Part 32

554 40 8
                                    

Nervös richtet Magnus seinen Anzug und betrachtete sich einen Moment im Spiegel.
Für Alecs Familie hatte er sich schick gemacht, nur dezentes Makeup aufgelegt und sogar Blumen gekauft.
Alles für den guten Eindruck, denn der Hexenmeister vor allem bei Maryse Lightwood hinterlassen wollte.
„Wünsch mir Glück, großer Vorsitzender“, meinte Magnus, als sein Kater ihm um die Beine lief.
Ein Blick auf die Uhr ließ den Warlock dann doch seufzen. Er würde aufbrechen müssen, damit er nicht zu spät kommen würde.
Sanft schob er seinen Kater zur Seite, ehe er ein Portal erscheinen ließ und dieses durchschritt.
Das Institut lag vor ihm, unheilvoll und irgendwie gruselig.
Er liebte Kirchen, aber diese hatte etwas einschüchterndes.
Vielleicht lag es an der tödlichen Spezies, die im Inneren der Kirche lebte.
Magnus trat ein, durchquerte das Kirchenschiff und nutzte den Fahrstuhl.
Sein Portal hätte auch direkt in Alecs Zimmer enden können, aber der Anstand gebot ihm, durch die Vordertür zu kommen.
Was er heimlich mit seinem Schattenjäger in dessen Zimmer machen würde, wenn Magnus ein Portal direkt dorthin erschaffen würde, stand auf einem anderen Stern.
Die Türen öffneten sich und der Warlock stieg langsam aus der Kabine, als Alec bereits freudestrahlend auf ihn zugelaufen kam.
„Magnus! Du bist da.“
Der Warlock umarmte seinen Liebsten sanft und musste erstaunt feststellen, wie fesch der Schwarzhaarige gekleidet war.
„Du siehst wirklich traumhaft aus“, meinte Magnus und gab Alec einen kurzen Kuss, was die Wangen des Schattenjägers rot anlaufen ließ.
Räuspernd fuhr sich der Nephilim durchs Haar und trat einen Schritt zurück, als sich weitere Personen den beiden näherte.
Magnus erkannte Isabelle, die einen kleineren Jungen an der Hand hatte, neben ihr lief Jace. Hinter beiden kamen nun auch zwei Erwachsene angelaufen, ein Mann und eine Frau.
Isabelle ging auf Magnus zu und umarmte den Hexenmeister, was ihr im Ranking seiner Sympathie einen hohen Rang einbrachte.
„Wie schön, dass du gekommen bist, Magnus“, sagte die Schwarzhaarige und lächelte den Warlock breit an.
Man sah ihr an, wie sehr sie ihn mochte, auch wenn beide noch nicht viel miteinander zu tun gehabt hatte.
„Danke, dass ich kommen darf“, meinte der Hexenmeister und erwiderte das Lächeln der jungen Frau.
Isabelle zog den kleinen Jungen nach vorne, der Magnus aufmerksam gemustert hatte.
„Stell dich vor“, wies die Schattenjägerin ihn an und der Junge bekam ganz rote Wangen.
Lag das in der Familie?
„Hallo ich bin Max Lightwood.“
Magnus schenkte ihm ein kleines Grinsen.
„Freut mich dich kennenzulernen, Max.“
Jace trat an Max vorbei, reichte dem Warlock die Hand und grinste ihn an.
„Herzlich willkommen im Institut, Magnus.“
Hatte er Goldlocke zuletzt als unfreundlich und nervig empfunden, war er Magnus jetzt direkt sympathisch geworden.
Er erinnerte den Hexenmeister immer mehr an seinen alten Freund Will.
Ehe Magnus zu sehr in der Vergangenheit versinken konnte, trat Maryse Lightwood nach vorne.
Ihr Lächeln war gekünstelt und sehr widerwillig streckte sie die Hand aus.
„Hallo Mister Bane, wie schön Sie in unserem Heim begrüßen zu dürfen.“
Magnus lief ein unangenehmer Schauder über den Rücken, als sie ihn so ansprach.
Es war hunderte von Jahren her, dass ihn jemand Mister Bane genannt hatte.
„Misses Lightwood, es freut mich sehr, dass ich herkommen durfte“, erwiderte der Hexenmeister und schüttelte kurz ihre Hand.
Die Stimmung war spürbar angespannt und für einen Moment war Magnus gewillt, einfach zu gehen.
Die Leiterin des Instituts wollte ihn nicht hier haben, er wollte insgeheim nicht hier sein, ein Deal denn sie stillschweigend eingehen konnten.
Doch Mister Lightwood wagte sich vor und versuchte die Stimmung zu lockern, als er mit freundlicher Miene die Hand ausstreckte.
„Ich bin Robert Lightwood und Sie können mich gerne Robert nennen. Es freut mich, dass Sie unserer Einladung gefolgt sind und mit uns zu Abend essen werden.“
Magnus lächelte und erwiderte: „Dann bestehe ich darauf, dass du mich Magnus nennst.“
Robert erwiderte das Lächeln breit und zeigte zum Esszimmer.
„Wollen wir?“
 
Das Essen verlief bis zum Hauptgang ruhig.
Magnus führte Gespräche mit Robert, lachte über Jace komische Grimassen und hielt unter dem Tisch sanft Alecs Hand.
Erst zum Dessert hin, sein Freund hatte wahrlich gut gekocht und Magnus würde darauf in Zukunft öfter zurückkommen, wurde das Knistern zwischen Maryse und ihm spürbarer.
Die Leiterin des Instituts hatte sich zurückgehalten, nur hin und wieder einen zustimmenden Laut von sich gegeben.
Doch als Magnus nun sagte: „Alexander du hast ja gezaubert“, platzte es aus ihr heraus.
„Also Mister Bane, erzählen Sie mir doch bitte, wie Sie meinen Sohn kennengelernt haben. Ist es bei Ihnen üblich, mit Schattenjägern ins Bett zu steigen, die Sie gar nicht kennen?“
Robert verschluckte sich an seinem Wein, Isabelle fiel der Löffel aus der Hand, Alec spannte sich heftig an und Magnus starrte Maryse ungläubig an.
„Maryse“, zischte Robert, aber seine Frau ignorierte den Schattenjäger vollkommen.
Provokant stützte sie das Kinn auf den ineinander verschränkten Handrücken ab und starrte Magnus an.
„Nun, Misses Lightwood“, begann der Warlock um Selbstbeherrschung bemüht, „ich habe Alexander in einer Bar kennengelernt. Es war ein wundervoller Abend gewesen.“
Maryse legte den Kopf schief.
„Das klingt ja wundervoll“, meinte sie gehässig, „haben Sie eigentlich eine Gegenleistung von Alec eingefordert, als Sie ihm das Leben gerettet haben?“
„Mom“, mischte sich nun auch Isabelle ein, die jedoch nach einem strengen Blick ihrer Mutter schwieg.
„Nein ich habe keine Gegenleistung eingefordert, weil ich Alec gerne geholfen habe“, sagte Magnus und hatte immer mehr das Gefühl, sich selbst rechtfertigen zu müssen.
„Weil Sie ihm gerne geholfen haben und nicht, weil er mit ihnen ins Bett gegangen ist?“
„Maryse! Es reicht!“, sagte Robert laut, doch sie setzte nach.
„Oder weil Sie sich durch Alec wieder jung fühlen? Hexenmeister sind doch unsterblich, nicht wahr? Wie lange leben Sie schon, Mister Bane? Gibt Ihnen Alec das Gefühl, wieder lebendig zu sein? Was wird wohl aus meinem Jungen, wenn er alt und grau ist, lassen Sie ihn fallen?“
„Mutter es reicht.“
Alecs Stimme war schneidend wie ein Messer und kalt wie Eis.
Die Leiterin des Instituts blickte ihren Sohn an und Magnus konnte erkennen, wie Maryse zurückzuckte.
Die Augen ihres Sohnes waren eisig und hart, als er sich erhob und Magnus an der Hand in die Höhe zog.
„Ich habe mir das jetzt lange genug angehört. Magnus ist hier, um euch kennenzulernen und nicht um sich von dir solche Sachen sagen lassen zu müssen. Leg deine Haltung meinem Freund gegenüber ab, Mutter.“
Maryse erhob sich ebenfalls, schaute kampflustig ihren Sohn an.
„Sonst was?“
Alecs Lippen verzogen sich zu einem grimmigen Lächeln.
„Auf Missionen gehen kann ich von überall. Ich werde das Institut verlassen, und zwar für immer. Magnus ist mir wichtig und ich werde ihn nicht verlassen, nur weil du keine Unterweltler akzeptierst. Denk gut darüber nach, Mutter ansonsten siehst du mich nie wieder.“
Mit diesen Worten zog Alec den verdutzten Hexenmeister aus dem Raum zum Fahrstuhl.
 
Ein Taxi setzte die beiden vor Magnus Appartement ab und unsicher blickte der Warlock seinen Freund an.
Hatte er das ernst gemeint?
Für ihn würde Alec seine Familie aufgeben?
„Tut mir leid“, sagte der Schattenjäger leise, als beide die Wohnung betraten.
Magnus schaute seinen Freund fragend an und streifte den Mantel ab.
„Wofür?“
Alec schlüpfte aus seinen Schuhen und betrachtete sich einen Moment im Spiegel, ehe er sich an Magnus wandte.
„Das hätte ein harmonisches Kennenlernen werden sollen und kein Streit. Aber meine Mutter hat mich so wütend gemacht, wie sie über dich gesprochen hat. Da konnte ich doch nicht einfach stumm bleiben.“
Magnus nahm sanft das Gesicht seines Freundes in die Hände und blickte ihm tief in die Augen.
„Alexander, du hast mich heute unglaublich überrascht. Das du mich so verteidigt hast war verdammt sexy.“
Sanft drückte der Hexenmeister seinem Nephilim einen Kuss auf die Lippen.
„Findest du?“
Alecs Wangen waren rot geworden und er schlang die Arme um Magnus Hüften, der grinsend einen weiteren Kuss auf den Lippen des Shadowhunters platzierte.
„Wären wir nicht im Esszimmer des Instituts gewesen hätte ich ganz unanständige Sachen mit dir gemacht“, meinte Magnus und zauberte Alec ein Lächeln ins Gesicht.
„Wie wäre es, wenn wir jetzt unanständige Sachen machen?“, hauchte er und der Hexenmeister lachte auf.
„Oh Alexander!“, rief er aus und hob seinen Schattenjäger unter den Knien hoch, der kichernd die Arme um Magnus Schultern schlang.
Ihre Lippen trafen sich, während der Hexenmeister sich in Bewegung setzte.
Das Schlafzimmer war ihr Ziel.
Vergessen war das Abendessen.
Vergessen waren die Worte von Maryse Lightwood.
Es gab nur Alec und Magnus, die sich im Licht des Mondes, dass durch die großen Fenster ins Zimmer strömte, die ganze Nacht liebten.

Seen - Liebe auf den ersten Blick?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt