Part 19

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Alec trat in den dunklen Raum hinein, zog einen Pfeil aus seinem Köcher und hob den Bogen.
Scheinwerfer flackerten auf und Licht tanzte durch das Zimmer, formte sich zu einer angreifenden Lichtgestalt, die von Alecs Pfeil durchbohrt wurde.
Der Schwarzhaarige führte eine elegante Drehung aus, schoss einen weiteren Pfeil in den Raum und die nächste Gestalt verfiel.
Vollkommen fokussiert analysierte Alec den Raum, tauchte unter einem Schwerthieb hinweg und zog seine Seraphklinge, die einen weiteren Gegner eliminierte.
Flink ließ sich der Schattenjäger auf die Knie fallen, ergriff einen Pfeil aus seinem Köcher und zog die Spitze von unten durch einen Angreifer hindurch, was dessen Ende bedeutete.
Der Nephilim erhob sich, als das Licht im Raum anging. Er klopfte sich den Staub von der Hose und legte sich seinen Bogen über die Schulter.
Die Tür des Kontrollraumes wurde geöffnet und Jace kam applaudierend heraus, ein Grinsen auf den Lippen.
„Alec Lightwood! Das war deine beste Punktezahl bisher. Wenn du so weiter machst, kommst du an den Meister des Simulators heran."
Jace meinte sich selbst und entlockte seinem Parabatai ein leises Lachen.
„Du bist und bleibst der Beste Jace", meinte Alec und klopfte seinem Bruder auf die Schulter.
„Er tut dir gut", meinte Jace plötzlich und schenkte Alec ein sanftes Lächeln.
„Wen meinst du?", fragte der Schattenjäger perplex und legte den Kopf schief.
„Magnus Bane meine ich. Seid ihr euch trefft, strahlst du Alec."
Alecs Wangen färbten sich rot, es war eine Begleiterscheinung sobald Magnus Namen fiel.
„Findest du?" Jace nickte als Antwort und umfasste die Schulter seines Parabatai.
„Genieß dein Glück, Bruder. Und jetzt holst du mir Izzy, ja? Sie ist mit dem Training dran."
Der Schwarzhaarige schenkte seinem Parabatai ein warmes Lächeln, ehe er im Gehen antworte: „Ich bin schon unterwegs."

Leise summend lief Alec den Flur entlang und konnte das Zimmer seiner kleinen Schwester schon von weitem sehen.
Er hatte Isabelle in den letzten Tagen nicht zu sehen bekommen. Zugegeben, der Schattenjäger war äußerst selten Zuhause anzutreffen, da er die meiste Zeit bei Magnus verbrachte. Sein Hexenmeister hatte ihm verziehen und ihr zweites Date war schlussendlich glimpflich ausgegangen.
Nun verbrachten beide jede freie Sekunde miteinander, aber wer konnte es ihnen verübeln?
Alec war verliebt und wollte mehr über seinen Hexenmeister erfahren.
Was hatten sie für ein traumhafte Gespräche geführt, während sie in einer Gondel durch Venedig geschippert waren.
Oder ihr Frühstück über den Dächern von Paris, bei dem Alec zum ersten Mal den Eifelturm gesehen hatte und beinahe in die Seine gefallen war, weil Magnus Portal halb über dem Fluss gelegen hatte.
Am schönste fand der Schattenjäger den Trip nach Tokyo, bei dem Magnus und er an einem Tempel für ihr beider Glück gebetet hatten.
Alec war glücklich, wenn Magnus bei ihm war und er hoffte, der Hexenmeister sah dies genauso.

Nun stand Alec also vor der Zimmertür seiner Schwester und hörte merkwürdige Geräusche aus dem Inneren.
Alec klopfte an und öffnete die Tür.
„Izzy ich bin es. Jace meint du sollst zum Training kommen..."
Alec erstarrte und hatte im nächsten Moment ein Kissen im Gesicht.
„RAUS!", rief seine halbnackte Schwester, die auf dem Schoß von Simon Lewis saß.
Der Mundie hatte mit einem erschreckten Aufschrei die Hände vors Gesicht gedrückt und zog sich zusätzlich die Decke über das purpurrote Gesicht.
Alec knallte eilig die Tür zu und eilte mit schnellen Schritten den Flur entlang.
Erst im Kirchenschiff kam er zum Stehen und versteckte sich in einer der Bankreihen.
Fahrig fuhr sich der Schattenjäger durchs Haar.
Seine Schwester war keine Heilige und das wusste Alec sehr genau. Jedoch hatte er sie nie verurteilt und sie hatte auch nie näher von ihren Eroberungen erzählt, wofür ihr Bruder ihr sehr dankbar war.
Sie nun aber mit diesem Mundie zu erwischen, und Alec wusste das die beiden dort nicht nur kuscheln wollte, ließ seine unschuldige Seele dreckig werden.
Sex war nie ein Thema gewesen, wofür sich der Schattenjäger interessiert hatte.
Auch zwischen Magnus und ihm war dieses Thema noch nicht zur Sprache gekommen, auch wenn die beiden schon das ein oder andere Mal ziemlich heftig rumgemacht hatten.
Alecs Gesicht wurde rot, als er an ihre kleine Reise nach Ägypten denken musste, wo sich beide im Schatten einer Pyramide hitzig und lang geküsst und ganz unanständig berührt hatten.
Der Schwarzhaarige schüttelte eilig den Kopf, er durfte sich nicht ablenken lassen.
Wie hatte seine Schwester sich nur mit diesem Typen aus Brooklyn einlassen können?
Er war vielleicht Clarys bester Freund aber noch lange kein Umgang für seine Schwester!

Die Aufzugtüren öffneten sich und Alec horchte auf, als er das Geräusch von hohen Absätzen hörte.
Im nächsten Moment ließ sich seine Schwester neben ihn sinken und stupste ihren Bruder mit der Schulter an.
„Seit wann geht das schon mit euch?", fragte Alec leise und entlockte seiner Schwester ein Lächeln.
„Seit ein paar Wochen. Ich habe dir nichts erzählt, weil ich genau weiß, dass du Simon nicht magst."
Alec hätte sich gerne herausgeredet, aber seine Schwester kannte ihn besser und wank ab.
„Ich weiß, dass du ihn nicht magst, Brüderchen. Jedoch spielen hier meine Gefühle eine Rolle und nicht deine. Es tut mir nur leid, dass du es auf diese Weise erfahren musstest."
„Naja, wir sind Quitt. Ich hatte dir von Magnus auch nichts erzählt."
Die Lightwood Geschwister schauten sich an und begannen zu lachen.
„Behandelt er dich gut?", wollte Alec wissen, als er die Hand seiner kleinen Schwester nahm.
Isabelle lächelte breit und lehnte den Kopf an die Schulter ihres Bruders.
„Simon ist anders. Er ist aufmerksam, liebenswürdig und trotzdem genauso verklemmt wie du."
Alec protestierte: „Ich bin nicht verklemmt!"
Izzy lachte auf. „Alec du bist verklemmt oder haben du und Magnus...?
Der Schwarzhaarige bekam einen roten Kopf und vergrub das Gesicht in den Händen.
„Nein wir haben noch nicht miteinander geschlafen", murmelte Alec und seine Schwester strich ihm sanft über den Arm.
„Brüderchen, du und Magnus lasst es eben langsam angehen. Nur weil man ein Paar ist, muss man nicht sofort miteinander ins Bett steigen. Zwischen mir und Simon hat es sich einfach ergeben. Du musst nichts überstürzen."
Alec hob den Kopf und schaute seine Schwester an.
„Wenn du dir Gedanken machst, such das Gespräch mit Magnus. Vielleicht überraschst du ihn ja auch. Dieser Mann ist total vernarrt in dich, dass darfst du nie vergessen."
Der Schwarzhaarige musste Lächeln und drückte die Hand seiner Schwester.
„Danke für deine Unterstützung Izzy."
Alec erhob sich und begab sich zum Fahrstuhl. Vor den Türen blieb er nochmal stehen und drehte sich zu seiner Schwester um.
„Lad Simon zum Abendessen ein, Izzy. Ich würde deinen Freund gerne richtig kennenlernen."
Isabelles Lächeln war umwerfend und ihre Augen strahlten, als sie nickte.
„Das mache ich!"

Alec hatte sich in sein Zimmer verzogen.
Der Schattenjäger hatte auf seinem Bett einen Haufen Bücher ausgebreitet, von denen er sich vorgenommen hatte, alle bis ins kleinste Detail zu studieren.
„Liebe zwischen Männern", „Körperliche Liebe" oder „Erkunden Sie Ihren eigenen Körper" waren nur ein paar der Titel, die sich der Shadowhunter aus der öffentlichen Bibliothek ausgeliehen hatte.
Die blonde Mundie Bibliothekarin hatte ihre Brille interessiert zurechtgerückt, als der Schattenjäger schüchtern nach den Büchern gefragt hatte. Sie hatte selten Männer, die nach solchen Themen fragten. Jedoch hatte sie erstaunlich schnell die richtigen Werke gefunden und dem perplexen Alec gleich noch etwas empfohlen, das sich Mangas nannte.
„Nicht ganz realistisch aber für unerfahrene Männer ein guter Start um ins Thema einzusteigen", hatte sie gemeint und gezwinkert.
Also hatte Alec nun dieses Buch in der Hand, blätterte die erste Seite auf und war verwirrt.
„STOPP! Dies ist die letzte Seite des Buches! Du willst dir doch nicht den Spaß verderben und das Ende zuerst lesen, oder?"
Der Schattenjäger blinzelte und schlug auf der anderen Seite das Buch auf. Nachdem dies wohl der richtige Weg war, begann er zu lesen.

Mit hochrotem Kopf legte Alec nach einer Weile das Buch zur Seite. Er hatte es ausgelesen und die Bilder hatten sich tief in seinem Kopf verankert.
Wenn er sich nur vorstellte, Magnus und er würden solche Dinge tun...
Sein Herz poche heftig und drohte dem Schattenjäger aus der Brust zu springen, als seine Gedanken auf Wanderschaft gingen.
Alec vergrub sein rotes Gesicht in seinen Kissen und ließ einen kleinen Schrei in die Daunen dringen.
Seine Schwester würde ihn sicher auslachen, so kindisch wie er sich anstellte.
Ob Magnus ihn auch albern finden würde?
Alecs Gedanken wurden ruhiger, als er an seinen Hexenmeister dachte.
Der Warlock tat so viel für Alec und dieser wollte endlich etwas zurückgeben.
Also nahm sich der Schattenjäger zusammen und richtete sich erneut auf. Nach den Bildern des Mangas brauchte er nun dringend einen fachlichen Text.
Mit Notizbuch und Stift bewaffnet machte er sich an die Arbeit, notierte sich hier und dort etwas und las am Ende sogar den Manga nochmal. Zu seiner Überraschung machte ihm das zweite Mal nichts mehr aus und er notierte sich auch hier ein paar Sachen.
Zufrieden mit sich selbst sank der Schattenjäger am Abend in seine Kissen und schlief beinahe sofort ein.

Seen - Liebe auf den ersten Blick?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt