Prolog

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01. November 1981

Die Sonne schickte ihre ersten Strahlen über das Land und begann, sich den Weg nach oben zu erkämpfen. Die Vögel erwachten langsam und begannen ihr morgentliches Lied zu singen und ihre Flügel zu strecken, um sich vom Wind weiter hinaus in die Welt tragen zu lassen.

Ein großes, dunkles Schloss thronte auf einem erhöhten Hügel, umgeben von einem See und Wäldern. Die Bewohner des Schlosses wussten noch nicht, welch grausame Tat sich in dieser Nacht ereignet hatte.

Ein kleines Mädchen, von gerade einmal drei Jahren streckte sich im Bett und lauschte den Vögeln bei ihrem Gesang. Ihre Mutter hatte sie gestern bei Minerva in Hogwarts abgesetzt und war danach eilig verschwunden.

Novabel hatte ihre Mutter noch nie so hektisch und aufgewühlt erlebt und eigentlich wollte sie ihr beistehen, egal, was es war, aber sie spürte, dass ihre Mutter wollte, dass sie bei Minerva blieb und so hatte sich das Mädchen nicht gewehrt und war brav bei der Professorin geblieben.

Später an diesem Tag hatte auch noch ihr Patenonkel Severus vorbeigeschaut und ihr erneut eine kleine Schlange aus Stoff in die Hand gedrückt. Strahlend hatte sie seinen Fuß umarmt und war damit zu ihren anderen Spielsachen gerannt.

Sie drehte ihren Kopf zur Seite und sah gerade, wie eine Eule vor dem Glas eine Vollbremsung machte, da sie sonst in das Fenster geknallt wäre. Kichernd schob sie einen Stuhl unter das Fenster und angelte sich dann zu dem Griff hoch, um es zu öffnen.

Aber kurz, bevor sie den Griff erreichte, wurde sie gepackt und hochgehoben. "Was gedenkst du, dass du da tust?", fragte Severus strengt und öffnete das Fenster für sie, um die Eule hereinzulassen.

"Ich wollte nur das Fenster öffnen", brummte sie und streichelte der Eule durch die Federn. Während diese wartete, bis Severus den Brief vom Bein gebunden hatte. "Wo ist Minnie?", fragte Novabel und hielt sich an seinem Umhang fest, als er den Brief mit einer Hand aufschüttelte und dann die Zeilen überflog.

Novabel verstand die Welt nicht mehr, als er den Brief fallen ließ, der noch in Flammen aufging, bevor er den Boden berührte. Seine Arme schlangen sich so sanft um sie, wie noch nie und er presste sein Gesicht in ihr Haar.

Sie hatte ihn noch nie so gesehen. Ihr starker, zwar immer etwas distanzierter Onkel Sev presste sie an sich, als ob er sich an ihr festhalten musste. Novabel hatte keine Ahnung, was sie tun sollte und so legte sie einfach die Arme um seinen Hals, um ihm beizustehen, bei was auch immer.

"Das ist so falsch. Ich sollte dich trösten", brummte er in ihre braunen Locken, aber Novabel schüttelte den Kopf. "Auch du darfst dich einmal trösten lassen, Onkel Sev", meinte sie und schmiegte sich an seine Wange.

"Lass das nur niemanden hören, wie du mich nennst. Zu deinem eigenen Wohl, ok?", brummte er leise und Novabel nickte. Sie verstand es zwar nicht, aber sie würde es akzeptieren, wenn er das so wollte.

"Was stand in dem Brief, Onkel Sev?", fragte sie dann, hatte aber nicht vor, ihre Haltung zu ändern. Natürlich hatte sie schon mitbekommen, wie andere Angst vor ihm hatten, oder schnell das Weite suchten, sobald er auftauchte, aber Novabel verstand dies überhaupt nicht. Sie fühlte sich so wohl, so behütet, bei ihm.

"Es tut mir so leid, Novabel", raunte er leise und verwirrt das kleine Mädchen umso mehr. Für was entschuldigte er sich den jetzt? Es gab nichts zum Entschuldigen. "Es ist meine Schuld", murmelte er weiter und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand, damit er das kleine Mädchen nicht verletzte, dass er immer noch auf dem Arm hielt.

Sie wusste es selbst nicht, aber sie hatte so ein reines, unschuldiges Herz wie ihre Mutter. Sie hob den Kopf und starrte ihn stumm weiter an. Er wusste, er sprach in Rätseln für sie, aber er konnte so etwas nicht. Sie sollte nur wissen, dass es ihm leidtat, alles andere musste später Minerva übernehmen.

Despised HeiressWo Geschichten leben. Entdecke jetzt