Kapitel 11: Zelten im Regen

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Die restliche Woche verlief ganz gut. Niemand erwähnte die Schlägerei oder das ich daran beteiligt gewesen war. In den Hofpausen saß ich wie üblich allein an dem Tisch in der linken Ecke und beobachtete Damiens Gruppe. Melodie ging es wieder gut. Sie mochte mich zwar immer noch nicht, doch sie hatte nach der Aktion im Flur gehörigen Respekt vor mir bekommen. Sie ging mir so gut wie nur möglich aus dem Weg und auch in Mathe hatte sie sich extra von mir weggesetzt. Zu unserem Glück hatte Mrs Turner nichts dazu gesagt. Die Lehrer an meiner vorherigen High School mochten es überhaupt nicht, wenn man sich einfach ohne zu fragen einen neuen Sitzplatz suchte. Mrs Turner hatte lediglich nachgesehen, wo sie nun saß, und war dann ihrem Unterricht weiter nachgegangen.

Der Unterricht war meistens langweilig. Hausaufgaben hatten wir immer noch keine auf Bekommen, wodurch auch die Nachmittage bei mir sehr einsam und teilweise langweilig verliefen. Ich schaffte es zwar auch noch den dritten Teil von die Tribute von Panem bis Freitag zu lesen, aber das war dann auch schon alles. Das Geschirr stapelte sich in der Spüle, da mir dazu die Motivation gefehlt hatte und auch der Wäsche Korb war bis oben hin gefüllt. Zumindest hatte ich dadurch Pläne fürs Wochenende. Zumindest dachte ich das. Mein Biologie Lehrer machte mir da einen Strich durch die Rechnung. Am Wochenende würden wir alle gemeinsam im Wald von Wolfstead Zelten, oder anders gesagt: Mitten in der Pampa des Nationalparks.

Eine ziemlich bescheuerte und leichtsinnige Idee wie ich fand, doch Mr King versicherte uns, dass keinem etwas passieren würde, da er alles genaustens geplant hätte.

Und nun stand ich hier in meinem Zimmer, an einem Freitagabend und überlegte, was ich alles zum Zelten mitnehmen konnte. Zelte bekamen wir von der Schule gestellt. Scheinbar fanden solche Ausflüge oft statt. Meine Tasche stand vor mir, doch ich hatte noch nichts hineingetan.

Nachdem ich die Tasche eine Weile angestarrt hatte, warf ich lustlos eine Taschenlampe hinein. Schlafsachen und frische Klamotten schadeten auch nicht. Ich tat eine Regenjacke hinein, noch eine Wechselhose sowie eine dünne Jacke. Ich konnte das Wetter hier noch nicht ganz einschätzen und Mr King meinte wir sollen uns auf alles gefasst machen.

»Hast du alles für Morgen?«, fragte mein Vater, nachdem er leise mein Zimmer betreten hatte.

»Ich denke schon. Essen und Trinken versorgt Mr King, genauso wie die Zelte«, erklärte ich ihm. Da er nichts von wichtigen Utensilien gesagt hatte ging ich einfach mal davon aus, dass er sich wahrscheinlich auch darum kümmern würde.

»Brauchst du einen Schlafsack?« Ich dachte kurz darüber nach. Er hatte nichts gesagt, aber ich konnte mir nicht vorstellen das wir die von der Schule gestellt bekommen würde. Also ließ ich mir von meinem Vater den alten braunen Schlafsack geben. Zum Glück hatten wir den noch nicht entsorgt. Er war sehr unbequem, aber für eine Nacht würde er reichen.

Am Abend ging ich etwas früher schlafen, da ich nicht wusste, wie gut ich den Zelten schlafen konnte. Ich hatte früher nur ein zwei Mal mit meiner Mutter gezeltet. Mit Dad habe ich das dann jedoch nie wieder gemacht. Somit konnte ich mich nicht mehr an das Gefühl erinnern.

Samstag früh trafen wir uns alle um 8 Uhr an der Schule. Das Damien, Tobi und Emily mit dabei waren störte mich nicht so sehr. Als ich jedoch die grimmige Mine von Melodie erblickte verging mir die Freude.

»Es freut mich, dass ihr alle pünktlich da seid. Wir fahren zu einer Lichtung im Wald. Die Schulbusse werden euch dort hinbringen. Ich fahre selbst mit meinem Jeep, da ich die Zelte und alles andere mitnehme.« Kaum hatte Mr King zu ende gesprochen kamen auch schon zwei kleine gelbe Schulbusse neben uns zum Stehen.

Ich setzte mich in die letzte Reihe, um so weit wie möglich von Melodie entfernt zu sein, da sie gleich hinter dem Fahrersitz Platz nahm. Tobi kam zu mir und fragte, ob er sich neben mich setzen könne. Ich stimmte natürlich zu, da mich seine Anwesenheit nicht im Geringsten störte. Als Damien uns sah warf er uns einen wütenden Blick zu und ich hätte schwören können, dass sich seine Augenfarbe dabei leicht verändert hatte. Da ich mich bei dem Gedanken daran allerdings selbst für verrückt hielt schob ich es einfach auf eine Reflektion des Lichtes.

Avianna Hope - im Land der Wölfe | ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt