robinskoch
|21| „Wirst du mich vermissen?"
„Nein!"
„Autsch"
„Ich werde dich nicht vermissen, weil ich dich nicht gehen lassen werde!"Marcel PoV
„Weißt du?", ein Gähnen unterbrach die weitere Ausführung von Lukaszs Frage. Ausgiebig streckte er sich im Bett neben mir, sodass der dünne Stoff der Decke an seinem Körper herabrutschte und einen nicht kleinen Teil seines Oberkörpers freilegte. Obwohl ich mich hätte längst schon an den Ausblick eines nackten Lukasz Piszczek hätte gewöhnen müssen, so bescherte es mir noch immer eine angenehme Gänsehaut, die sich auf meinem Körper ausbreitete.
Lukasz ließ sich wenig später wieder tiefer in die Matratze sinken, legte seinen halben Körper dabei über meinen, ich spürte den kalten Fuß des Polen zwischen meinen Beinen.
„Eigentlich will ich nicht einmal wieder zurück nach Polen", fuhr er nun endlich fort und ließ seinen Kopf zeitgleich schlapp auf meine Brust fallen.
Dann geh nicht zurück nach Polen
Ich konnte mir den Gedanken unmöglich verkneifen, denn es war mein größter Wunsch von allen, dass Lukasz einfach nicht zurückkehren würde, dass er seine Pläne spontan doch noch über Bord warf und sich dazu entschied, dass das zwischen uns doch nicht zeitlich begrenzt war. Natürlich war das die erste Regelung, die wir für unsere Beziehung aufgestellt hatten: Sobald für einen das Karriereende eintritt, heißt es auch das Ende für uns. Es war so simpel und hörte sich zu Beginn auch gut an - für die Jahre hatte ich etwas Festes und doch musste ich mich nicht bis in die Unendlichkeit binden, etwas, was ich mir früher nie vorstellen konnte. Hätte ich doch nicht ahnen können, dass der Blondschopf sich nach und nach in meinem Herzen einnisten und sich dort wie ein Parasit ausbreiten würde, bis ich völlig ausgeholt und ohne ihn nicht mehr lebensfähig war.
„Einfach nur die Vorstellung, dass mein Vater allen Ernstes erwartet, dass ich wieder auf dem Feld mithelfe, ist Grund genug sich mit Sekundenkleber in Dortmund an den Boden zu heften!"
Oh bitte bitte tu das
„Also bei mir müsstest du nicht aufs Feld!", wagte ich es das Gespräch in die gewünschte Richtung zu lenken und sah Lukasz mit einem halben Lächeln an. Er hob seinen Kopf von meiner Brust und legte sein Kinn dann nur auf dieser ab.
„Je nachdem wohin es dich zieht. In Holland haben die auch Felder", meinte er mit einem frechen Grinsen und ich wusste, dass er das Ernste nicht aus meiner Stimme gefiltert hatte, sondern dass eine gemeinsame Zukunft noch immer lustig für ihn klang.
„Unabhängig davon müssen wir heute noch ein letztes Mal vor die Kamera", seufzte er und drückte sich mit seinen Unterarmen hoch.
„Denkst du sie haben noch keine Klone fürs Quiz Taxi?", fragte ich grinsend. Enttäuscht schüttelte Lukasz den Kopf.
„Ich hatte Hoffnungen, aber Nobby meint, dass die Technik noch nicht ausgereift ist!"
„Enttäuschend", murmelte ich und war dabei sogar wirklich enttäuscht, da es einen unserer letzten gemeinsamen Morgen verkürzte, denn an freien Tagen, wie es streng genommen heute einer war, lagen wir gerne bis in die frühen Mittagsstunden um Bett und manchmal auch darüber hinaus.***
„Okay, ich muss zugeben, es war halb so schlimm. Mit dir überlebe ich's doch tatsächlich vor der Kamera", lachte Lukasz nach dem Dreh, als wir noch durch die Gänge des leergefegten Stadions schritten, unsere verbundenen Hände dabei hin und her schwenkten, weil wir es genossen, dass wir uns nicht darum sorgen mussten, ob und wer sah. Lukasz hatte unbedingt noch einmal durchs Stadion schlendern wollen, was ich nachvollziehen konnte. Wenn für mich das Ende in Dortmund feststand, würde ich vermutlich auf dem Platz übernachten, um mich ansatzweise vernünftig zu verabschieden.
„Ich werd das hier vermissen. Die Atmosphäre, die Fans, gut, die vermissen wir schon lange...", ich schaltete irgendwann aus Lukaszs Monolog ab und widmete mich meinen Gedanken, die sich um Mats Nachricht drehten. Wie jeden Morgen, hatte ich ihn auch wissen lassen, dass ich immer noch keinen Weg gefunden hatte ohne Lukasz zu leben. Aber anders als jeden Morgen hatte Mats heute nicht mit einer aufbauenden Nachricht geantwortet, sondern mit: ganz ehrlich, dann lass ihn einfach nicht gehen!
Einfach. Einfach war definitiv fehl am Platz. An dieser Situation war nichts einfach. Oder doch? Ich konnte Lukasz nicht gehen lassen. Ich konnte es einfach nicht, denn selbst wenn ich es irgendwie meistern würde ohne ihn zu leben, würde mein Leben nie mehr auch nur vergleichsweise so schön sein, wie in dieser Zeit mit Lukasz. Lukasz würde für immer das Highlight aus meinem Leben bleiben und vielleicht war es wirklich einfach mein Highlight zu behalten. Oder vielleicht auch nicht.
„Wirst du mich vermissen?", riss mich Lukaszs Frage aus den Gedanken. Ich hob meinen Kopf, doch meine Lippen waren schneller, als meine Gedanken: „Nein!"
„Autsch", der Schmerz schlich sich über Lukaszs Gesicht, wurde dann aber von einem frechen Grinsen ersetzt, sodass ich nicht wusste, ob Lukasz meine Worte ernst nahm oder sie als ironische Bemerkung verstand. Aber die Wahrheit konnte er unmöglich aus ihnen filtern.
„Ich werde dich nicht vermissen, weil ich dich nicht gehen lassen werde!", entschloss ich mich genau in diesem Moment Mats Worten zu folgen und ein einziges Mal in meinem Leben darauf zu vertrauen, dass er Recht hatte und weiser war, als er sich manchmal anstellte.
Lukasz blieb abrupt stehen und sah mich etwas irritiert an, der Griff um meine Hand wurde fester, schwitziger - er war nervös.
„Wie soll ich das denn verstehen?"
„Ich....", auf der Suche nach Worten kratzte ich mich am Bart und sah ihn verzweifelt an: „Ich kann... das kann nicht unser Ende sein. Das... ich weiß, das ist, was wir abgemacht haben, aber fuck.....", ich ließ Lukaszs Hand los und hockte mich frustriert hin, fuhr mir durch die Haare und stellte mich dann wieder hin, versuchte dabei Lukaszs Blick nicht ganz so viel Beachtung zu schenken, denn sonst könnte ich gleich wieder auf die Knie sinken, nur dass ich diesmal nicht wieder hochkommen würde.
„Ich hab mich Hals über Kopf in dich verliebt. Ich bin von dir abhängig, das kannst du nicht einmal ansatzweise erahnen. Die Vorstellung, dass du jetzt da unten in Polen sein sollst...", ich zeigte mit meinem Finger auf eine imaginäre Weltkarte, die ich mir gerade vorstellte und wuchtete dann mit den Armen herum: „Und ich irgendwo in Europa. Das killt mich. Ich will das nicht, unabhängig, was wir abgemacht haben. Die Abmachung zählt für mein Herz nicht! Ich will mit dir zusammen sein, nicht nur bis zum Karriereende, sondern auch darüber hinweg. Für immer"
Endlich wagte ich es Lukasz entgegen zu blicken und traf auf ein erstauntes Augenpaar, was mehr Emotionen dann auch nicht wiedergab.
„Sag was", hauchte ich flehend und ließ meine Schultern hängen.
Sag am Besten, dass du mich auch liebst!
Lukasz presste seine Lippen aufeinander, bevor sich sein rechter Mundwinkel langsam nach oben bog und schließlich auch sein linker, sich seine Lippen teilten und seine Zähne beim Lächeln erschienen.
„Ich dachte schon, dass ich das erste ich liebe dich sagen muss, damit das was wird", gab er zu und presste seine Lippen wieder aufeinander, um sich ein Lachen zu verkneifen. Die Hoffnung blühte in mir auf.
„Heißt das Ja?", fragte ich und sah ihn aus großen Augen an.
„Ich weiß jetzt nicht für was, weil du so viel geredet hast, aber wenn es darum geht, dass wir das nicht beenden, dann auf jeden Fall ja!"
Lukasz legte seine Arme locker um meinen Nacken und drückte mich somit gegen die Eisenstange auf der Tribüne. Ich zog ihn an den Hüften näher an mich heran und wollte und konnte mir das Grinsen gar nicht mehr verkneifen, das auf meinen Lippen lag.
Meine Sorge darum, wie meine Zukunft aussehen würde, schien sich in Luft aufgelöst zu haben, denn ich wusste, egal wo ich fußballerisch landen würde, Lukasz war dabei. Oder war ich mit ihm in Polen dabei?
„Was ist denn jetzt unsere nächste Station?", wollte ich wissen, während ich es zeitgleich genoss, wie Lukaszs Finger durch meinen Haaransatz kraulte.
„Dahin, wohin es dich zieht. Goczalkowice läuft nicht weg, deine Karriere schon!", stellte er klar und entlockte mir mit dieser Selbstlosigkeit ein noch breites Grinsen und meinem Herzen einen Hüpfer, weil ich wusste, dass ich einen verdammten Sechser im Lotto in meinen Armen hielt.
Ich zog ihn noch näher an mich heran und zog ihn in einen sanften Kuss, der sich jetzt richtiger denn je anfühlte.
„Weißt du...", hauchte Lukasz und lehnte seine Stirn gegen meine: „Ich war gestern so verzweifelt, dass ich's sogar Mats erzählt habe, also wundere dich nicht, wenn er es schon weiß"
„Erst jetzt?", lachte ich und notierte mir zeitgleich, dass der Wechsel in Mats Nachrichten nicht seiner Weisheit zuzuschreiben war, sondern dass er mehr wusste, als ich.
„Ich hab's Mats schon vor drei Monaten erzählt", gab ich zu.
„Ich dachte, wir wollten es keinem erzählen?!"
„Die Verzweiflung war groß", erklärte ich schief grinsend und küsste ihn noch einmal.
„Und unnütz", fügte Lukasz hinzu und er könnte wohl kaum richtiger liegen.———
Ist jetzt schon ein bisschen her seit dem letzten Kapitel, aber ich war mehr fokussiert auf meine Story und joa
Ich hoffe euch gefällt der oS, lasst mir gerne Feedback da
❤️
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fussball oneshots ; boyxboy ✔︎
FanfictionWeil es noch nicht genug gibt, hier ein weiteres Fußball OS Buch