Kapitel 13: Gewitterküsse

189 17 0
                                    

Ich wusste nicht, wann ich eingeschlafen war, aber ich hatte dann trotz des Regens ganz gut geschlafen. Damien war schon fertig angezogen als ich gerade mal aufgewacht war.

»Guten Morgen Schlafmütze«, sagte er belustigt und grinste mich an.

»Morgen«, murmelte ich und rieb mir die Augen. Dass es nicht mehr regnete, hob meine Laune ein ganz schönes Stück.

»Hast du gestern das Essen für mich aufgehoben?«, fragte er und deutete auf den kleinen Beutel an seinem Fußende. Verschlafen nickte ich und versuchte meine Haare ein wenig unter Kontrolle zu bringen.

»Dankeschön, auch dafür, dass du gelogen hast. Das ist nicht selbstverständlich.« Ich hielt in der Bewegung inne und ignorierte das Nest an Haaren auf meinem Kopf. Hatte er sich gerade wirklich bei mir bedank? Zweimal sogar? Ich wusste nicht, woher dieser plötzliche Sinneswandel kam, doch ich nickte anerkennend.

Als Damien merkte das ich mich umziehen wollte verließ er das Zelt, damit ich meine Ruhe hatte. Ich schlüpfte in meine frischen Klamotten und nahm mir schnell noch ein Pfefferminz Bonbon, damit ich einen angenehmen Atem hatte. Dann ging ich ebenfalls hinaus und atmete die feuchte Luft ein. Es waren schon mehr als die Hälfte der Schüler auf den Beinen und standen am Transporter von Mr King an, da dieser fleißig Essen und Getränke verteilte.

»Soll ich dir was mit holen?«, fragte Damien freundlich, doch ich lehnte ab. Ich konnte ihn und seine Laune immer noch nicht gut einschätzen, deshalb holte ich mir meine Sachen lieber selbst. Zum Glück schien er deshalb nicht gekränkt zu sein. Er zuckte lediglich mit den Schultern und stellte sich in der Schlange an. Es gab ein einfaches Brötchen und eine kleine Milch. Für einen Tag ging das auf jeden Fall.

Wir starteten kurz darauf direkt mit einer erneuten Tour durch den Wald. Es war immer noch schlammig und auch sehr rutschig, doch die Sonne schien und die Luft war angenehm warm. Wir hofften alle, dass das Wetter heute aushalten würde. Meine Klamotten von Gestern waren immer noch ein wenig nass und ich hatte dann keine mehr. Ich würde aber auch ganz bestimmt nicht in Unterwäsche herumlaufen. Also betete ich innerlich, dass das Wetter so schön blieb.

»Okay, wir teilen uns in Gruppen auf. Ihr geht jeweils zu zweit, mit wem dürft ihr selbst entscheiden. Heute seht ihr mal nach was ihr für Tiere in unserem Nationalpark findet. Von Käfern und Insekten bis hin zu großen Tieren könnt ihr alles aufschreiben. Die Blöcke und Stifte habt ihr dafür extra mit. Wir treffen uns heute um 17 Uhr bei den Zelten«, teilte uns Mr King mit und kontrollierte noch einmal, dass wir auch wirklich alle unsere Schreibsachen sowie etwas zu Essen und zu trinken mithatten. Dadurch kam heute mal mein Rucksack zum Einsatz. Ich hatte ihn zuvor noch nie verwendet und nun war die Zeit gekommen ihn einzuweihen.

»Wollen wir zusammen gehen?«, fragte mich Tobi. Das Damien noch neben mir stand interessierte ihn nicht. Dieser zog nur genervt davon und suchte sich einen anderen Partner.

Ich stimmte ihm zu und gemeinsam liefen wir los. Ich konnte es nur nicht ganz glauben, dass Mr Kind uns allen Ernstes ohne eine Karte herumlaufen ließ. Er hatte uns lediglich dazu geraten die Wege nicht zu weit zu verlassen und auch im Umkreis zu bleiben. Also Lehrer des Jahres für die sichersten Ausflüge würde er sicherlich nicht werden.

Am Anfang trafen wir immer mal noch eine andere Gruppe, später jedoch waren wir nur noch allein und kämpften uns durch das Dickicht. Tobi hatte mir versichert, dass er sich hier auskannte und wir deshalb ein weniger weiter in den Wald gehen konnten.

»Ich hoffe du hast dir gemerkt, wo wir dann lang müssen, denn ich habe keine Ahnung, wo wir sind«, gab ich nach einer Weile zu, da wir uns immer mehr von dem Weg entfernten und ich nun komplett den Überblick verloren hatte.

Avianna Hope - im Land der Wölfe | ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt