Kapitel 22: die Wahrheit

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Mir fehlten die Worte. Das war eindeutig der Biss eines Tieres. Aber ich kannte mich damit nicht so gut aus, er hätte genauso auch von einem Hund stammen können.

»Er hat mich gebissen und es mir dann erzählt. Er wollte das ich mich ihm anschließe«, erklärte mir Damien und automatisch rutschte ich ein Stück von ihm weg.

»Wir wurden alle gebissen Avianna«, sagte Tyler leise, als er mein Angst gegenüber Damien bemerkte.

Nun saß ich wie erstarrt da. Wenn sie wirklich alle Gebissen wurden, dann konnten sie sich bei Vollmond in einen Werwolf verwandeln. Dann waren sie dasselbe Monster wie er. Ich vernahm ein Rauschen in meinen Ohren und sah die ratlosen Blicke der anderen auf mir liegen. Sie flüsterten sich etwas zu, schienen sich meiner Lage nicht sichern zu sein, doch ihre Stimmen schienen viel zu weit weg zu sein. Meine Gedanken übertönten alles. Aber vor allem schien allmählich meine Angst die Oberhand über meinen Körper zu gewinnen.

»Aber wir sind nicht wie er«, versuchte Damien mich zu beruhigen.

»Ihr seid alle Werwölfe...« Das war mehr eine Feststellung als alles andere und das gefiel mir nicht. Doch es war das Einzige was ich gerade herausbrachte und begann langsam mich aus meiner Starre zu lösen.

»Nein sind wir nicht«, sagte Melodie sofort und wirkte dabei leicht gereizt.

»Entschuldige ihr Verhalten. Aber wir mögen es alle nicht, wenn man uns mit Werwölfen vergleicht«, erklärte mir Emily und legte Melodie beruhigend ihre Hand auf den Arm. Es schien ein riesiges Fragezeichen auf meiner Stirn zu stehen, denn Emily sah mich mitleidig über meine Unwissenheit an.

»Ich komme da gerade irgendwie nicht mit. Laut meines Wissens wird jeder ein Werwolf, der von einem Gebissen wurde. Ihr habt vielleicht andere Ansichten als Cody, aber ihr seid dasselbe Wesen«, versuchte ich meine Gedanken zu ordnen, doch sie schüttelten wieder alle mit dem Kopf.

»Man muss kein Werwolf werden, wenn man Gebissen wurde«, erklärte mir Rick.

»Also seid ihr normale Menschen?«, fragte ich und wieder schüttelten sie den Kopf. Ich war langsam echt am Verzweifeln. Wenn sie keine Werwölfe waren, aber auch keine normalen Menschen, was waren sie dann? Mir fiel keine Möglichkeit ein und ich fragte mich, ob ich zur Sicherheit nicht lieber gehen sollte. Wer weiß was sie waren und wozu sie im Stande waren.

»Was seid ihr dann?«, fragte ich jedoch weiter und verdrängte meine angstvollen Gedanken.

»Gestaltenwandler«, sagte Tobi und setzte sich hin. Er sah mich nun zum ersten Mal, seit ich den Raum betreten hatte, wieder an. Er setzte sich mir gegenüber und lehnte sich an das Sofa an. Seine Augen sahen mich entschuldigend an.

»Ihr nehmt einfach nur einen anderen Namen für das was ihr seid?« Ich wollte sie nicht drängen, aber es wurde langsam echt Zeit, dass sie mir mal die Wahrheit sagten, anstatt mich hier weiter auf die Folter zu spannen.

»Gestaltenwandler ist eine Gattung. Es gibt viele Rassen, die dazu zählen. Werwölfe sind eine davon«, erklärte Rick mir, da offensichtlich niemand anderes mit mir darüber reden wollte.

Mir waren nur Werwölfe bekannt, aber wenn es stimmte was sie sagten dann konnte das tatsächlich logisch sein. Im Schnelldurchlauf ließ ich meine Gedanken um mein Biologisches Wissen über Tiere schweifen, doch mir fiel trotzdem keine Antwort ein.

»Ich zeig es dir einfach«, sagte Damien und stand auf. Ich hatte keine Ahnung was er vorhatte, aber die anderen hielten ihn nicht auf. Sie beobachteten ihn einfach, genauso wie ich.

Er stellte sich in die Mitte des Raumes und schneller als ich denken konnte stand an genau derselben Stelle ein Wolf. Er hatte eine normale Größe und es war nichts Ungewöhnliches an ihm festzustellen. Als ich ihn jedoch genauer betrachtete stockte mir erneut der Atem. Die Fellfärbung kam mir bekannt vor. Dieses wunderschöne bunte Fell hatte ich schon mal gesehen.

Avianna Hope - im Land der Wölfe | ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt