Für VaniOswald
[39]: „Ich will keinen One Night Stand. Ich will das Gesamtpaket!"
KAI
„Hab gehört, dass zwischen Julian und dir wohl was gefunkt hat!", grüßte mich Timo mit wackelnden Augenbrauen, als ich noch nicht einmal beide Füße auf den Rasen gesetzt hatte. Ich hob meinen Blick und sah meinem Landsmann entgegen, der mir jetzt noch zudem breit entgegen grinste.
„Mhm", murmelte ich ziemlich emotionslos und ging dann an Timo vorbei, wollte zwar nicht kühl oder abweisend wirken, aber noch weniger wollte ich über Julian reden, am Wenigsten über Julian und mich.
„Alles gut?", hakte Timo nach, der wohl bemerkt hatte, dass das Thema mit längs nicht so ein Lächeln ins Gesicht zauberte, wie ihm und wie er es vermutlich erwartet hatte.
Ich ließ mich auf die Bank neben Mason fallen, der mir als Begrüßung zunickte und sich dann wieder seinem Handy widmete.
„Ja, ich... ich...", ich fuhr mir mit der Hand durchs Gesicht: „Ich hab nur nicht sonderlich Lust über Julian und mich zu sprechen"
„Uhm...", räusperte sich Timo verwirrt und kratzte sich an seinem Bart: „Okay?"
„Okay", stimmte ich ihm mit einem Nicken zu, hatte die Hoffnung, dass das Thema Julian und Kai dann wirklich abgeschlossen war, aber da lag ich wohl falsch.
„Warum?", bohrte er weiter.
„Weil", antwortete ich trotzig und warf ihm einen genervten Blick zu, denn vielleicht würde er so verstehen, dass ich keine Lust hatte, dass Julian mich bis nach England verfolgte. Natürlich war mir klar, dass jeder die Geschichte von Julian und mir bis aufs letzte Detail kennen wollte, zu bedanken hatte ich mich bei unseren Freunden aus der Nationalmannschaft, die unsere Flirtereien immer hochpushten und uns in den Vordergrund spielten, sodass uns keine Privatsphäre blieb. Die schüchternen Seitenblicke in der Ecke des Zimmers wurden in den letzten Wochen eher zu auffälligem Anstarren auf der Bühne. Eigentlich hatte ich damit kein wirkliches Problem, da ich mich ja nicht davon abschirmte, dass Julian und ich mittlerweile definitiv mehr waren, als Freunde. Und Julian schien damit auch kein Problem zu haben.
Damals hatten wir noch die gleiche Meinung gehabt.
Unsere Ansichten hatten sich erst vor ein paar Tagen getrennt und seither war auch die schlechte Laune in mein Leben getreten. Geredet hatte ich mit keinem, Vorhaben tat ich es auch nicht. Ich wollte nicht zugeben, wie betrogen ich mich von Julian fühlte, denn dann würde ich zeitgleich auch zugeben, wie blind vor Liebe ich doch gewesen war.
Timo schien meinen wütenden Blick nun wirklich zu deuten, denn er ließ von mir ab, erlaubte mir für die gesamte Trainingssession Ruhe von Julian, sodass es mir sogar gelang das Thema weitestgehend auszublenden. Zumindest bis er mich nach dem Training abfing, als ich mich gerade auf mein Fahrrad schwenken wollte.
„So, ich lass dich jetzt nicht wie so einen trostlosen Trauerklos nach Hause fahren!", ließ er mich wissen und ich stöhnte unwillkürlich laut auf.
„Boar, Timo, lass stecken", brummte ich und setzte mich auf den Sitz meines Fahrrads.
„Ne Kai, als ob du wirklich glaubst, dass ich das einfach dabei belassen kann. Ich mach mir Sorgen, immerhin haben Jule und du noch vor einer Woche auf Wolke 7 geschwebt und er war dein Hauptthema. Jetzt auf einmal willst du nichts von Julian hören. Er wollte doch mit dir nach London kommen, ich dachte, dass ihr endlich den nächsten Schritt macht!"
„Haben wir auch", grunzte ich, ohne Timo anzusehen. Dennoch hörte ich ihn stutzen: „Bitte?"
„Du hast mich schon gehört!"
„Ja, aber warum bist du dann so schlecht auf Julian zu sprechen?"
„Weil danach alles scheiße gelaufen ist", brummte ich und glaubte jetzt genug gesagt zu haben. Ich legte meine Hände ans Lenkrad und trat in die Pedale, fuhr einfach von Timo weg, floh ihm praktisch. Aber da hatte ich wohl die Rechnung ohne seine Sturheit gemacht, denn ich war kaum um die Ecke gebogen, da erschien er an meiner Seite.
„Timo!", knurrte ich.
„Kai!", ahmte er mich gewitzt nach, doch mir war wirklich nicht nach Lachen zumute. Aber langsam verging mir auch die Lust mit Timo zu diskutieren.
„Gut, wenn du es unbedingt wissen willst... Julian und ich waren auf ner Party, noch bevor er nach London kommen wollte. Wir haben gefeiert, getrunken, es hat noch mehr gefunkt. Wir sind im Bett gelandet, haben eine heiße Nacht verbracht und dann ist er abgehauen", berichtete ich kurz und bündig von Julians und meiner Geschichte.
„Er ist was?", schrie Timo etwas zu laut und es war ein weiteres Mal in welchem ich dankbar war, dass wir in England lebten und die Minderheit der deutschen Sprache mächtig war. Ich sah zu ihm und zuckte mit den Achseln.
„Ich hab ihn angeschrieben und er meinte, dass er nicht weiß, ob er wirklich etwas Festes möchte"
„Ufff", wisperte Timo.
„Ja ufff", grummelte ich und mein Griff ums Lenkrad wurde fester, sodass die Knöchel aus meinen Händen heraustraten.
„Und du willst was Festes?", wunderte sich Timo dann.
„Timo, ich will keinen One Night Stand. Ich will das Gesamtpaket!", stellte ich klar: „Ich hab keine Lust der Fick für ab und zu zu sein. Ich will was Festes"
„Und du hast nie bemerkt, dass Julian das nicht will?"
„Tatsächlich nicht", zischte ich: „Sonst hätte ich's wohl nicht mit Julian geflirtet"
Wir kamen bei mir Zuhause an und als Timo mir in die Einfahrt folgte, wusste ich, dass er sich (wieder einmal) selbst zu mir eingeladen hatte, aber die Diskussion wollte ich jetzt nicht starten. Außerdem hatte ich ja grundsätzlich nichts dagegen, ich war nur allgemein schlecht gelaunt, aber ich würde Julian bestimmt nicht erlauben, dass ich wegen ihm jetzt noch einen Streit mit Timo begann. Also hielt ich mich zurück und erlaubte ihm mir in mein Haus zu folgen.
Wir nisteten uns im Wohnzimmer ein und ich berichtete ihm etwas Genauer, wie die Party in München verlaufen war, wie Julian und ich uns angenähert hatten, nur damit am nächsten Morgen alles zwischen uns zersprang.
„Maaaaan", meinte Timo frustriert und legte seine Hand auf meine Schulter. Ich drehte meinen Kopf zu ihm und blickte ihn aus müden Augen an.
„Ich hab echt erwartet, dass das was wird", gab er zu.
„Ich auch", hauchte ich und spürte ein Zwicken in der Brust. Ich fühlte mich betrogen und dann wiederum wusste ich, dass ich eigentlich kein Recht hatte sauer auf Julian zu sein, immerhin hatte ich ihn nie gefragt, ob er überhaupt auf was Festes aus war oder nur etwas flirten wollte. Eigene Dummheit würde man es wohl nennen oder die allseits bekannte Rosarote Brille des Verliebtseins. Was auch immer es jetzt war, die Situation machte es nicht besser. Nichts machte die derzeitige Situation besser, auch nicht, als Timo mir noch den gesamten Nachmittag Gesellschaft leistete und mich versuchte auf andere Gedanken zu bringen. Es war lieb gemeint, misslang dennoch kläglich.
Später am Abend, als ich schon längs wieder alleine war, erreichte mich dann auf einmal, überraschenderweise, eine Nachricht von Julian.
Hast du Zeit zu telefonieren?
Hatte ich Zeit? Oder viel mehr, hatte ich Lust?
Nur kurz, antwortete ich als Kompromiss. Kurz drauf klingelte mein Handy und ein Bild Julians füllte den Display, bevor ich annahm und mein Handy an mein Ohr presste.
„Ja?", fragte ich rau.
„Du bist sauer", stellte Julian sofort fest, was jetzt auch nicht die größte Erkenntnis war, so wie ich das Gespräch begonnen hatte. Ich schwieg zu seinen Worten, was wohl Antwort genug war.
„Hör mal Kai, das was ich gemacht habe, war daneben. Ziemlich daneben"
Ich schwieg weiterhin.
„Aber ich hab Schiss bekommen, das es auf einmal doch so schnell mit uns geht und wusste am Morgen nicht, was ich jetzt machen soll.
Ich hab gedacht, ich hätte noch ein paar Wochen oder Monate Zeit mir klarzumachen, was das zwischen uns werden soll"
„Ja, dann hättest du mich nicht küssen sollen", brummte ich.
„Ich weiß, ich weiß", gab Julian schuldbewusst zu: „Ich bin ein Idiot. Aber dennoch schlau genug, damit ich mir in den letzten Tagen oft genug über unsren Kopf zerbrochen habe, um festzustellen, dass, ich glaube, ich doch was Festes will!"
Mir blieb auf einmal die Luft weg, mein Herz setzte für einen Schlag aus. Mit dieser Kehrtwende hatte ich absolut nicht gerechnet.
„Kai?", murmelte Julian unsicher ins Telefon: „Kannst du mir noch einmal eine Chance geben?"
Ich atmete tief ein und aus und fuhr mir durch die Haare. Konnte ich?
„Bist du dir denn jetzt sicher oder wird das wieder ein One Night Stand und dann bist du weg!"
„Ich bin mir sicher!", stellte Julian selbstbewusst klar. Ich biss mir auf die Unterlippe, grübelte kurz und antwortete dann: „Ich hoffe, du lügst mich nicht an. Ich hab keine Lust noch mal alleine aufzuwachen!"———
Nach Ewigkeiten ein OS, mit dem ich nicht zufrieden bin, but I don't like the couple so Yeah
Ich hoffe ihr könnt euch mit ihm arrangieren und lasst mir gerne ein paar Worte da 💫
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fussball oneshots ; boyxboy ✔︎
FanfictionWeil es noch nicht genug gibt, hier ein weiteres Fußball OS Buch