"Du weißt, dass du eh jedes Mal gegen mich gewinnst, wenn wir spielen.", murrte ich, während mein Kopf auf meiner linken Hand abgestützt und meine Augen auf das Schachbrett gerichtet waren. "Du weißt aber auch, dass ich gerne Zeit mit dir verbringe und Schachspielen mit dir immer wieder ein Vergnügen ist, welches ich nicht ausschlagen möchte.", grinste mein Gegenüber.
Geschickt setzte er seine Figur auf das nächste Feld, nur um mich noch mehr zu verwirren. Mich das Schachspiel zu lehren, war vielleicht nicht die schlauste Idee von meinem Vater gewesen. Man musste clever handeln und die Ruhe bewahren. Die Dinge, welche ich seit wenigen Wochen kaum noch beherrschte und von denen ich seit Tagen nicht mehr wusste, dass sie existierten. Meine Auseinandersetzung mit Demetri, welche im Versöhnungssex geendet hatte, war schon fast zwei Wochen her.
Es schien zwar so, als hätten wir uns versöhnt, dennoch gab es zwischen uns Spannungen. Immer wieder sah ich Sophia in der Nähe meines Mannes, was mir gar nicht passte. Vielleicht war meine Eifersucht unbegründet, doch ich traute Sophia nicht über den Weg. Jane ebenso wenig. Alec schien von ihr auch sehr angetan zu sein, sagte sie mir. Mit Demetri redete ich auch kaum noch, geschweige denn, verbrachte ich Zeit mit ihm. Entweder hatte er Dienst oder war mit Sophia beschäftigt.
Am Anfang hatte ich versucht, mehr Zeit mit ihm zu verbringen, doch mittlerweile hatte ich es aufgegeben. Da verbrachte ich lieber Zeit mit meinem Vater. Wir arbeiteten daran meine Kontrolle wiederzuerlangen. Jeden Tag bekam ich unter Aufsicht von Caius mein Blut. Er quälte mich immer damit, dass zuerst er vor meinen Augen trank, und dann erst ich meinen Durst stillen durfte. Jedes Mal war es ein reiner Kampf, doch wenn es mir helfen würde, dann würde ich es über mich ergehen lassen.
Dazu verbrachten wir die Nachmittage damit, zu lesen, spazieren zu gehen, Musik zu hören (Ich hatte versucht ihm die Musik von heute nahe zu bringen. Mein Vater beschrieb es als Straßenbahnunfall!) oder eben auch Schach zu spielen. Das sollte mich beruhigen und ablenken. "Ich fühle mich geehrt.", schmunzelte ich, bevor ich meinen Blick konzentriert über das Feld gleiten ließ. "Wie geht es deinem Hals?", fragte er in die Stille hinein. Jetzt wo er es erwähnte nahm ich das höllische Brennen in meiner Kehle wieder wahr.
Meine Muskeln spannten sich automatisch an. "Vor deiner Erwähnung gut. Wann bekomme ich meine nächste Mahlzeit?" "Emily, du hattest vor drei Stunden erst Blut bekommen. Du kannst unmöglich wieder Durst haben." "Ich habe das Gefühl, dass durch meine Situation mit meinem Mann mein Durst noch mehr gewachsen ist." Frustriert lasse ich meinen Kopf auf meine Hand fallen und seufze tief. Dass ich mit meinem eigenen Ehemann und Seelenverwandten nicht mehr rede oder Zeit verbringe macht mich fertig. Ich vergöttere und begehre diesen Mann und jetzt wenden wir uns gegenseitig voneinander ab.
Wir sind wie zwei Fremde Zimmergenossen, die sich tolerieren. Dabei sind wir verheiratet, lieben uns und haben schon verdammt viel durchgemacht. Natürlich könnte ich mich mit Demetri aussprechen, aber ich bin nicht diejenige, die ein Auge auf jemand anderen geworfen hat. Zumindest scheint es mir so. Ich vermisse ihn, obwohl er in meiner Nähe ist. Obwohl ich jeder Zeit zu ihm gehen könnte, reißt es mir jedes Mal das Herz aus der Brust, wenn ich Abends neben ihm sitze und wir uns anschweigen.
Etwas anderes tun wir nicht mehr. "Darf ich fragen, was für eine Situation?", fragt Caius und setzt genau in diesem Moment Schachmatt. Ganz klasse. Jetzt habe ich auch noch gegen meinen eigenen Vater verloren. Erneut seufzend lasse ich mich in den Sessel zurückfallen und blicke dabei in das strenge Gesicht von Caius. "Habe ich eine andere Wahl?" "Nein, hast du nicht. Was ist zwischen euch passiert?" "Wir haben uns vor zwei Wochen gestritten und reden seitdem kaum noch miteinander, geschweige denn tun wir noch etwas zusammen. Wir gehen uns mehr aus dem Weg und tolerieren den anderen, als dass wir uns lieben. Verrückt oder? Ich erinnere mich an eine Zeit, in der wir beide verrückt nacheinander waren. Und jetzt? Ich weiß auch nicht."
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My Heartbreaker / ABGEBROCHEN
FanfictionFortsetzung von My Soulmate "Er hat sie so fest an sich gepresst und so leidenschaftlich geküsst. Und als er mich gesehen hat, hat er kein bisschen Reue gezeigt. Er- er be-bereut- e-es nicht!" Erneut fange ich an laut zu schluchzen und kralle mich...