4.↬ fallen angel [3/4]

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[ich hab nur den Namen geändert, dass ist der 3. Teil der DFB Kurzgeschichte!]

What can I say?
I can't make her stay
When I know that she's so far above
How could she ever love someone like me
She's out of reach

„Du kannst mich wirklich auch an der Ecke rauslassen", versuchte ich Mats Umweg zu mir nach Hause abermals zu verkürzen. Er warf einen Blick über den Rückspiegel auf mich.
„Ich kann dich aber auch bis nach Hause fahren!"
Von mir aus kannst du auch in mein Haus fahren, dich mit Marcel dort einnisten und nie wieder gehen
Gedanken, die ich zwar nicht aussprach, die allerdings deswegen nicht weniger wahr waren. Der Alkohol, der in den vergangenen Stunden durch meine Venen geflossen war, hatte mich nur noch sentimentaler gemacht und jetzt wollte ich eigentlich gar nicht alleine sein. So viel Spaß, so viel Lockerheit, wie ich in den vergangenen vier Stunden gespürt hatte, hatte ich seit einer halben Ewigkeit und noch länger nicht gespürt und ich wollte nicht in die erdrückende Einsamkeit zurückkehren, die ich mein Leben nannte. Aber langsam wich die Euphorie aus meinem Körper und der Alkohol baute sich auch langsam ab, was bedeutete, dass meine Zweifel lauter wurden, meine Gedanken herrischer und ich wieder mehr ich. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, damit Marcel und Mats bleiben würden, denn ganz klar sehnten sie sich nach ihrem Bett. Oder vielleicht wollten sie auch noch etwas Zeit zu zweit verbringen. Die musste ihnen ja auch gegönnt sein. Nicht, dass ich mich jemals wie das fünfte Rad am Wagen fühlte, aber wenn mich jemand fragte, wer es war, dann würde ich mich nennen. Aber ich würde immer mich nennen. In egal welcher Gruppenkonstellation würde ich behaupten das unwichtige Glied zu sein, weil es leichter war sich schon als minderwertiger einzustufen. Da war der Schlag nicht ganz so hart, wenn die Realität einem zeigte, dass man es auch wirklich war.
Mein Kopf, der schwer von meinen Gedanken war, lehnte sich gegen die kühle Fensterscheibe, während ich hinter den Bäumen schon die Sonne aufgehen sah und mich fragte, warum die Nacht auch so schnell hatte passieren müssen. Und ich fragte mich, warum meine Gedanken so schnell wieder nüchtern werden mussten.
Mein Blick glitt nach vorne auf die beiden Haarschöpfe von Mats und Marcel und unwillkürlich musste ich mich fragen, warum sie überhaupt mit mir befreundet waren. Sie waren sowas von ein anderes Kaliber. Auf einer Skala von 1 bis 10 waren sie eine 12 und ich war eine durchschnittliche 6, wenn man optimistisch war vielleicht eine 6,5 und wenn man streng war, war ich nur eine 5. Hierbei nahm Fußball mal keinen Einfluss. Ich dachte an das rein menschliche. Von einer sozialen Perspektive waren sie lustig, offen, herzlich und ich war langweilig, ruhig, verklemmt und schüchtern. Warum hatten sie sich überhaupt mit mir angefreundet? Gut, sie hatten Kuba vermutlich einen Gefallen tun wollen. Aber warum hielten sie Kontakt mit mir? Ich hatte so oft über die Sommer- oder Winterpause aus lauter Zweifeln an meinem Wert ihnen nicht geschrieben, um sie nicht zu nerven und doch hatten mich jedes Mal fast täglich Nachrichten von ihnen erreicht. Warum wollten sie so unbedingt Kontakt mit mir? Sie waren doch eigentlich völlig unerreichbar für mich.
„Danke", hauchte ich, als Mats bei mir vorfuhr und der Wagen zum Stehen kam.
„Gerne, Legende", grinste er breit und schenkte ihm ein müdes und erschöpftes Lächeln, was er vermutlich mit der schlaflosen Nacht begründete, doch eigentlich war ich nur erschöpft von mir selbst. Aber das war ich von mir gewöhnt. Ich drückte die Tür auf und war schon mit einem Bein draußen, als Marcels Worte mich zurückhielten.
„Schlaf dich aus, Vladi. Die letzten zwei Spiele musst du genießen!", ließ er mich wissen. Ich lächelte dünn und nickte, wollte dann rausgehen und wieder war es Marcel, der noch etwas zu sagen hatte.
„Und Vladi?", er drehte sich zu mir und blickte mich an.
„Ich hab dich lieb!"
Sein Blick strahlte nichts, als Ehrlichkeit aus und es war genau das, was mir eine Gänsehaut bescherte. Hatte ich die Worte nach dem Spiel noch problemlos aufnehmen können, so waren sie für mich jetzt völlig sinnlos.
Warum? Wie? Wie kannst du jemanden wie mich lieben?
Ich hätte ihn das gerne gefragt, aber ich wollte nicht, dass sie meine Zweifel kennenlernten, dass sie kennenlernten, wie dunkel meine Gedanken wirklich waren, denn vielleicht wäre das der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringen würde und sie zum gehen. Also lächelte ich einfach weiter, überlächelte die Zweifel und hauchte einfach: hab dich auch lieb, ohne, dass ich wusste, warum er mich lieb hatte.

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