2.

187 8 0
                                    

"Emily, so geht das nicht mehr weiter! Du kannst dich nicht einfach von allen abschotten und nicht einmal mehr zum Essen kommen! Und schon gar nicht kannst du deinen eigenen Vater abweisen!", fauchte Caius aufgebracht. Seit zwei Wochen hatte ich sämtlichen Kontakt zur Außenwelt abgebrochen. Ich ignorierte meinen eigenen Ehemann, meinen Vater, Aro und Marcus und meine Freunde. 

Selbst zu den Touristenführungen, die bekanntlich zu unserer Ernährung dienten, erschien ich nicht mehr. Ich hatte in den letzten zwei Wochen immer mehr Angst davor bekommen noch einmal solch einen Kontrollverlust zu bekommen. Wenn das der einzige Weg war diesen Kontrollverlusten zu entgehen, dann würde ich diesen Weg auch gehen. Das schien nur Caius nicht sonderlich zu gefallen. 

Er hatte mich regelrecht aus meinem Zimmer geschliffen, als ich nicht zu meinem Dient erschienen war - zum wiederholten Mal. Nun standen wir in einem abgegrenzten Raum in der Nähe vom Thronsaal. Gleich würde Chelsea mit den Touristen kommen, was bedeutete, dass ich einen weiteren Kontrollverlust erleiden könnte. Caius, Aro und Marcus wollten mich dieses Mal dabeihaben. 

Und dabei war es egal was ich dazu zu sagen hatte. Ich war schwach, meine Augen kohlrabenschwarz und meine Kehle am verglühen und Feuer fangend, so sehr brannte sie. Ich konnte mich selber kaum auf den Beinen halten. Während mir Caius seine Moralpredigt hielt saß ich auf einem Sessel und musste mich bemühen ihm weiter aufmerksam zuzuhören. Meine Gedanken kreisten sich nur noch um ein Thema: Blut! Ich brauchte es, auch wenn ich mich verweigern wollte. Ich konnte an nichts anderes mehr denken. Und das wussten alle ganz genau.

"Du kannst mir kaum noch richtig zuhören, so sehr frisst dich dieser Gedanke an Blut auf. Sieh dich an, Emily! Du kannst dich kaum auf deinen eigenen Beinen halten. Wenn du damit einem weiteren Kontrollverlust entgehen willst, dann ist es genau der falsche Weg. Du bekommst immer mehr Hunger und dein eigener Verstand geht mit dir durch und du wirst wirklich noch zu einem blutrünstigen Monster!" 

"Das bin ich doch schon längst.", murmelte ich leise. Laut zersprang Glas an einer Wand, was mich zusammenzucken ließ. Die Scherben der edlen Vase lagen zerstreut auf dem Boden. Es war nicht mehr zu erkennen welches Teil zu welchem gehörte. Vorsichtig sah ich zu Caius auf, welcher mich geradezu wutentbrannt ansah. 

"Hör auf das zu sagen! Das einzige was du bist, ist verängstigt! Du hast Angst vor der Zukunft, Angst vor dir selbst! Wahrscheinlich würdest du dir nicht einmal dein eigenes Spiegelbild ansehen wollen." "Was kann ich denn dafür?" Nun wurde ich auch lauter. Mit einem Ruck erhob ich mich aus dem Sesseln, fiel aber sofort wieder zurück. Ich war viel zu schwach um mich jetzt mit meinem Vater zu streiten. 

Caius erschien sofort an meiner Seite und stützte mich etwas. "Da siehst du es.", sagte er nun ruhiger. Für einen Augenblick war es ruhig, keiner von uns ließ ein Wort verlauten. "Du wartest hier. Ich bin gleich zurück." Im nächsten Moment war Caius auch schon verschwunden. Seine Rückkehr ließ aber nicht warten. Schneller als erwartet war er wieder hier. Er war aber nicht alleine. Ein betörender Duft schwebte durch den Raum und ließ mich aufsehen. Meine Sinne waren alle auf diesen Duft fixiert. Meine Kehle begann noch heftiger zu brennen als davor schon.

Sie schrie regelrecht nach diesem Duft. Oder eher nach dem, was dieser Duft beinhaltete. Neben Caius erkannte ich Alec, Felix, Jane und Demetri. Doch diese stellte ich in den Schatten, denn eine andere Person war viel wichtiger. Caius hielt seine rechte Hand um den Arm einer jungen Frau. Ich schätzte sie auf Anfang zwanzig. Meine gesamte Aufmerksamkeit war einzig und allein ihr geschenkt. Ich konnte hören wie ihr Blut rasend durch die Adern floss. Ein animalisches Knurren verließ meine Kehle, meine Fingernägel krallten sich in die Lehnen des Sessels. 

Alleine meine Ängste um einen Kontrollverlust waren verschwunden. Ich wollte nur noch Eines - Sie! Meine Gier nach ihrem Blut stieg sekündlich an. "Du willst sie, nicht wahr?", provozierte Caius. Ein weiteres, lauteres Knurren entfuhr mir. Mir war es egal, dass mein Ehemann und meine besten Freunde da waren und mich so wild sahen. Ich wollte nur noch diese Frau. "Ich weiß, dass du sie willst. Es brennt in deinem Inneren danach. Du willst deine Zähne in ihre Haut schlagen und jeden einzelnen Tropfen ihres Blutes in dir aufnehmen." 

My Heartbreaker / ABGEBROCHENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt