Kapitel 2: Eine seltsame Begegnung

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Am nächsten Morgen weckte mich mein Wecker früh um sechs Uhr. Ich stöhnte auf. Ich hatte eindeutig viel zu wenig geschlafen. Aber was hatte ich auch erwartet. Wir waren am Tag zuvor seit früh um 3 Uhr auf den Beinen gewesen und waren in unser neues zuhause gefahren und am Abend hatte ich noch bis 23 Uhr gelesen. Demnach war es eindeutig mal wieder meine eigene Schuld. Denn der Satz 'nur noch eine Kapitel' zog bei mir eh nicht mehr. Denn aus einem Kapitel wurde dann schließlich noch der Rest des Buches. Außerdem hatte ich mal wieder viel zu lange nachgedacht. Das hielt mich immer vom Schlafen ab.

Trotz meiner geringen Motivation schwang ich meine Beine aus dem Bett und lief zu meinem Schrank. Schulkleidung gab es an meiner neuen Schule nicht, dass war schon mal gut. Ich entschied mich schließlich für eine enge blaue Jeans und eine weiße Bluse. Es sah ordentlich aus, jedoch nicht zu förmlich oder zu auffällig. Das wäre für den ersten Tag wahrscheinlich am besten.

Nachdem ich geduscht hatte und fertig angezogen war entschied ich mich dazu meine langen schwarzen Haare zu zwei Boxer Braids zu flechten. Dies war eine Frisur, die ich an meiner alten Schule fast täglich getragen hatte. So hingen mir meine Haare nicht im Gesicht und trotzdem sah es ordentlich aus. Von einem normalen Zopf bekam ich meist sehr schnell Kopfschmerzen, ein weiterer Grund für mich die Boxer Braids zu tragen.

In meiner kleinen Küche nahm ich mir eine Schüssel und füllte sie mit Cornflakes und Milch. Das war vielleicht nicht gerade das gesündeste Essen, doch es war auf jeden Fall erst mal eine Variante, die sehr schnell ging. Ich sollte im laufe der Woche aber trotzdem einkaufen gehen, um mir noch etwas Gesünderes zu holen.

Als ich aufgegessen hatte stellte ich mein Geschirr in die Spüle, schnappte mir meinen Rucksack und lief zur Schule. Ich war sehr schnell fertig und würde wahrscheinlich viel zu früh da sein, doch das war nun auch egal. Ich musste mich sowieso erst noch im Sekretariat melden, um meinen Stundenplan zu holen.

Meinen Schulweg hatte ich mir vorher zum Glück schon gut angeschaut. Ich lief über belebte Straßen, nahm Abkürzungen durch kleine Gassen und musste ein kleines Stück durch einen schönen Park laufen. Vor allem die Strecke im Park mochte ich. Die Vögel zwitscherten und die Sonnenstrahlen bahnten sich ihren Weg durch die Baumkronen, was ein sehr schönes Naturschauspiel bot. Nach 15 Minuten erblickte ich dann endlich das große Gebäude, welches von nun an meine Schule sein würde. Ein großes Schild stand direkt vor einem riesigen Parkplatz, der für die Schüler gedacht war. Auf dem Schild stand in schöner großer Schrift: Wolfstead High School

Ein nicht sonderlich kreativer Name, da es jedoch die einzige High School in Wolfstead war musste es auch kein sonderlich bedeutsamer Name sein. Er war schlicht gehalten, so wie das komplette Gebäude, welches von außen mit einem hellen Grau Ton überzogen war.

Ich atmete noch einmal tief durch und betrat dann das große Gebäude. Bis jetzt war ich der Menge an Schülern noch nicht aufgefallen, dass war schon mal sehr gut. Ich hoffte nur, dass ich mich nicht vor allen in den Kursen vorstellen musste. So etwas hatte ich schon immer gehasst. Diese Blicke, mit denen man angestarrt wurde, waren einfach nicht meins. Deshalb hielt auch nicht gerne Vorträge, doch das ließ sich leider nicht immer vermeiden.

Das Sekretariat konnte ich zum Glück sehr leicht finden, da es direkt neben dem Eingang war. Ich klopfte leise und öffnete, nachdem einem leisen 'Herein' erklang, die große Tür.

»Hallo, ich bin Avianna. Ich sollte mich hier wegen meines Stundenplans melden«, stellte ich mich kurz vor. Die Frau vor mir hatte schon graue Haare und saß hinter einem großen Schreibtisch. Sie war sicherlich schon über 60 Jahre alt, worauf auch ihre Kleidung hinwies. Ihre kleine rundliche Brille war bis auf die Nasenspitze heruntergerutscht, doch es schien sie nicht weiter zu stören. Mit großen Augen sah sie mich an und begann dann zu lächeln.

Avianna Hope - im Land der Wölfe | ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt