Kapitel 42: Gefunden

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Am nächsten Morgen weckte uns ein Anruf von Tobi. Damien kroch regelrecht aus dem Bett, um sein Handy vom Schreibtisch zu holen. Ich blieb im Bett liegen und beobachtete ihn nur dabei.

»Was gibt's?«, fragte Damien leicht genervt und stellte den Ton auf laut, damit ich gleich alles mitbekam.

»Nicole und Paul haben sie gefunden! Sie wissen wo die Vermissten sind!« Sofort waren wir beide hellwach.

»Wo seid ihr gerade?«, fragte ich, nachdem ich aufgesprungen war und mich neben Damien auf den Boden gesetzt hatte.

»Wir sind noch vor der Hütte, aber wir machen uns jetzt auf den Weg zu Codys Haus. Wir warten im Wald auf euch, Damien du weißt welche Stelle wir meinen. Nicole und Paul sind bereits dort. Beeilt euch.« Damit hatte er aufgelegt.

Ich schnappte mir schnell eine frische schwarze Jeans und ein schlichtes graues Shirt und verschwand damit im Bad. Zum Waschen blieb nun keine Zeit, weshalb ich mich nur schnell mit Deo einsprühte, in der Hoffnung das ich dadurch nicht mehr so verschwitzt roch. Anstatt Zähne zu putzen, schnappte ich mir ein Mentos der Sorte Minze und ging dann zurück zu Damien. Meine Haare band ich auf dem Weg in den Wald zu einem Zopf zusammen. Mein Vater war zum Glück schon auf Arbeit, sonst hätte ich ihm jetzt erstmal erklären müssen, warum ich nicht in der Schule war.

Wir joggten den Weg, doch als wir durchs Gestrüpp mussten verlangsamten wir unser Tempo. Mir war das recht, da ich so einmal durchatmen konnte. Dabei wurde mir mal wieder klar, dass ich unbedingt meine Ausdauer trainieren sollte.

Nach einer guten viertel Stunde erreichten wir endlich die anderen.

»Da seid ihr ja endlich«, sagte Emily leise und kam auf uns zu. Zur Begrüßung zog sie mich in eine Umarmung und nickte Damien höflicherweise zu.

»Ich wette es lag an Avianna, dass sie so spät kamen«, murmelte Paul vor sich hin, wodurch er gleich von Nicole einen Schlag gegen den Oberarm kassierte. Damien ignorierte diese Aussage gekonnt. Brandon betrachtete das Schauspiel aufmerksam und nickte mir zur Begrüßung zu. Ich war froh, dass sie ihn auch gleich informiert hatten. Es war nur fair ihn nun auch in die Sache weiter mit einzubeziehen. Zumal wir ihm einiges zu verdanken hatten.

»Wo genau sind sie?«, fragte Damien. Ich war froh, dass ich das Gespräch nicht leiten musste und Brandon das Ganze auch nicht zu stören schien.

»Wir hatten schonmal alles abgesucht, aber dabei haben wir ein was sehr Wichtiges übersehen. Wenn man einen der Schränke im Keller ein wenig zur Seite schiebt, entblößt man eine Tür. Dahinter sind mehrere riesige Räume und Zellen, in denen die Vermissten Personen sitzen. Da unten ist das reinste Forschungslabor«, erklärte Nicole.

»Ist aktuell jemand in dem Haus? Außer den Vermissten natürlich?«, fragte ich, um mich an dem Gespräch ein wenig zu beteiligen.

»Nein, aktuell nicht. Aber wir brauchen jemanden der Wache hält, während wir sie da rausholen. Brandon, Avianna könnt ihr das übernehmen?«, fragte Nicole weiter. Paul ließ sie gar nicht erst zu Wort kommen, was auch gut so war.

Am liebsten hätte ich mehr getan, doch es war wahrscheinlich besser so.

»Wenn jemand kommt, schieße ich einmal in die Luft«, verkündete Brandon und zog einen kleinen Revolver aus seiner inneren Jackentasche. Das war zwar nicht gerade die unauffälligste Methode, aber die Einfachste.

»Hätten wir das auch geklärt. Ihr solltet lieber gehen, bevor Cody oder seine Freunde hier auftauchen«, sagte ich und nickte Damien auffordernd zu. Ich merkte sofort, dass es ihm nicht gefiel, dass ich mit Brandon hier allein bleiben sollte, doch uns lief die Zeit davon. Sie mussten handeln, und zwar genau jetzt.

Avianna Hope - im Land der Wölfe | ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt