Kapitel 12

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NACHDEM WIR landeten stellte ich sicher, dass Ezrael von niemanden gesichtet wurde und leitete ihn – für nun – zu einem kleineren Schuppen hinter dem Stützpunkt. Natashas Motorrad stellte ich an den Platz zurück, wo ich es geborgt hatte und wanderte mit dem gefüllten Metallkoffer, hastigen Schrittes, durch das Hauptquartier, bis ich an meinem Zimmer angekommen war.

Innerlich wunderte ich mich, wieso Steve oder Natasha mich noch nicht abgefangen hatten, doch ignorierte ich die Fragen, die sich in mir auftaten und legte den Koffer sorgfältig auf mein Bett. Seufzend öffnete ich meinen Gürtel, ehe ich aus meiner Hose schlüpfte, wobei ich diese unachtsam zur Seite schleuderte. Auch mein T-Shirt warf ich von mir und griff mir stattdessen ein anderen Shirt, das am Boden herum lag, bevor ich daran roch. Von der Größe her zu urteilen, war es eins von Steves gewesen, doch war es inzwischen nichts außergewöhnliches mehr, wenn ich mehr von seinen Shirts im Schrank – oder am Boden – hatte, wie er.

Anstatt augenblich damit zu beginnen mir die verschiedensten Informationen aus den Akten herauszusuchen, schlenderte ich gelassen in die Küche, bis ich ruckartig stehen blieb. Ein komisches Gefühl breitete sich über meinem Körper aus. Nichts Übernatürliches und auch nicht Alien, nur... verdächtigend.

Kein Steve, keine Natasha... irgendetwas stimmte nicht. Mit verengten Augen und vorsichtigen Schritt, setzte ich meinen Weg fort. Aus dem Küchenschrank nahm ich mir ein Glas und stellte es lautstark auf den Tisch und wartete... nichts.

"Hm", machte ich und trat auf den Kühlschrank zu, holte den Orangensaft und wieder schloss ich die Tür mit lautem Knall, sodass die Flaschen darin wackelten. Nothing, nada, cero, niente. Seufzend schenkte ich etwas Saft ein und ließ mich auf einen der Barhocker fallen, ehe ich mir das Buch griff, welches Steve neu begonnen hatte.

Ohne überhaupt den Titel zu beachten, schlug ich es auf und blätterte vor bis zum letzten Kapitel. Wer auch immer "Lada" war, sie starb. Musste ich mir merken.

Als ich die Aufzugtüren hörte, schlug ich das Buch zu und sprang auf. "Hey, ich hab mich schon gewundert wo..." Die Wörter starben in meinem Mund, als meine Augen auf zwei Agenten fielen, die Steve in den Raum folgten, hinter ihnen Natasha.

Shit.

Ich schluckte den Schock und setzte ein selbstgefälliges Grinsen auf, wie ich es Jahre lang gewohnt war. "Was geht ab?"

Die Frau im Anzug nickte ihrem Kollegen zu, welcher mit großen Schritten auf mich zu kam. "Wir würden Ihnen gerne ein paar Fragen stellen, Miss Black. Ihre Kooperation wäre sehr geschätzt."

"Klar", antwortete ich. "Schießen Sie los."

"Sie werden uns begleiten müssen."

"Oh, ja?" Hakte ich nach und warf gespielt einen Blick auf die nicht-vorhandene Uhr an meinem leeren Handgelenk. "Pff, grad ist echt 'n schlechtes Timing." Ich lachte leicht – vielleicht war es sogar etwas hysterisch, doch hoffte ich nicht. "Wenn wir das Ganze zu nach meinem verspäteten Mittagsschläfchen verschieben könnten, wär' das wirklich oberklasse."

"Brook", kam es nur von Steve und ich wusste, dass mein Hintern sowas von im südlichsten Süden gelandet war, so sehr, dass ich mir die Hände daran verbrennen hätte können.

"Schön", schnaufte ich und beäugte den männlichen Agent, wessen Hände sofort zu den Handschellen an seinem Gürtel fuhren. "Wo-how, langsam, Mister Casanova. Nur weil Ihr Gesicht verdammt symmetrisch ist, heißt das lange nicht, dass ich ohne Hosen mit Ihnen gehe." Ich warf Steve und Natasha einen Blick zu, ehe ich in den Flur schlüpfte und leise in mein Zimmer tapste. Schnell schloss ich die Tür hinter mir und lehnte meinen Rücken dagegen, als schnelle Atemzüge in- und aus meiner Lunge traten. "Fuck, shit, fuuuck." Ich nahm erneut einen tiefen Atemzug. "Okay, sei cool. Sei... Sei Brook von 2015." Ich nickte mir selbst zu. "Sei 17. Nervig und Sarkastisch." Ich hielt kurz inne. "Das beschreibt so ziemlich Brooklyn von 2013 bis 2017 – aber trotzdem."

𝐓𝐡𝐞 𝐃𝐫𝐚𝐢𝐧𝐞𝐝 𝐆𝐢𝐫𝐥 |𝟖| ᵃᵛᵉⁿᵍᵉʳˢWo Geschichten leben. Entdecke jetzt