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Es war wieder ein normaler Tag im Büro. Es kommt aber darauf an, was man unter normal versteht. Reich hatte wieder einmal zu wenig Papiere, nutzte aber die freie Zeit, um an einer Spieluhr zu tüfteln. Der Deutsche hatte es noch nicht geschafft, das Laufwerk wieder zum laufen zu bringen. Es war zu alt, was ihm sowieso klar war. Fünf Jahre nicht mehr benutzt, da war es natürlich schon schwierig. Jemand, der mehr erfahren war, hätte es bestimmt schneller reparieren können, aber Reich scheute sich davor, den wertvollen Gegenstand in andere Hände zu geben. Die Spieluhr gehörte einst Deutschland, an die ihr Vater in letzter Zeit vielleicht zu oft dachte. Aber der Geburtstag von Russland blieb ihm immer im Kopf, der Tag, an dem er fast schon nachts noch an Deutschlands Grab gestanden hatte, jedoch mit keinem Wort den jungen Russen erwähnt hatte. Nur wie sehr jemand ihn an seine geliebte Tochter erinnerte. Nun saß er dort, und schraubte am veralteten Objekt. Beinahe hätte es funktioniert, doch bevor auch nur ein Ton gespielt werden konnte, blieb es abrupt stehen. Kurz danach klopfte es an der Tür. Niedergeschlagen bat Reich denjenigen herein, und machte sich keine Mühe, die Spieluhr zu verstecken. Trotzdem schob er alle Materialien mitsamt Unterlage zur Seite. UdSSR kam in den Raum, mit einem dünnen Stapel Papier. Er lächelte leicht, als er das verzweifelte Gesicht seines Kollegen sah.   ,, Woran hast du gearbeitet? Die Spieluhr sieht wunderschön aus." -  ,, Ja, ich habe sie nach fünf Jahren wiedergefunden.", antwortete Reich etwas enttäuscht, sah Sowjet kurz an, und blickte dann auf die Papiere in dessen Händen.   ,, Gibt es in letzter Zeit wirklich so wenig Arbeit?", fragte er unsicher. Der Russe musste grinsen:  ,, Nein, nur in letzter Zeit entlasten ich dich etwas.". Sowjet kam auf Reich zu, um die Papiere zu übergeben. Dabei lehnte er sich so weit über den Tisch, dass Reich seinen Atem spürte und sofort rot wurde. Der Ältere lehnte sich etwas nach hinten. Hämisch lächelte er.  ,, Du bist etwas rot, ist alles in Ordnung?", fragte UdSSR, während er Reich tief in die Augen sah. Dabei entstand ein komisches Gefühl im Magen des Deutschen, dessen Wangen immer wärmer und dunkler wurden.  ,, Ich wollte dich fragen, ob du heute zum Kaffee kommen willst, bei mir Zuhause. Russland würde sonst wieder quengeln.", erklärte Sowjet seelenruhig überlegte Reich kurz, immer noch mit dem komischen Gefühl im Bauch überlegte Reich kurz, stimmte aber zu. Froh nickte der Russe, verabschiedete sich und ließ den überraschten Reich in seinem Büro. Der Deutschen wusste nicht, dass Sowjet ihn in irgend einer Weise beschützen wollte.  Das kribbelnde Gefühl ebbte ab, als Reich weiter versuchte, die Spieluhr zu reparieren. Schließlich gab er auf, und arbeitete an dem dünne Stapel Dokumenten. 

Kurz vor 15 Uhr ging er aus dem Büro, um sein Outfit zu wechseln. Eigentlich war er sich ziemlich sicher, der Russe hätte ihn auf eine Date eingeladen, aber insgesamt war er sich fast totsicher.  Reich nahm sich sein Lieblings Freizeitoutfit, ein Hemd mit Weste. Er beeilte sich etwas, da deutsche Pünktlichkeit eben das Wichtigste war. Der Deutsche kam Fünf Minuten früher, trotzdem klingelte er, und überraschender Weise machte Russland auf.  ,, Hallo Herr Reich!", begrüßte Russland ihn äußerst fröhlich. Der Größere lächelte ihn an, fragte danach aber: ,, Wo ist dein Vater?"- ,, Vati?", meinte der kleine Russe, ,, Der ist gerade noch beschäftigt, sich umziehen oder so ähnlich.". Verständnisvoll nickte Reich. Im nächsten Moment nahm Russland ihn an der Hand, wobei Reich eine Narbe in der Handfläche des Jungen spüren konnte. Das Lächeln des Erwachsenen verschwand für einen Moment. Hatte sie nicht ebenfalls solch eine Narbe? Hatte sie es nicht kurz vor ihrem Tod bekommen? Vor den Augen des Reichs setzte sich wieder das Bild der Handfläche seiner Tochter zusammen. Die Wunde war noch frisch gewesen. Unbewusst blieb er einen Moment stehen, was Russland verunsicherte.  ,, Ist alles in Ordnung, Herr Reich?". Aus seiner Trance gerissen sah Reich sich kurz um.  ,, Ja, es ist alles in Ordnung. Nur in letzter Zeit geht es mir etwas komisch.", erklärte Reich etwas beruhigt, ,, Aber du kannst mich auf einfach Reich nennen. Wir sind ja gute Bekannte.". Russland lächelte und zerrte Reich letztendlich doch noch in den Flur. ,, Papa hat schon mal gesagt, dass du manchmal etwas abwesend bist!".  Beide setzten sich auf gepolsterte Sessel, die dort standen, und redeten.  ,, Und letztes Mal beim Training war ich Torwart! Da haben die den Ball so doll geschossen, dass meine Hände weh tun!", erzählte Russland begeistert. Reich lachte herzlich. Es erinnerte ihn an seine Kindheit.  ,, Als ich noch klein war, da haben die mir fast das Bein gebrochen, so sehr wollten die gewinnen.", erzählte nun der Deutsche, woraufhin Russland ihm aufmerksam zuhörte. Plötzlich hörten beide Schritte. Sowjet kam aus dem Wohnzimmer. Er hatte ein weißes Hemd und Hosenträger an.  ,, Ich hätte nicht erwartet, dich hier so früh zu sehen.", gab die UdSSR zu. Reich sah ihn mit einem breiten grinsen an, und antwortete:  ,, Also bei uns trinken wir zwischen 15 und 16 Uhr Kaffee. Wie das bei euch ist weiß ich nicht. Ist vielleicht bei dem zeitunterscheid zwischen England und Russland zu spät gekommen.". Daraufhin lachte Sowjet. Er kam auf Reich zu, der sofort bereitwillig aufstand. Sie gaben sich die Hand, aber Sowjet umarmte Reich sogar.  ,, Überrascht, Fritz?", fragte der Russe gelassen. Etwas verwundert sah Reich ihn an.  ,, Was? Gefällt dir der Spitzname nicht?", sagte der Ältere und hob eine Augenbraue.  ,, Doch. Sogar sehr.", meinte Reich und sah ihn an. Glücklich sagte Sowjet:  ,, Der Kaffee ist bereits fertig. Russland, wenn du magst, kannst du nach draußen gehen, bei dem schönen Wetter.". Kaum hatte der Vater dies gesagt, stürmte Russland lachend nach draußen. Währenddessen gingen Sowjet und Reich ins Wohnzimmer, in dem bereits ein kleines Kaffeetischchen gedeckt war. Das Geschirr war alt, aber sehr schön bemalt. Reich setzte sich, Sowjet holte die Kaffeekanne und einen Kuchen. Es war ein Erdbeerkuchen, aber wieder schlich sich eine alte Erinnerung in Reichs Kopf. 

,, Sieh doch! Den habe ich selbst gebacken!" - ,, Ich habe jetzt keine Zeit, Deutschland. Vielleicht später.". Jemand hatte damals den Kuchen vergiftet, nach dem Deutschland ihren Vater gefragt hatte. Sie wäre beinahe gestorben. Aber es kümmerte Reich natürlich kaum, da er viel zu beschäftigt gewesen war.

Glücklicherweise war Sowjet in der Küche gewesen, als Reich sich daran erinnerte. Der Moment des Schreckens war vorbei, genau als der Gastgeber ins Wohnzimmer kam.  ,, Entschuldige, ich habe das Besteck vergessen.", murmelte Sowjet etwas durcheinander.  ,, Ach, nicht schlimm.", meinte der Deutsche gutmütig. Beide saßen letztendlich am Tisch, aßen Kuchen und tranken Kaffee.  ,, Ich habe überlegt, meinen Garten etwas mehr zu pflegen. Russland spielt sehr gerne dort, aber das Gras wir langsam zu hoch.", erklärte der Ältere. Reich nickte, legte seine Kuchengabel an den Rand seines Tellers, und nahm seine Kaffeetasse in die Hand.  ,, Der Kuchen schmeckt übrigens wunderbar.", lobte Reich sein Gegenüber, und aß das Kuchenstück auf. Sowjet bedankte sich. Einen Augenblick war es still, nicht unangenehm still, aber still. ,, Warum hast du mich eigentlich eigeladen?", rutschte es Reich heraus. UdSSR hatte seinen Kuchen ebenfalls aufgegessen, nahm einen Schluck Kaffee, und lächelte Reich zur Antwort nur an.  ,, Ich wollte dich noch fragen, ob du Russland am Mittwoch zum Fußballtraining mitnehmen kannst. Mein Auto ist in der Werkstadt, wie vielleicht schon bemerkt hast.", erwähnte der Russe und setzte seine Kaffeetasse wieder auf die Untertasse. Reich dachte kurz darüber nach, stimmte dann aber zu, da er Russland wirklich gut fand. ( Versteht mich jetzt nicht falsch...Mein Gott, warum erinnere ich dich daran?). Daraufhin bedankte UdSSR sich überheblich.  ,, Ach, kein Problem. Aber ich muss mich für den Kuchen bedanken.", sagte Reich. Beide sahen sich tief in die Augen, und wieder kribbelte es in Reichs Bauch. Doch der Moment wurde zerstört, als Russland lachend in den Raum kam. Er rannte auf Reich zu, und flüsterte ihm zu:  ,, Ich glaub Papa mag dich sehr gerne!". Warum Russland gerade dies ansprach, war Reich nicht klar. Sowjet und Reich saßen eigentlich nebeneinander. Sowjets Hand lag nun auf der von Reich, was dieser überhaupt nicht bemerkt hatte. Erschrocken zog Reich seine Hand ruckartig weg, was er etwas bereute.   ,, Tut mir leid.", hauchte er leise genug, dass UdSSR es verstehen konnte. Russland ging danach zu seinem Vater und flüsterte auch ihm etwas zu. Kurz darauf brachte der Ältere ihn zur Tür.   ,, Danke noch einmal für deine Hilfsbereitschaft.", bedankte sich der Russe, und kurz hinter sich, wo Russland sich hinter einer Ecke versteckte. Der Deutsche lächelte kurz. Beide verabschiedeten sich voneinander.

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