Samstag, 03.10.2020
Als ich kurz nach der Ladenöffnung des Möbelgeschäftes müde aus dem Taxi steige, bereue ich es, Nicolas' Angebot mich später zu fahren, nicht angenommen zu haben. Ich habe so zügig und so früh wie möglich mit dem Schleppen anfangen wollen, damit wir schneller mit dem Umzug fertig sind. Doch meine neuen Mitbewohnerinnen haben noch geschlafen, als ich ein stärkendes Frühstück für uns vorbereitet habe.
Wenn ich zurückfahre und sie immer noch im Bett liegen, dann mache ich ihnen die Hölle heiß.
Erschöpft, sowohl körperlich als auch emotional, trotte ich durch das Geschäft und schiebe meinen Einkaufwagen vor mir her. Doch sobald ich die ersten Dekoartikel finde, die mir zusagen, schwindet die Müdigkeit und übrig bleibt Motivation für die Umsetzung meiner Vision.
Aufgeregt schlängele ich mich durch die Reihen und werfe eifrig einen Artikel nach dem anderen in den Wagen, bevor ich zu der Abteilung mit den Einrichtungsstücken gehe. Mit dem Taxi werde ich nicht alle Möbel, die ich brauche, transportieren können, aber für ein Regal und eine Tüte Krimskrams wird wohl Platz sein.
Zu meiner Enttäuschung gibt es keine Regalbretter in der Farbe Blau, aber dafür in vielen anderen. Ich habe Blue Rose nur aus Spaß nach seiner Meinung dazu gefragt, damit wir endlich wieder locker miteinander schreiben können. Dass ich das getan habe und mir daraufhin das Handy abgenommen wurde, stimmt mich ein wenig traurig. Unsere seltsamerweise belastete Beziehung zueinander hat keine Funkstille, sondern ein klärendes Gespräch nötig. Aber wie soll das funktionieren? Wer weiß, wie lange die Polizei brauchen wird mein Handy zu durchsuchen.
Schließlich schüttele ich alle Gedanken an ihn ab und konzentriere mich auf meinen Einkaufsbummel. Ich habe genug deprimierende Tage hinter mir. Es wird Zeit, dass ich andere Dinge tue als Heulen und Trübsal blasen. Schon in der Vergangenheit habe ich mir mehrmals geschworen, wenn ich einen schlechten Tag habe, werde ich den nächsten zu einem Guten machen. Mir ist es wichtig, meiner Trauer Luft zu machen, denn je länger ich sie in mich hineinfresse, desto mehr Kraft entzieht sie mir und ich werde zu einem emotionalen Wrack. Daher brauche ich im Anschluss positive Energie und wer außer mir selbst ist der Herr über meine Gefühle? Ich bin der Meinung, dass jeder für sich selbst entscheiden kann, ob er einen guten oder schlechten Tag hat. Pessimismus steht einem da nur im Weg.
Ein Lied summend, nehme ich mir ausgiebig Zeit, die Regale zu studieren und das Passende für mich zu finden. Erst nachdem ich einen Mitarbeiter um Beratung bitte, werde ich fündig. Der ältere Mann hilft mir mein neues weißes Möbelstück auf den Wagen zu hieven, bevor ich mich auf den Weg zur Kasse begebe.
Als die Dame mit zwei kleinen Kindern vor mir dabei ist zu bezahlen, spüre ich, wie mir jemand auf die Schulter tippt. Fragend drehe ich mich nach hinten und ziehe überrascht die Luft ein, als ich Steven erblicke. Mit müden Augen, aber einem strahlenden Lächeln, sieht er mich an.
„Wie klein die Welt doch ist", scherzt er und sein Grinsen wird breiter.
„Was machst du hier?", frage ich verdattert, obwohl die Antwort klar auf der Hand liegt. Mein Blick fällt auf den Bilderrahmen auf dem Kassenband neben ihm und schießt wieder zu ihm hoch.
„Na, ich kaufe ein", erwidert mein Kollege stirnrunzelnd, weil es so offensichtlich ist. „Du bist dran", fügt er schnell hinzu und deutet mit dem Kopf auf den Kassierer, der schon meine Ware einscannt.
Meine Verwirrung schiebe ich so lange zur Seite, bis wir beide unsere Einkäufe bezahlt haben und uns von der Kasse entfernen.
„Renovierst du?", fragt Steven beiläufig und geht lässig neben mir her in Richtung Ausgang.
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Blue Rose - Band 2
RomanceNachdem Jordan eine klare Linie zwischen sich und Rose gezogen hat, gehen sie getrennte Wege. Doch es vergeht kein Tag, an dem sie nicht an den Mann denkt, in den sie verliebt ist. In Zeiten wie diesen ist sie es gewohnt, sich an Blue Rose zu wenden...