Kapitel 22

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Ein komisches Gefühl verfolgte mich auf dem Weg Nachhause. Ich wusste nicht, ob ich mich beobachtet fühlte oder ob es nur generelles Unwohlsein war. Möglicherweise auch die Vorahnung, dass irgendetwas, irgendwer irgendwann hier auftauchen würde und ich keine Ahnung hatte, was passieren würde.

Als ich zurückkam, waren fast alle Lichter im Stützpunkt aus, außer die paar Lampen in der Küche, die nachts sowieso immer brannten. Fast wie Straßenlaternen, die dafür sorgten, dass nicht alles in Dunkelheit getunkt war.

So leise wie möglich, wanderte ich durch den Wohnbereich, eine Treppe nach oben und den Gang entlang, vorbei an Natashas Zimmer und verschwand in meinem. I zog meine Jacke aus, gefolgt von meinen Schuhen, Socken und meiner Hose, bevor ich mich aufs Bett warf. Ich vergrub mein Gesicht in meinem Kissen, wissend, dass ich morgen den Bezug wechseln müsste, wegen der Wimperntusche, die ich zu faul war abzuwischen. Mit geschlossenen Augen lag ich für mehrere Stunden in meinem Bett, doch schien es unmöglich einzuschlafen, als die Ereignisse des Abends sich über und über in meinem Kopf abspielten.

Mit einem lauten Seufzer, setzte ich mich auf und starrte and die Tür gegenüber von mir. Ich stand auf, doch entschied ich mich dagegen und setzte mich wieder. Für ein paar Minuten saß ich einfach dort und stritt mit mir selbst, bis ich genug von mir selbst hatte und mich erneut erhob. Mein Blick wanderte am Boden entlang, auf der Suche nach Shorts, doch waren keine in Sicht. Ich nahm ein frisches paar aus der Kommode und zog es über, ehe ich ein weiteres Mal den Korridor entlang schlich.

Ich stoppte abrupt. Mein Herz setzte einen Schlag aus und fast entkam mir ein kleiner Schrei, doch stoppte ich mich selbst bevor es zu spät war. Meine Hand landete auf meiner Brust. "Meine Güte", schnaufte ich und buckelte mich etwas, sodass ich meine Hände auf meine Knie legen konnte. "Herzinfarkt."

"Sorry", gab Natasha zurück. "Wieso bist du noch wach?"

"Uhm", machte ich. "Mitternachtssnack?"

Ich wollte an ihr vorbei, aber sie hielt mich auf. "Brooke." Sie schwieg für eine Sekunde. "Es tut mir leid, wie ich mich verhalten habe. Aber viele-"

"Sachen sind passiert?" Unterbrach ich sie. Ich nickte. "Ja..." Ich räusperte mich, als es eine Weile still zwischen uns war. Nach wie vor herrschte zwischen Nat und mir eine komische Spannung, da ich ihr im letzten Jahr fast nie etwas erzählte und dies unsere Freundschaft beeinflusst hatte.

"Können wir... Können wir morgen drüber reden?" Fragte Natasha, als ihr linker Arm ihre rechte Schulter fand und sie sich selbst leicht massierte. Meine Augen glitten kurz über ihre Form. Sie sah fertig aus. So müde, als würde sie jede Sekunde umkippen und auf dem harten Boden weiterschlafen. Kombiniert mit der Spannung in ihrer Muskulatur, schloss ich darauf, dass sie wohl eine länger Trainingssession hatte.

Ich nickte ihr zu und wanderte die flachen Treppen nach unten, zum Aufzug, doch anstatt diesen zu nutzen, bog ich rechts ab und drückte die Tür zum Treppenhaus auf. Gelassen stieg ich von Stufe zu Stufe und knackte hin und wieder einen meiner Finger, bis ich vor der Tür zur Trainigshalle hielt. Ich nahm einen tiefen Atemzug und schüttelte meine Glieder, ehe ich über die Türschwelle trat und meine Füße den glatten, grauen Boden fanden.

Mit entschlossenen Schritten, machte ich mich gerade aus auf die Wand zu meiner Linken zu. Mit einer Hand drückte ich gegen den dunkle grauen Part der Wand, welcher von der sonst komplett weißen herausstach. Bei Kontakt erschien drauf ein kleines blaues Hologramm, mit verschiedenen Zahlen. Ich wischte mit beiden Händen, um es zu vergrößern, ehe ich zwei Mal mit der rechten darüberfuhr, eine Zahlenkombination eintippte und das Hologramm wieder verschwand.

Ein kleiner Spalt der grauen Wand öffnete sich und eine Vorrichtung fuhr heraus. Eine Auswahl an weißen Stoffrollen befand sich darin, in verschiedenen Größen. Ich nahm zwei der Rollen, etwa zwei Zentimeter dick und drei lang, währenddessen sich aus dem Boden, nicht weit entfernt von der Spiegelwand, ein Boxsack erhob.

𝐓𝐡𝐞 𝐃𝐫𝐚𝐢𝐧𝐞𝐝 𝐆𝐢𝐫𝐥 |𝟖| ᵃᵛᵉⁿᵍᵉʳˢWo Geschichten leben. Entdecke jetzt