Prolog

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Es war so ruhig in diesem dunklen Saal. Das einzige was zu hören war, war das Umschlagen von Papier. Und das konnte ich nur durch meine neuen, verbesserten Sinne hören. Ansonsten war es komplett ruhig. Keiner sagte ein Wort oder rührte auch nur einen Muskel. Zumindest nicht die Wachen. Aro, Marcus und Caius saßen im Thronsaal bei ihrem neu geliebten Tisch und lasen Bücher. So wie schon seit Monaten. 

Überraschen tat es mich nicht. Denn niemand wollte den ganzen Tag nur herumsitzen. Schon gar nicht als Vampir. Mit diesem neuen Leben hatte ich manchmal noch meine Schwierigkeiten. Es war ungewohnt nicht mehr drei Mal am Tag zu essen und nicht mehr zu schlafen. Und am meisten war es ungewohnt nicht mehr zu atmen. 

Ich tat es trotzdem noch. Eine Zeit lang wollte ich es abstellen, aber das hatte gar nicht funktioniert. Mein Vater und mein Mann waren dabei gewesen. Ich hatte beim ersten Mal einen leichten Anflug von Panik bekommen, weil es einfach verdammt ungewohnt war. Und beim zweiten Mal hatte ich angefangen wie wild zu zucken. Also beließ ich es dabei doch noch zu atmen. So fühlte ich mich nicht komplett tot. 

Zum Glück war mein Mann immer für mich da, wenn ich mit etwas nicht zurecht kam. Lächelnd blickte ich auf meinen Ehering herab und drehte in leicht zwischen den Fingern. Für mich war es immer noch kaum zu glauben, dass ich mit Demetri Volturi verheiratet war. Und das jetzt schon fast ein ganzes Jahr. In viereinhalb Wochen würden wir Hochzeitstag haben, weswegen ich jetzt schon total aufgeregt war. Demetri hatte irgendetwas geplant. 

Mehr hatte er mir nicht gesagt. Aber so konnte ich wenigstens sicher sein, dass er unseren gemeinsamen Tag nicht vergessen hatte. Ich würde diesen Tag niemals vergessen können. Es war bis jetzt der schönste Tag in meinem Leben. Die Ereignisse konnte ich immer noch genau vor mir sehen. Jeden Kuss, den er mir an dem Tag gegeben hatte, spürte ich noch auf meinen Lippen. Und vor allem sah ich immer seine Blicke direkt vor mir. 

"Worüber denkst du nach, Mi Amore?", hörte ich es plötzlich ganz dicht an meinem Ohr. Ein Schauer lief mir über den Rücken, als ich diese Stimme vernahm. Sie hatte immer diese Wirkung auf mich. Mit strahlenden Augen wand ich mich meinem Ehemann zu, der mich interessiert musterte. Immer, wenn ich in Gedanken war, wollte er immer wissen, an was ich gerade dachte. Demetri wollte immer teilhaben an meinen Gedankengängen. Und das zeigte mir jedes Mal, dass er sich wirklich für mich interessierte. 

Demetri legte mir vorsichtig einen Arm um meine schlanke Taille und zog mich mit einer geschmeidigen Bewegung zu sich. Seine Nähe machte mich immer noch vollkommen verrückt. "Ich kann es immer noch nicht glauben, dass ich so einen tollen Ehemann habe.", wisperte ich leise zurück. Nicht jeder hier in diesem Saal musste hören, was wir beide beredeten. Demetris Lippen verzogen sich zu einem breiten Strahlen, ebenso wie meine. 

"Jedes mal, wenn ich in deine Augen sehe, werde ich immer wieder daran erinnert, dass ich die schönste Frau habe, die es je gab und je geben wird." Bei seinen Worten wäre mir jetzt das Herz weggeschmolzen, wenn ich noch eines hätte. Dafür lehnte ich mich an seine Brust und schloss meine Augen. Wenn wir hier waren, war das unsere Geste, um uns zu zeigen, wie sehr wir die Nähe des Anderen schätzten und liebten. 

Da mein Vater und auch andere hier waren, küssten wir uns im Saal kaum. Jedes Mal, wenn ich zu ihm sah, sehnte ich mich danach seine weichen Lippen auf meinen zu spüren. Dafür genoss ich es aber viel mehr, wenn wir für uns waren. In manchen Fällen war unsere Sehnsucht und unsere Lust auf den Anderen so stark, dass es manchmal auch mehr wurde als ein Kuss. 

Aber beschweren wollte ich mich nicht. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass der Sex mit jemand anderem besser sein könnte als mit Demetri. Er wusste ganz genau, wie er eine Frau um den eigenen Verstand brachte. Noch ein Grund, wieso ich ihn so liebte. Bei ihm konnte ich mich vollkommen fallen lassen. Als Vampir spürte man alles noch intensiver, was es noch schöner machte. "Ich liebe dich.", hauchte mein Mann mir in mein Ohr. Langsam öffnete ich meine Augen und sah in seine weinroten Augen. Wie Rubine leuchteten sie. 

My Heartbreaker / ABGEBROCHENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt