- Kapitel 15 -

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"Reiten?" Mit fassungslosem Blick sah ich zu dem 1,90m großen Jungen, der mir nun schon zum zweiten Mal innerhalb von vierundzwanzig Stunden den Atem raubte. Seine Nähe tat mir nicht gut. Auf der anderen Seite tat sie unglaublich gut.

"Du brauchst keine Angst zu haben", entgegnete er nur mit einem Schulterzucken und richtete sich ein Stück von seiner gebeugten Haltung auf. "Ich werde auch nicht zu schnell rennen."

Er schätze mein Zögern vollkommen falsch ein. Es war keine Angst vor einem schnellen Lauf, wobei es nicht ganz falsch war, sondern die Angst vor seinem Wolf im allgemeinen. Jedoch würde ich es keine Angst nennen, sondern mehr Respekt. Ja, das beschreibt es am besten. Ich hatte großen Respekt vor seinem Wolf. Besonders nach dem was gestern geschehen war.

Das Bild der beiden Wölfe, die sich vor mir aufgebaut hatten tauchte in meinem Kopf auf und ich merkte wie mir ein Schauer über den Rücken lief.

Eine warme Berührung auf meinem Arm ries mich aus meiner Gedankenwelt und als ich aufsah stand Logan vor mir, mit vor Sorge zusammengefalteten Augenbrauen. Seine Hand lag auf meinem Oberarm und hielt mich fest.

"Alles in Ordnung?", fragte er besorgt und ich konnte seinen nach Wald und Sommerregen riechenden Geruch wahrnehmen, der sich um mich ausbreitet. Er war mir auf einmal so nah, dass ich seinen Atem auf meinem Gesicht spüren konnte und die Hitze, die von seinem Körper ausging. Seine plötzliche Nähe löste in mir den drang mich nach vorne zu beugen aus, doch meine Scharm war größer, als mein Bedürfnis und so machte ich automatisch einen Schritt nach hinten und versuchte etwas Abstand zwischen uns zu bringen.

"Oh", er realisierte, was mich so verlegen machte und ging einen Schritt zurück und seine Hand rutschte an meinem Arm entlang nach unten bis zu meiner Hand wo sie dann vollkommen verschwand. Von seiner Hand gestreichelt worden zu sein sorgte für eine Gänsehaut über meinen ganzen Körper. Zudem hatte diese Geste eine unglaubliche Spur von Elektrizität verursacht. Ich hatte nicht bemerkt wie diese Kleinigkeit meinen Atem zum stocken gebracht hatte, so dass ich aufgehört hatte zu atmen. Mein Blick wanderte nach unten und langsam legte ich meine Hand auf die Stelle, an der zuvor seine gewesen war.

Ich atmete tief ein und aus und versuchte wieder meine Fassung zu gewinnen.

"T-tut mir leid. Ich will es versuche", sagte ich und an seinem Blick war zu erkennen, dass er meine Nervosität bemerkt hatte.

"Bist du sicher?", fragte er und richtete sich nun vollkommen auf. "Ich will dich nicht dazu zwingen. Es war eine blöde Idee."

"War es nicht", warf ich ein. "Ich bin schon ein wenig neugierig."

Die Zeit verstrich während er mit sich selbst zu ringen schien. Er wog in seinem Kopf sicher ab, ob er es wirklich tun sollte und verband seine Überlegungen mit meiner Reaktion. Er sah mir in die Augen und meine Zweifel von vorhin wichen mit meiner neu gefundenen Überzeugung.

Ich wurde es leid, dass er mich andauernd so ansah als währe ich extrem fragil. Ich meine, dass war ich auch, schließlich war ich ein Mensch und kein Wolf, aber er behandelt mich nicht wie einen siebzehn Jährigen Jungen, sondern wie eine tausend Jahre alte Porzellanpuppe. Oder vielleicht auch nur Porzellan. Tausend Jahre alt ist vielleicht etwas übertrieben.

Mit meinen neuen Mut stemmte ich mich etwas auf und stützte meine Hände an meine Hüfte. Ich sah ihn mit einem ernsten Blick an und sprach zu ihm mit fester Stimme. "Jetzt hör mir mal zu Logan Waters. Wenn du schon so einen Vorschlag machst, dann stehe auch dazu. Außerdem mag ich zwar ein Mensch sein, aber du musst mich nicht behandeln als würde ich zerbrechen. Menschen reiten auch auf Pferden und ein Wolf wird da nichts anderes sein." Ich blass theatralisch meine Backen auf und sah ihn mit meinem dem ernstesten Blick an den ich hinbekam. Aber aus einem Grund fühlte ich mich mehr wie ein Welpe der versucht sich dem großen bösen Wolf zu stellen. Wie ironisch.

Alphas LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt