Derweil in der Albtraumdimension

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Tads Sicht:

Charles lachte amüsiert.

"Sieh sie dir an, Tad. Verstecken und verschanzen sich wie die Kaninchen."

Er schwebte um die Kugel herum durch die er die Cipher-Drillinge beobachtete. Vor zwei Tagen waren sie in das Herrenhaus der Pines in die Reverse Dimension umgezogen.

Charles trug wie immer ein schwarzes Hemd, schwarze Fliege, Hose und Schuhe, sowie einen schwarzen Zylinder und schwarze Handschuhe. Das einzig farbige an ihm war, abgesehen von seiner Haut, die grasgrüne Weste, seine grünen Haare oberhalb des Kopfes und seine Augen. Diese wunderschönen, vor Begierden leuchtenden Augen, deren Iris aus einem Strudel verschiedenster Grüntönen zu bestehen schien.

Obwohl Charles sich in den letzten Jahrmillionen als Dämon manifestiert hatte, sah man ihm das äußerlich kaum an. Lediglich seine Eckzähne und Ohrspitzen waren etwas spitzer als beim Durchschnittsmenschen, jedoch längst nicht so, dass es irgendwie auffällig wäre. Selbst seine Augen sahen immernoch fast genauso aus wie zu sterblichen Lebzeiten. Nur wenn man ganz genau hinsah, erkannte man die leichte mandelförmige Wölbung seiner Pupillen. Aber kaum jemand hatte die Gelegenheit so genau hinzusehen.
Das einzige was offensichtlich darauf schließen lassen können das Charles nicht mehr zu den Sterblichen zählen könnte war die verräterische kleine Narbe, gebildet aus vier hellen Punkten, an seiner linken Halspulsader. Es war die Stelle an der der zwölfjährige Bill ihm die Gabel in den Hals gerammt hatte, um ihn zu töten. Doch jene Narbe wurde fast vollständig von dem Kragen seines Hemdes verdeckt.

Vielleicht war es dieses durch und durch menschliche Aussehen, in Anbetracht dessen was er wirklich war, welches mir inzwischen einen Schauer über den Rücken jagte wenn er mir zu nahe kam.
Oder aber es war die Erkenntnis, die sich langsam in meinem Geist anbahnte. Eine Erkenntnis die ich schon vor mehr als 4 Millionen Jahren in der zweiten Dimension hätte haben sollen. Damals, als es noch nicht zu spät war. Doch ich war von Stolz geblendet.

Jeder Dämon trägt in der Regel zwei oder drei Todsünden in sich. Dafür sind wir immernoch Dämonen.
Ich trage zweifelsfrei die Todsünden des Stolzes/Hochmutes und der Trägheit.
Bill trägt die Sünden der Völlerei und des Zorns.
Kill trägt die Sünden der Hochmut, des Zorns und der Wollust.
Will dagegen trägt nur die Sünde des Zorns.
Das macht ihn zu einer einzigartigen Ausnahme unter den Dämonen, denn sein Todsünden Niveau bewegt sich auf menschlicher Ebene. Ein Mensch kann nur eine Todsünde tragen, selbst wenn er gewisse stolze oder neidische Eigenschaften Besitz, nur eine kann stark genug sein um das Ausmaß einer Todsünde anzunehmen.

Auch Charles ist eine einzigartige Ausnahme unter den Dämonen. Allerdings das genaue Gegenteil. Er trägt die Todsünden der Hochmut, des Neids, der Völlerei, der Habgier und die der Wollust. Damit trägt er fünf statt der gewöhnlichen drei. Vermutlich würde er sogar alle Sünden tragen wenn Trägheit nicht seiner Habgier und der Zorn nicht seiner kaltblütigen Natur widersprechen würde.

Möglicherweise habe ich mich vor dieser Erkenntnis solange gedrückt weil ich es nicht wahrhaben wollte. Und doch, je länger ich ihn nun beobachte und ihm helfe desdo bewusster wird es mir.

Monster

Charles Cipher ist ein Monster. Das war er schon immer. Und tief in mir wusste ich es von Anfang an. Deswegen hatte er mir vermutlich überhaupt erst so gefallen. Doch ich hatte nicht damit gerechnet das es solche Ausmaße annehmen würde.

"Woran denkst du?"

Seine Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Ich schirmte sie vor ihm ab und noch war er nicht stark genug meine Barriere zu durchbrechen. Noch.

"Ich Frage mich was du jetzt tun willst. Du kommst nicht mehr an sie heran. Wollen wir suchen wie man das Einhornhaar überwinden kann?"

Charles schüttelte den Kopf.

"Wenn du es nicht weißt dann weiß es vermutlich niemand. Außerdem habe ich bereits einen Plan. Die Barriere wirkt schließlich nur bei Dämonen. Doch ich kenne jemanden den wir einschleusen können. Jetzt in der Reverse Dimension macht er sich nichtmal verdächtig. Wir schleusen ihn ein und geben den Kindern zwei Wochen Zeit sich einen Plan einfallen zu lassen. Ich will wissen was sie sich so ausdenken um mich zu töten."

"Und wenn sie es schaffen? Bill ist schließlich so gut wie bei Verstand. Und ist der Grund warum du ihn töten willst nicht der dass er, wenn er erstmal richtig denken kann so schlau ist wie du? Das er dir dann sehr gefährlich wird weil ihr intellektuell auf einer Ebene seid?"

Charles grinste.

"Ja natürlich. Wenn der Junge sich wirklich Vernunft aneignet kann er alles durchschauen. Meine Pläne eingeschlossen. Aber du vergisst da eine Sache Tad. Wir haben noch einen Trumpf im Ärmel. Sollten sie es also schaffen einen Weg zu finden mich zu töten durchkreuzen wir ihren Plan einfach mit meinem Plan B. Und da sie so etwas irrationales wie Gefühle besitzen ist Plan B unfehlbar. Also können wir uns die Neugier leisten Tad. Sei unbesorgt."

Damit wandte er sich wieder seiner Kugel zu. Ich nickte.
Und innerlich blutete ich.

Sehr kurzes Kapitel an dieser Stelle. Das nächste wird wieder länger.

Na in welcher Beziehung stehen Tad und Charles wohl?

Future Falls hoch 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt