Kapitel 46: Verlust

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Am nächsten Morgen bereuten wir es ein wenig, dass wir zu viert in einem Bett geschlafen hatten. Nicole war auf unerklärliche Weise ans Fußende gerutscht und lag quer im Bett. Emilys Bein hing aus dem Bett und ihre Haare waren trotz Zopf ganz zerzaust. Ich lag in der Mitte des Bettes auf dem Rücken, der mittlerweile auch zu schmerzen begann. Melodies Kopf lag auf meinem Bauch und ihr Füße hingen über der Bettkante. Wir alle wachten mit irgendwelchen körperlichen Schmerzen auf und mussten uns erst einmal strecken, bevor wir normal laufen konnte.

»Nehmt es mir bitte nicht übel, aber demnächst sollten wohl allerhöchstens zwei in diesem Bett schlafen«, sagte Nicole und dehnte ihren Rücken so weit, bis es knackte. Wir konnten ihr dabei nur zustimmen.

Als Damien dann zu uns kam und fragte, wie wir geschlafen hatten bekam er nur mürrische antworten von uns und verzog sich wieder zu den Jungs.

»Die Jungs haben scheinbar bequemer geschlafen als wir«, sagte Emily und versuchte das Nest an Haaren auf ihrem Kopf zu bändigen.

»Dafür haben die aber wahrscheinlich nicht so schön gekuschelt wie wir«, versuchte Melodie das Positive an der Situation zu sehen.

Nachdem wir uns frisch gemacht hatten und wieder halbwegs wie normale Menschen aussahen, gingen wir zu den Jungs ins Wohnzimmern und sagten ihnen, dass wir bereit seien, um zu der Hütte zu gehen.

Während wir über den steinigen Weg des Waldes gingen, sahen wir aus, wie eine große Familie die einen Ausflug machte. Nur hatten wir nicht gerade etwas Gutes vor. Wir wollten die Jungs in unseren Plan einweihen Cody zu töten.

Im Wohnzimmer der Hütte machten wir es uns auf den Sofas bequem. Zum Frühstück hatte Emily uns noch Brötchen aufgebacken und sie in der Küche belegt. Nicole hatte ihr dabei geholfen und wir anderen saßen herum und quatschten ein wenig. Damien hatte sich neben mich gesetzt und legte mir wieder einen Arm um die Schulter, sodass ich seinen Duft nach Minze und Aftershave gut einatmen konnte.

Als die beiden Mädels das Essen brachten stürzten sich sofort alle drauf und begannen es hastig zu verschlingen. Ich war diejenige mit dem wenigsten Hunger und verzichtete deshalb auf ein zweites Brötchen. Das teilten sich Melodie und Nicole noch. Da sie das Essen gemacht hatten war es nur fair, wenn sie noch etwas extra bekamen.

»Wir wollten mit euch über etwas reden«, begann ich, nachdem alle aufgegessen hatten und Emily die Teller zurück in die Küche geschafft hatte. Sofort sahen alle aufmerksam zu mir. Sogar Tobi wirkte einmal interessiert und nicht genervt und Brandon wich meinem Blick nicht mehr aus.

»Cody wird nicht aufgeben, bis er das hat was er will. Aktuell bin ich das. Auch wenn wir in einem Kampf gewinnen würden, dann würde er es immer wieder von neuem versuchen. Die einzige Möglichkeit, die wir haben ist ihn zu töten, auch wenn ich sowas ungern sage.«

»Das haben wir schon versucht und wie du siehst hat es nicht geklappt«, sagte Dan und verschränkte dabei die Arme vor der Brust.

»Ich weiß. Aber ihr habt vergessen, dass wir wahrscheinlich einen Vorteil haben, schließlich haben wir einen Jäger im Team.« Sofort waren alle Blicke auf Brandon gerichtet. Selbst Tobi sah seinen Onkel etwas widerwillig an.

»Dazu brauchen wir aber Silberkugeln und da ich offiziell nicht mehr im Dienst bin besitze ich keine mehr. Ich habe noch meine Waffen aber jegliche Ladung wurde mir abgenommen. Ich habe mir ein paar nachgekauft, aber keine Silberkugeln. Ich weiß jedoch, wo ich welche herbekommen kann«, erklärte er.

»Wie lange wird es dauern die aufzutreiben?«

»Mindestens einen Tag. Es wird knapp werden, aber ich werde mich bemühen.« Er stand auf und ging in die Küche, um einen Anruf zu tätigen. Keiner von uns wusste, wie er die Silberkugeln auftreiben wollte, aber wichtig war, dass er es überhaupt tat.

Avianna Hope - im Land der Wölfe | ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt