- Kapitel 3 -

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Es wurde langsam frisch.

Der Sommer ging endgültig zu Ende und am Himmel zogen immer mehr Wolken auf. Die Temperaturen begangen zu sinken und es wurde immer windiger. Bald konnte ich meine Pausen nicht mehr hier draußen verbringen, aber der Aufenthaltsraum war in den Pausen vollkommen überfüllt. Für nach Hause ist der Weg zu weit und ich hätte davon nichts. Zwar durften die Schüler der Oberstufe das Geländer in den Pausen verlassen, aber es brachte mir nichts, wenn ich diese Freiheit nicht nutzen konnte.

Zudem kam hinzu, dass ich noch immer meinen treudoofen Begleiter hatte, der mir in den Pausen nicht von der Seite zu weichen schien.

Zurzeit saß ich gemeinsam mit ihm draußen auf einer Sitzbank auf dem Schulhof. Um uns herum rannten die fünft und sechst Klässler. Die siebt bis zehnt Klässler standen in ihren Gruppen und redeten untereinander über was auch immer solche Gruppen so sprechen. Da ich nie Freunde hatte, außer den Nachbarskindern meiner Heimat, mit denen ich gespielt hatte als ich noch in den Kindergarten ging, wusste ich nicht, was Freunde miteinander sprachen.

Luke jedoch schien das zu wissen. Er unterhielt sich mit mir, wobei ich nicht wirklich zuhörte. Ich wollte nicht unhöflich sein, weil ich ihm nicht wirklich zuhörte. Ich wusste einfach nur nicht was ich jetzt machen sollte. Auch nicht wie ich mit seiner hyperaktiven Art zurecht kommen sollte. Ich meine, er sprach so viel, dass ich wirklich irgendwann den Faden verloren hatte, worüber er da eigentlich redet. Zugegeben hatte ich mich erschreckend schnell an ihn gewöhnt. Gestern war ich noch gewillt vor ihm zu flüchten, aber jetzt saßen wir hier und seine Anwesenheit machte mir nicht das geringste was aus.

Aber es änderte nichts daran, dass ich mit meinen Gedanken immer wieder abschweifte. Geistig war ich noch immer bei gestern Abend, beziehungsweise heute Morgen.

Ich konnte diese seltsamen Ereignisse des vergangenen Nachmittags nicht vergessen. Zwar musste ich, als ich zu Hause war nicht mehr daran denken und hatte es sogar eigentlich fast schon vergessen, aber als ich im Bett lag und eingeschlafen war, verarbeitete mein Verstand sämtliche Vorkommnisse.

Ich lief in meinem Traum nicht länger den Waldrand entlang, sondern befand mich in mitten dieses Waldes. Um mich herum herrschte Dunkelheit und die Bäume tränkten sich Dicht an einander und schienen mich einzuschließen. Es sah aus, als würde ich auf einer Lichtung stehen, die durch die dichten Baumkronen in Dunkelheit gehüllt war. Ich hatte mich in meinem Traum um gesehen und bemerkte, dass ich nicht alleine war. Vor mir war ein schwarzer Wolf. Er war außergewöhnlich groß. Ich hatte ihn auf die Höhe meiner Brust geschätzt.

Ich sah ihm in die Augen und erkannte, dass sie von einem dunklen blau waren und mir ebenfalls genau in die Augen schaute. Reglos stand ich dar und rührte keinen Finger. Zu groß war die Angst, dass er jeden Moment einen Satz machen konnte und sich auf mich stürzen würde. Ich versuchte mir zu überlegen was ich tun könnte um nicht in Panik zu geraten. Doch überraschenderweise schlug mein Herz in einem gleichmäßigen Takt. Der Herzschlag war so ruhig, als würde ich auf einer warmen Sommerwiese liegen und die Sonne in mein Gesicht scheinen lassen und nicht so hektisch und schnell, als würde ich einem Wolf in die Augen schauen wie es gerade der Fall war. Das liegt vermutlich nur daran, dass er sich nicht bewegte und an einer Stelle steht.

Wie wenn es meine Gedanken gehört hatte, bewegte es sich langsamen Schrittes auf mich zu. Den Kopf gesenkt schlich das Tier auf mich zu und lies mich dabei keine Sekunde aus den Augen. Die Panik machte sich in meinem Kopf breit, doch mein Herz blieb weiterhin so ruhig wie zuvor. Etwas stimmte nicht mit meinem Körper. Warum war mein Herz so ruhig, wenn direkt vor unseren Augen ein Wolf war, der sich auf uns zubewegte. Mein Verstand konnte meinem Herzen nicht folgen und ich war verwirrt.

Als der Wolf eine Armlänge von mir entfernt stehen blieb, konnte ich kein leises knurren aus seiner Kehle vernehmen. Ein weiteres Mal machte sich Panik in mir breit, während mein Herz einen ruhigen Schlag nach dem anderen ausführte. Dummes Herz! Siehst du nicht in was für einer Situation wir uns hier befinden?!, schrie ich es in meinen Gedanken an, ändern würde es aber nichts. Es verblieb so ruhig wie es war.

Alphas LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt