Die Stimmung im Café war entspannt, als Magnus sich mit einer Tasse Kaffee auf seinen Platz sinken ließ.
Er hatte eine kleine Verabredung. Nicht mit Alexander, der musste nämlich arbeiten, sondern mit einer alten Bekannten.
„Magnus Bane“, sagte eine weibliche Stimme und der Hexenmeister hob den Blick.
Vor ihm stand eine hübsche Brünette, hatte die Hände in ihren Manteltaschen vergraben und schenkte dem Schattenweltler ein sanftes Lächeln.
„Theresa Herondale“, grüßte der Warlock und erhob sich, als er die junge Frau umarmte, „Wie schön dich zu sehen!“
„Die Ehre ist ganz meinerseits“, meinte Tessa und löste sich von Magnus, „ich hol mir schnell etwas zu trinken, ja?“
Der Hexenmeister lächelte und ließ sich an seinem Platz nieder, wartete auf seine alte Freundin.
Wenige Minuten später kam auch Tessa zurück und schob sich auf die lederne Sitzbank.
„Deine Einladung kam sehr plötzlich, mein lieber Magnus“, begann die junge Frau und nahm einen Schluck ihrer heißen Schokolade.
„Verzeih, meine Liebe. Ich war in letzter Zeit so beschäftigt mit mir selbst.“ Magnus blickte betrübt drein, aber da lachte die Brünette auf.
„Oh Magnus. Ich bin doch daran gewöhnt, dass der oberste Hexenmeister von Brooklyn ein vielbeschäftigter Mann ist“, meinte sie und schenkte dem Schwarzhaarigen einen sanften Ausdruck.
„Außerdem geht in der Unterwelt das Gerücht um, dass sich Magnus Bane verliebt zu haben schien. Stimmt es denn?“
Die Wangen des Hexenmeisters wurden sacht rot, als er verlegen seinen Nacken kratzte.
„Vielleicht“, meinte er und Tessas regengraue Augen begannen zu funkeln.
Der Hexenmeister kannte diesen Blick genau und hob die sofort die Hände.
„Erst hole ich mir einen Muffin, dann darfst du fragen okay?“
„Klingt fair“, meinte die Brünette und trank einen weiteren Schluck ihres Getränks, als Magnus sich einen Nussmuffin kaufte.
„Also, wer ist es? Ein Schattenwesen? Ein Mundie? Hoffentlich nicht wieder einer dieser arroganten Nichtsnutze, die dich nur ausnutzen und dann fallen lassen“, meinte die junge Frau, die bei der Erinnerung an Magnus letzten Geliebten missbilligend den Mund verzog.
Der Warlock hob beschwichtigend die Hände.
„Nein, er ist ganz anders. Ruhig und schüchtern, liebevoll und ehrlich. Seine Familie geht ihm über alles und er ist aufopferungsvoll. Wenn er in meiner Nähe ist, dann kann ich mich fallen lassen, wie nie zuvor.“
Während Magnus sprach, begannen seine Augen zu strahlen. Die junge Brünette beobachtete mit Faszination, wie verträumt der Blick ihres Gegenübers wurde, wie verliebt er aussah.
„Was ist er denn?“, fragte Tessa und verlegen biss Magnus in seinen Muffin, wollte so ein wenig Zeit schinden.
„Er ist ein Nephilim“, meinte der Hexenmeister und Tessa klappte die Kinnlade herab.
„Ein Kind des Erzengels?!“
Magnus schob eilig seine Hand über den Mund der jungen Frau, da sie im ganzen Café zu hören war.
„Ja er ist ein Schattenjäger“, murmelte der Warlock und Tessa zog die Hand von ihrem Mund.
„Magnus Bane datet einen Schattenjäger? Wer ist es?“
Die Brünette wirkte aufgeregt. Sie kannte Magnus seit knapp 140 Jahren und noch nie hatte er einen solchen Blick gehabt, wenn er über die Kinder des Erzengels sprach.
Dieser eine musste ganz besonders sein.
„Es ist Alexander Lightwood“, sagte der Hexenmeister und erneut klappte der jungen Frau die Kinnlade herab.
„Du hast dir einen Lightwood gekrallt? Ausgerechnet?!“
Magnus musste leise lachen.
„Ach Tessa, die Familie deines Mannes hat doch eine enge Verbindung zu den Lightwoods“, sagte er vorsichtig, der Hexenmeister wusste, wie ungern Tessa an die Vergangenheit dachte.
Die junge Frau blickte einen Moment wehmütig in ihre Tasse, ehe sie wieder zu lächeln begann.
„Das du dir ausgerechnet den Ältesten der Lightwoods schnappst“, meinte Tessa und schüttelte den Kopf, „du, wo die Nephilim gemieden hast.“
„Glaub mir, auch für mich war das ein Schock. Aber Alec ist anders als andere Schattenjäger. Sein Herz ist gut und er sieht in mir nicht nur einen Unterweltler, den er bei Bedarf rufen kann. Er begegnet mir auf einer Ebene.“
Tessa stützte das Kinn in die Hand und musterte ihren alten Freund.
„Wie lange seid ihr schon ein Paar?“, fragte die Brünette neugierig.
„Ich kann es dir nicht genau sagen, da der Beginn unserer Beziehung etwas unklar war, aber ungefähr drei Monate.“
Tessa musste kichern und schüttelte den Kopf.
„Du bist unmöglich. Bestimmt wolltest du eigentlich nur einen kurzen One-Night-Stand mit ihm, aus dem mehr geworden ist.“
„Es stimmt schon. Als ich Alexander kennengelernt habe, wollte ich ihn ins Bett bekommen aber wir haben es bis heute nicht getan.“
Die Brünette weitete die Augen und wirkte erstaunt.
„Du musst wirklich verknallt in ihn sein, wenn du dir so lange Zeit lässt“, meinte sie und Magnus grummelte.
„Stell mich mal nicht als Aufreißer hin, der jeden flachlegt, der ihm unter die Finger kommt“, sagte er empört und Tessa hob die geschwungenen Augenbrauen.
„Das bist du nicht?“
Magnus rümpfte die Nase, aber insgeheim musste er seiner alten Freundin rechtgeben. Vor Alexander hatte er sich alles genommen, was zu holen war. Erst den Nephilim wusste er zu schätzen.
„Es ist schön, dich wieder so glücklich zu sehen, Magnus“, meinte Tessa mit sanftem Ton in der Stimme. „Seid Camille hast du nicht mehr so glücklich ausgesehen.“
„Wie ist es bei dir, meine Teuerste?“, fragte der Hexenmeister, er wollte jetzt nicht an seine Ex-Freundin denken.
Tessa ließ es gut sein und beantwortete stattdessen seine Frage.
„Jem und ich sind dabei, ein Haus in England zu kaufen. Dort wollen wir hin.“
„Zurück in die alte Heimat“, meinte der Hexenmeister und seufzte verträumt.
„Vielleicht entführe ich Alec auch mal nach England. London soll zu dieser Jahreszeit wirklich schön sein.“
„Wenn nur der Regen nicht wäre“, jammerte die Brünette und stimmte im nächsten Moment mit Magnus in ein ausgelassenes Lachen ein.
„Ich würde mich freuen, wenn Jem und du mich mal besuchen kommen“, sagte der Warlock und nahm die Hand seiner alten Freundin.
„Dann kannst du mir Alexander vorstellen“, meinte sie und drückte die Hand des Schwarzhaarigen.
„Du würdest ihn bestimmt mögen.“
Tessa neigte den Kopf. „Bestimmt.“
Mit guter Laune kehrte der Hexenmeister in sein Appartement zurück.
Der große Vorsitzende lag ausgestreckt auf dem Sofa und hob nur träge den Kopf, als sein Herrchen hereinkam.
Magnus strich ihm durchs Fell und ließ sich auf die Couch sinken, ehe er sein Handy aus der Hosentasche zog.
Er hatte eine kurze Nachricht von Alec.
„Aufträge gehen gut voran, der Berg auf meinem Schreibtisch lichtet sich. Ich bin sehr erschöpft, aber zuversichtlich. Vermisse dich, Alec.“
Magnus ließ den Kopf auf die Rückenlehne seines Sitzmöbels sinken.
Was Alec da tat berührte sein Herz.
Der junge Nephilim tat alles, um mit ihm verreisen zu können.
Magnus konnte ihm diesbezüglich nicht helfen, aber dafür konnte der Hexenmeister den perfekten Urlaub planen.
„Ob Alec Spanien wohl mögen wird?“, murmelte der Schwarzhaarige und kraulte seinen Kater hinter den Ohren.
Dieser schnurrte und ließ den Kopf auf Magnus Schoß fallen.
„Übrigens, Miau Tse Tung, habe ich Tessa darum gebeten, dich zu füttern, während ich weg bin.“
Der Kater gab einen zufriedenen Laut von sich und streckte den Körper, ehe er träge miaute.
„Du bist vielleicht ein fauler Vierbeiner“, meinte der Hexenmeister belustigt und richtete den Blick zurück auf sein Handy.
Alecs Wette lief noch drei Tage, dann würde sich das Schicksal der beiden Liebenden entscheiden.
Maryse Lightwood würde ihren Sohn bei einer Niederlage nie wieder aus dem Institut lassen. Sie verabscheute die Unterwelt und glaubte fest daran, dass Nephilim und Schattenwesen keine Beziehung führen können.
Seine Freundin Tessa war jedoch ein Beispiel dafür, dass die Liebe zwischen Schattenjäger und Unterweltler möglich sein konnte.
Weder Will Herondale noch Jem Carstairs hatten Tessa verurteilt, weil sie eine Hexe war. Ihre Ehe mit Will war sogar unglaublich harmonisch gewesen, trotz ihrer Unsterblichkeit.
„Ich vermisse dich auch, Alexander. Deshalb freue ich mich umso mehr dich wiederzusehen. Halte noch ein wenig durch. Kuss, Magnus.“
Zufrieden schickte der Hexenmeister seine Antwort ab und verstaute sein Handy wieder in der Hosentasche.
„Dann machen wir uns mal weiter an die Planung, nicht wahr großer Vorsitzender?“
Der Kater ließ den Kopf auf die Pfoten fallen und schnurrte laut, ehe er zu dösen begann.
Magnus musste leise lachen und nahm sich vom Tisch eine Reisezeitschrift, die mit Einmerkern gespickt war.
Mit einem Martini in der Hand, begann der Hexenmeister seine Recherche für einen unvergesslichen Urlaub fortzusetzen.
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Seen - Liebe auf den ersten Blick?
Fiksi PenggemarAlec nahm einen Schluck seines Getränks und wandte sich wieder der Bar zu, als er das Gefühl verspürte, jemand würde ihn beobachten. Es war nicht der Barmann, dieser schien mit dem Mixen von Cocktails beschäftigt zu sein. Langsam ließ der Schattenjä...