Sonntag, 11.10.2020
Es ist das Geschrei von spielenden Kindern und schimpfenden Eltern, das mich aus meinem erholsamen Schlaf reißt. Genervt und noch immer müde wälze ich mich im Schlafsack hin und her, in der Hoffnung, noch ein weniger länger im Land der Träume verbringen zu können. Doch auch als nach mehreren Minuten keine Ruhe einkehrt, gebe ich es schließlich auf. Widerwillig schlage ich die Augen auf und werde von dem schönsten schlafenden Gesicht empfangen, das ich je gesehen habe. Unwillkürlich schleicht sich ein überglückliches Lächeln auf meine Lippen. Schon jetzt kann ich spüren, dass dieser Tag ein schöner wird.
Mein Blick fährt sehnsüchtig über seine Haare, die in die seltsamsten Richtungen abstehen und ich widerstehe dem Wunsch, meine Finger in seiner Mähne zu versenken. Doch als ich schließlich seine perfekten Augenbrauen, seine etwas krumme Nase und seinen offenstehenden Mund anstarre, kann ich mich nicht länger zurückhalten. Vorsichtig strecke ich eine Hand nach ihm aus und lege sie sanft an seine erhitzte Wange. Bei dieser Berührung fährt eine unsagbare Wärme meinen Arm hoch und nimmt schließlich meinen gesamten Körper ein. Gleichzeitig macht sich eine Gänsehaut auf mir breit, als ich an die letzte Nacht denke. Die Erinnerung an die Peinlichkeit und Niedergeschlagenheit nach seiner Abfuhr ist schnell vergangen, als ich genauer darüber nachdenke. Anfangs habe ich geglaubt, dass er mich vielleicht doch nicht so sehr will wie ich ihn. Allerdings habe ich mir schließlich unser Liebesgeständnis vor Augen geführt. Er hat gesagt, dass er mich liebt. Es ist noch immer etwas, das nicht in meinem Kopf reingehen will, aber er hat es mit solch einer Ehrlichkeit gesagt, dass ich keinen Zweifel an seinen Worten habe. Daher rede ich mir ein, dass die fehlende Intimität keinen Mangel an seinen Gefühlen für mich bedeutet. Vielleicht möchte er sich Zeit lassen, möglicherweise hat er aber wirklich nur verhüten wollen. Ich komme nicht darum herum mir vorzustellen, wie die letzte Nacht verlaufen wäre, hätte er ein Kondom dabei gehabt.
Schwer in Gedanken versunken, merke ich erst, dass Jordan wach ist, als er meine Hand auf seiner Wange in seine nimmt. Erschrocken zucke ich zusammen, beschämt, dass er mich erwischt hat. Doch anstatt mich fragend anzuschauen, lächelt er fröhlich, ehe er müde raunt: „Guten Morgen."
„Guten Morgen", antworte ich leise. „Habe ich dich geweckt?"
Jordan schüttelt den Kopf und lässt meine Hand los, um mich an der Hüfte näher an sich zu ziehen. Liebend gerne lasse ich zu, dass er einen Arm unter meinen Kopf schiebt und den anderen um meinen Oberkörper schlingt.
„Wie hast du geschlafen?", fragt er und bewegt seine Lippen gegen meine Stirn, bevor er klitzekleine Küsse darauf verteilt. Diese zärtliche Geste ist so ungewohnt, dass die Schmetterlinge in meinem Bauch rumoren und ich mich gemütlich an ihn schmiege.
„So gut wie schon lange nicht mehr", gebe ich wahrheitsgemäß zu und schmiege mich enger an ihn. Mit meinen Armen umfasse ich ihn so fest, als hätte ich Angst, dass das alles nur ein Traum ist. Die Zweisamkeit, die ich mir schon so lange wünsche, ist zu schön, um wahr zu sein.
Jordans Brust vibriert an meinem Gesicht als er lacht. „Woran das wohl liegt?", fragt er scherzhaft und lässt seine Hand plötzlich unter meinen Schlafsack wandern, sodass er mich direkt berühren kann. „Wir gehen heute Abend auf ein Date."
„Tun wir das?", frage ich überrascht, in dem Versuch, das Auf und Ab seiner Hand an meinem Rücken zu ignorieren.
Stirnrunzelnd zieht er den Kopf zurück, um mich skeptisch zu mustern. „Hast du etwas Besseres vor?"
„Etwas Besseres als das?" Ich schnaube. „Was könnte das sein?"
„Exakt." Er verdreht spielerisch die Augen. „Also was sagst du?"
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Blue Rose - Band 2
RomanceNachdem Jordan eine klare Linie zwischen sich und Rose gezogen hat, gehen sie getrennte Wege. Doch es vergeht kein Tag, an dem sie nicht an den Mann denkt, in den sie verliebt ist. In Zeiten wie diesen ist sie es gewohnt, sich an Blue Rose zu wenden...