Freitag, 02.10.2020
Nachdem Elisabeth und Tobias darauf bestehen, mir aus der Kantine ein Sandwich und ein Erfrischungsgetränk zu besorgen, gehen wir an die frische Luft, um durchzuatmen. Während ich meine Nerven beruhigen muss, um wieder zu Kräften zu kommen, sind die jungen Polizisten voller Energie und Elan, als sie mich quasselnd auf den grünen Hinterhof der Kriminalpolizeistation führen.
Wir lassen uns auf einer Bank nieder, die sich direkt unter dem kühlen Schatten eines riesigen Apfelbaums befindet. Der Anblick auf die verdreckten weiß blauen Wände ist keineswegs schön, dennoch strahlen die Farben eine positive Energie aus, allerdings ist das Innere das komplette Gegenteil, wenn man bedenkt, was überhaupt darin vorgeht. Trotzdem scheint der kleine Garten ein schöner Ort zu sein, um von all dem Stress herunterzukommen. Mein Blick fällt auf die bunten Blumen, die eine Art Grenze zur Straße und den Nachbargebäuden darstellen.
„Offizier O'Connor war so cool!", schwärmt Elisabeth verträumt und ich könnte schwören, dass ihre Augen eine Herzform angenommen haben.
„Was man von Kommissar Greco nicht gerade behaupten kann", schnaubt Tobias und verdreht die Augen. „Mir wurde gesagt, dass er einer der Besten hier sei, aber selbst ich kann sagen, dass seine Verhörmethode alles andere als gut war."
„Oder?", schießt es so plötzlich aus mir heraus, dass die beiden überrascht zusammenzucken. „Oh, tut mir leid", sage ich entschuldigend. „Aber es war echt merkwürdig. Ich hatte das so verstanden, dass der leitende Kommissar in diesem Fall kompetent ist, aber wäre ich hierbei nicht das Opfer, hätte ich ihm unter diesen Umständen auch nichts verraten", murmele ich nachdenklich vor mich hin und meine Begleiter nicken zustimmend.
Wir unterhalten uns noch eine Weile ausgelassen über Alessandros fehlende Professionalität und es erleichtert mich zu erfahren, dass nur wenige Beamte so ungeduldig und impulsiv sind wie Alessandro. Stolz packen die Zwei aufregende Geschichten über ihre Kollegen und ihre Zeit in der Polizeischule aus.
Zwischenzeitlich hole ich mein Handy heraus und schreibe eine Nachricht an Blue Rose. Irgendwie überkommt mich das Bedürfnis, ihm von diesem furchtbaren Tag zu erzählen.
Rose: Hey Blue Rose.
Ich habe dir doch von dem Überfall auf mich erzählt. Heute fand die Rekonstruktion der Tat statt. Ich musste mich von den Verdächtigen festhalten lassen, um dann zu sagen, welcher es war. Am Ende stellte sich heraus, dass es Robert gewesen ist. Ein Mann, den ich im Club kennengelernt habe, als ich mit der Kanzlei bei einem Workshop unterwegs war. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass er es war, der mir diese merkwürdigen SMS geschickt und mir gedroht hat.
Ich hatte große Angst, aber kannst du glauben, dass Jordan sich überwunden hat mich zu trösten? Dass er mich nach alldem überhaupt noch ansehen kann hätte ich nicht erwartet. Nachdem ich ihn so verletzt habe, hat es ihn sicher einiges an Willenskraft gekostet, so etwas für mich zu tun. Aber ich will mir nicht unnötig Hoffnungen machen.
Na ja, um auch etwas Positives zu berichten: Ich gehe morgen früh in das Möbelgeschäft in der Nähe meiner alten WG, weil ich noch ein paar Regale für mein neues Zimmer brauche. Meinst du, ich sollte welche in der Farbe Blau kaufen?
Es scheint so lange her zu sein, dass wir uns ausführlich unterhalten haben. Bitte melde dich.
In Liebe, Rose.
Die Tatsache, dass ich ihn um eine Antwort bitten muss, ist deprimierend und ernüchternd. Doch seit ein paar Wochen ist er so kühl und distanziert, dass ich glaube, etwas falsch gemacht zu haben. Aber wenn ich ihn danach frage, dann geht er der Frage aus dem Weg oder antwortet erst gar nicht.
DU LIEST GERADE
Blue Rose - Band 2
RomanceNachdem Jordan eine klare Linie zwischen sich und Rose gezogen hat, gehen sie getrennte Wege. Doch es vergeht kein Tag, an dem sie nicht an den Mann denkt, in den sie verliebt ist. In Zeiten wie diesen ist sie es gewohnt, sich an Blue Rose zu wenden...