21 - Eifersucht und Provokation

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Sonntag, 11.10.2020

Direkt nachdem Olivia und Christian sich verabschieden und durch die Tür gehen, lasse ich sie hinter ihnen ins Schloss fallen und drehe mich zu Jordan um. Das breiteste Grinsen, das ich je gelächelt habe auf meinen Lippen. Erfreut sehe ich zu ihm hoch und stelle fest, dass auch er mich freudestrahlend mustert. Sein Mund verzieht sich zu einem schiefen Lächeln, als würde er ein kleines Lachen unterdrücken wollen.

Mit hochgezogenen Augenbrauen fragt er: „Was gibt's?"

Ich schüttele lediglich den Kopf und schlinge meine Arme um seinen Oberkörper.

Sein Atem streift meine Kopfhaut, während sein Herz gleichmäßig an meinem Gesicht pulsiert, als wäre es mein eigener Herzschlag. Ich will ihm so viel sagen, doch mein Mund erlaubt es mir nicht, etwas anderes zu tun, als zu lächeln. Schnell legt auch Jordan seine Arme um mich und krault mir liebevoll den Rücken.

„Du siehst glücklicher aus als vorhin", stellt er leise fest und drückt mir einen Kuss auf den Scheitel, der mir mir einen wohligen Schauer über den Rücken jagt. „Das waren also doch Tränen der Sehnsucht." Ich nicke kichernd. „Gefällt mir."

„Meine Güte!", hören wir Amber plötzlich aus dem Wohnzimmer stöhnen. Peinlich berührt fahre ich zusammen und löse meine Umklammerung um Jordan. „Jetzt wo es offiziell ist, könnt ihr wohl nicht mehr die Finger voneinander lassen, was?", spottet sie scherzend und tritt zu uns auf den Flur. Pamela folgt dicht hinter ihr und zwinkert mir neckisch zu. Ich erwidere es mit einem amüsierten Schmunzeln. Dieses verschwindet aber so schnell wie es gekommen ist, als ich daran zurückdenke, warum ich in erster Linie traurig gewesen bin.

„Pam", murmele ich und gehe auf meine Freundin zu. „Matt will, das wir heute noch unsere restlichen Sachen aus der WG holen", informiere ich sie und beobachte, wie auch ihre Gesichtszüge in sich zusammenfallen.

Meine beste Freundin schnaubt. „Jetzt ist es also so weit. Sie hassen uns völlig."

„Hey", mischt Amber sich ein. „Es ist eine Möglichkeit, mit den beiden abzuschließen."

„Sehe ich auch so", kommentiert Jordan und lehnt sich lässig mit verschränkten Armen an die Wand. „Ich fahre euch", bietet er an. „Amber, ruf meinen Bruder an, damit er mit anpackt." Ohne lange zu zögern kommt sie Jordans Bitte nach und bringt Nicolas dazu uns zur Hand zu gehen. „Kommt", spricht er in die Runde und deutet mit dem Kopf zur Tür.

Unentschlossen sehe ich zu Pamela, doch sie zuckt nur mit den Achseln und beginnt in ihre Schuhe zu schlüpfen.

*

Wenig später stehen wir vor der Tür unseres alten zu Hauses. Ich kann das Gefühl der Nostalgie nicht unterdrücken, als ich träumerisch zum Fenster des Zimmers sehe, das jahrelang mein Zufluchtsort gewesen ist. Ich habe dort gelacht, geweint und geschwiegen. Mittlerweile scheint die Zeit dort so weit weg zu sein, als wäre sie nur Einbildung gewesen.

„Ich hoffe, dass keiner da ist", grummelt Pamela neben mir und schient genauso nervös zu sein wie ich es bin. Wie aufs Stichwort geht im Inneren des Hauses plötzlich ein Licht an. Es ist in der Küche, wie ich nach kurzem Überlegen feststelle. Unruhig sehe ich zu meinen Freunden, um zu prüfen, ob sie einen Plan haben, wie wir nun vorgehen sollen. Allerdings brauche ich nicht lange nach einer Antwort zu suchen, denn ohne zu zögern greift Jordan nach meiner Hand und zieht mich hinter sich her zur Haustür. Ich will gerade etwas einwerfen, um Zeit zu gewinnen und mich zu sammeln, bevor ich mich meinen Adoptivbrüdern ein zweites Mal an diesem Abend stellen kann. Doch dem Mann neben mir scheint das egal zu sein. Ungeduldig klopft er mit dem Handrücken laut gegen das harte Holz. Die Schritte, die nun aus dem Inneren zu hören sind, nähern sich nur leise und trottend.

Blue Rose - Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt