27 - Neue Anhaltspunkte

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Montag, 19.10.2020

Ich werde aus einem erholsamen Schlaf gerissen, als mich etwas Weiches an meiner nackten Schulter berührt und eine warme Spur zu meinem Hals zieht. Benommen öffne ich die Augen auf und drehe den Kopf nach hinten, um festzustellen, dass es Jordans Lippen sind, die mich geweckt haben. Er lehnt über meiner Seite und küsst sich einen Weg von meinem Oberarm zu meinem Hals und zu meiner Wange.

Plötzlich brechen die Ereignisse von letzter Nacht über mich ein und überschwängliches Glück überkommt mich. „Guten Morgen", säusele ich freudestrahlend und begegne seinem warmen Blick.

„Morgen", erwidert er und drückt mir einen letzten Kuss auf die Wange, bevor er sein zu großes Oberteil, das er mir vergangene Nacht zum Schlafen geliehen hat, über meine Schulter zieht und mich wieder bedeckt. „Wie fühlst du dich? Tut dir etwas weh?", erkundigt er sich beunruhigt und schiebt einen Arm unter meinen Kopf. Gemütlich drehe ich mich auf meine andere Seite, sodass wir uns ansehen können.

„Etwas", gebe ich zu, als ich genauer auf das wunde Gefühl zwischen meinen Beinen achte. „Aber mir geht's gut. Sehr gut. Wie... Äh, fandest du es?" Verlegen wende ich den Blick von seinen Augen ab und versuche interessiert seine Nase zu begutachten, um seinem Charme nicht sofort wieder zu verfallen.

Ein spitzbübisches Lächeln breitet sich auf seinen Lippen aus. „Das war der beste Sex, den ich seit langem hatte."

Überrascht horche ich auf. „Wann war dein letztes Mal?", frage ich kleinlaut, unsicher, ob ich es überhaupt wissen will. Ich habe mir schon gedacht, dass er sich seine Unschuld nicht aufgehoben hat, aber es direkt gesagt zu bekommen, löst doch so etwas wie Schwermut in mir aus.

Jordans Stirn legt sich in tiefe Falten, ehe er nachdenklich an die Wand schaut. „Vor etwa vier Jahren, glaube ich."

Noch bevor ich mich selbst daran hindern kann, hat der Name bereits meinen Mund verlassen. „Mit Madeline?"

Empört keucht er auf. „Die Beziehung zu meinen Kolleginnen ist und bleibt rein geschäftlich und freundschaftlich. Darüber hinaus ist nie etwas gelaufen und das wird es auch nicht. Zerbrich dir also nicht den Kopf darüber", seufzt er schließlich und streicht mir meinen zerzausten Pony aus dem Gesicht. „Warum machst du dir so viele Gedanken um sie? Habe ich dir je den Eindruck vermittelt, dass zwischen ihr und mir mehr ist als das, was wir beide haben?"

„Es ist nur so... Sie ist eine Frau, die–"

„Und du bist keine?", fällt er mir barsch ins Wort.

Kleinlaut versuche ich mich zu erklären. „Neben ihr und deinen Freunden komme ich mir vor wie ein junges Mädchen. Sogar Elias hat mich den ganzen Abend so genannt. Ich weiß, dass wir einen großen Altersunterschied haben, aber ich bin trotzdem erwachsen und–"

„Du lässt das so klingen, als wäre ich uralt", murrt er beinahe schon gekränkt. „Ich bin nur sieben Jahre älter. Das ist nicht die Welt und gesetzlich im Rahmen. Außerdem bist du auch kein junges Mädchen, sondern eine reife, junge Frau. Wäre dem nicht so, hätte ich keines der Dinge von letzter Nacht mit dir gemacht", stützt er seine Argumentation mit einem frechen Grinsen und lässt lasziv eine Hand an meiner Seite entlangfahren. Mit einer geschickten Bewegung begeben sich seine Finger unter das langärmlige Oberteil und streicheln meine warme Haut, auf der sich meine Haare aufstellen. „Hab ein bisschen mehr Selbstbewusstsein, Rose. Gib nicht so viel auf die Meinung der anderen und schon gar nicht auf die, die deine Hirngespinste dir einreden. Ich weiß, dass ich auch mal gesagt habe, dass du dich kindisch verhältst, aber das habe ich nicht so gemeint. Nur die wenigsten, die so etwas erlebt haben wie du, wachsen zu reifen und starken Erwachsenen heran. Ich bin stolz auf dich und das kannst du auch sein."

Blue Rose - Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt