Kapitel 47: die Vergangenheit

118 9 0
                                    

Ich umklammerte die Messer fest mit meinen Händen und hatte sie geradewegs auf Cody und sein Gefolge gerichtet.

»Glaubst du wirklich du kommst alleine mit deinen zwei Messern gegen uns an? Mach dich nicht lächerlich«, sagte Cody und sofort begannen Ted und Joel lauthals darüber zu lachen.

»Naja, wie du willst. Schnappt sie euch, aber denkt dran. Ich brauche sie lebend!«

Ted und Joel setzten sich in Bewegung. Einer kam von rechts und einer von links. Ich kannte sie noch nicht gut genug, um sie unterscheiden zu können, aber das war jetzt auch nicht wichtig. Ich versuchte mich so gut es ging auf beide zu konzentrieren. Akay war neben mir in Abwehr Haltung gegangen, fletschte die Zähne und knurrte die beiden warnend an. Als einer von beiden einen Schritt auf mich zu machte sprang Akay los und zerkratzte ihm das Gesicht. Der andere, ich vermutete das es Joel war griff mich im Gegenzug an. Ich wich gekonnt aus und holte selbst mit einem Messer aus. Ich traf seinen Oberarm und als ich merkte, dass ich einen guten Winkel hatte, stach ich zu. Sein Schrei durchschnitt die Stille des Waldes und seine Atmung beschleunigte sich. Noch bevor ich ein weiteres Mal zustechen konnte, wurde ich von hinten gepackt und vier Messer wurden mir unter die Kehle gehalten.

»Ich muss schon sagen Avianna, du hast gutes Potential zum Kämpfen. Doch du bist nicht gut genug, um uns zu besiegen!« Cody drückte die Messer ein wenig zu. Sofort schrie ich auf. Ich merkte, die die Messer in mein Fleisch schnitten und es brannte höllisch, als er sie ein wenig hin und her bewegte.

»Lasst sie in Ruhe!«, sagte Melodie und versuchte mir zur Hilfe zu kommen, doch als sie sich gerade aufrichten wollte schnitt Joel ihr mit seinen Messern quer über den Rücken, sodass sie mit einem Schmererfülltem Schrei zu Boden sank.

»Nein! Lasst sie in Ruhe!«, schrie ich, »Bitte lasst sie in Ruhe! Ich tue alles was ihr wollt, ich komme mit euch mit, aber bitte lasst die anderen in Ruhe!« Immer mehr Tränen sammelten sich in meinen Augen und rannen meine Wangen hinunter.

»Eine weise Entscheidung.« Cody zog die Messer zurück und drängte mich vorwärts. Ted drückte Akay von sich weg, sodass er hart zu Boden fiel. Ich hoffte nur, dass ihm und auch den anderen nichts weiter geschehen war. Ich wusste auch nicht wo Nicole und Paul waren, ich konnte sie nirgends sehen. Hoffentlich ging es den beiden gut.

Ted und Joel liefen nebeneinander vor mir und Cody direkt hinter mir. Ich hatte keine Chance zu entkommen und versuchte es daher auch gar nicht erst. Wenn ich das getan hätte, dann hätten wahrscheinlich auch meine Freunde weiter darunter leiden müssen, doch das wollte ich nicht. Ich hörte, wie Damien und die anderen mir geschwächt hinterherriefen. Mir rannen weitere Tränen die Wangen hinunter. Nun war auch alles egal. Was auch immer Cody mit mir vorhatte, es würde sehr wahrscheinlich schmerzhaft werden.

Wir liefen noch eine ganze Weile und die Schnitte an meinem Hals und meinem Schlüsselbein brannten wie die Hölle. Als ich sie vorsichtig mit den Händen berührte floss das Blut an meinen Fingerspitzen hinab und sofort stieg der metallische Geruch in meine Nase. Am liebsten hätte ich mich übergeben, doch ich zwang mich dazu einen kühlen Kopf zu behalten und Ted und Joel weiter zu folgen.

Nach einem ewigen Fußmarsch, der mich sehr erschöpft hatte, kamen wir an einer Falltür mitten im Nationalpark an. Wir blieben stehen und ich sah mich um. Weit und breit war niemand zu sehen. Nur Bäume und grünes Gestrüpp. Die Sonnenstrahlen bahnten sich ihren Weg durch die Wipfel der Baumkronen und ich genoss sie noch einmal, da ich nicht wusste, wie lange sie mich einsperren würden. Das Wetter war viel zu schön für die aktuelle Situation. Regen und Gewitter hätte eher gepasst, aber falls das hier ein Abschied von meinem Leben war, dann ging ich wenigstens mit Würde bei strahlendem Sonnenschein.

Avianna Hope - im Land der Wölfe | ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt