Kapitel 18: Cody Morris

164 15 2
                                    

Es war frustrierend wieder allein zu sein. Ich hatte mich so sehr an die Gesellschaft von Damien gewöhnt, dass es war als würde ich in ein tiefes Loch fallen.

Damiens Schulische Leistungen ließen wieder nach und die Lehrer ließen das ganze an mir aus. Ich fand das nicht fair, beklagte mich aber auch nicht. Auf Stress mit den Lehrern konnte ich verzichten. Sie nahmen mich im Unterricht öfter dran denn je, auch wenn ich mich nicht gemeldet hatte. Dadurch gab ich auch ein paar falsche Antworten, was Melodie jedes Mal zum Grinsen brachte. Aber auch das versuchte ich zu ignorieren. Mr State, mein Englisch Lehrer, gab mir sogar eine zusätzliche Hausaufgabe auf. Er begründete es mit meiner Intelligenz, doch ich kannte den wahren Grund. Damiens Noten hatten sich in Englisch wieder rasant verschlechtert und hatte mich zuvor auch schon darauf angesprochen. Mit meine Erklärung, dass es nicht an mir lag, war er alles andere als zufrieden und ließ mich das in beinahe jeder Unterrichtsstunde spüren. Die Einzige, die sich mir gegenüber noch freundlich verhielt, war Mrs Turner. Melodie machte es verrückt, dass ausgerechnet unsere strenge Mathelehrerin weiterhin voll und ganz zu mir hielt und mich nahezu auf den Händen zu tragen schien. Ich hingegen war froh, dass wenigstens eine Lehrkraft unparteiisch zu sein schien und Damien selbst für seine Noten verantwortlich machte. Eigentlich hätte ich ihm gerne dabei geholfen seine Noten wieder zu verbessern, doch seine Ansage war mehr als nur deutlich gewesen, weshalb ich dem Drang ihm dies anzubieten widerstand.

Am Nachmittag entschied ich mich dann dafür, dass ich etwas frische Luft gut gebrauchen konnte und ging deshalb mal wieder nach draußen. Ich hatte mir extra vorher noch eine dickere Jacke gekauft. Da ich keine Lust auf die Stadt hatte machte ich mich auf den Weg in den Wald. Der Vorfall mit dem Bär und dem Wald war schon so lange her, dass ich mir darüber keine großen Gedanken mehr machte. Außerdem hatte ich vor auf den Wegen zu bleiben und nicht zu weit zu gehen. Teilweise kamen mir sogar ein paar Leute entgegen, was mich sehr beruhigte.

»Entschuldigung. Warten Sie!«, ertönte es plötzlich hinter mir. Ich blieb sofort stehen und sah einen Mann der im schnellen Schritt auf mich zu kam. Er war etwas älter als ich und hatte einen schönen drei Tage Bart. Seine Gesichtszüge waren freundlich und seine blau-grauen Augen strahlte eine gewisse Wärme aus.

»Kann ich Ihnen helfen?«, fragte ich freundlich als er neben mir zum Stehen kam.

»Sie haben Ihren Handschuh verloren«, sagte er und reichte ihn mir. Verwirrt sah ich in meiner Jackentasche nach. Es fehlte tatsächlich einer.

»Danke, ich habe das überhaupt nicht bemerkt.« Ich steckte ihn sofort wieder in meine Jackentasche und schloss den Reißverschluss, damit ich sie nicht wieder verlieren konnte.

»Kein Problem. Haben sie ein bestimmtes Ziel?«

»Nein, ich gehe eigentlich nur spazieren.«

»Darf ich sie begleiten?«, fragte er mit einem freundlichen Lächeln und ich nickte. Es würde mich sicher gut tun mal ein wenig Abwechslung zu haben und neue Leute kennenzulernen.

»Ich heiße im Übrigen Avianna«, stellte ich mich vor und reichte ihm während des Laufens die Hand. Er schüttelte sie leicht. Von seiner Hand ging eine angenehme Wärme aus, die sich sofort in meinem ganzen Körper ausbreitete.

»Ich bin Cody Morris. Ich hoffe es stört dich nicht, dass ich ein wenig Älter bin als du.« Ich schüttelte den Kopf. Das Alter war für mich kein Problem.

»Darf ich jedoch trotzdem Fragen, wie alt du bist?«, fragte ich vorsichtig. Ich wollte auf keinen Fall unhöflich sein, da man andere Leute normalerweise nicht nach dem Alter fragte. Zumindest hatte man mir das so beigebracht.

»Natürlich darfst du fragen. Ich bin 24. Du wirkst auf mich jedoch etwas jünger.«

»Dein Gefühl täuscht dich auch nicht. Ich bin erst 17. Ich werde auch erst nächstes Jahr 18.«

Avianna Hope - im Land der Wölfe | ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt