• B R Y C E •
Ich liebe Burger. Schön saftiges Fleisch, fettige Soße, knackiger Salat... Ich liebe es, wie mir alles zusammenfällt und aus den Mundwinkeln läuft, wie ich danach meine Finger ablecken muss, um noch jedes Bisschen Geschmack davon zu bekommen und wie voll, fett und befriedigt ich mich danach fühle. Sowas macht mich glücklich. Wozu sollte ich einen festen Freund oder eine feste Freundin brauchen, wenn ich Burger habe?
Jayden hat auch so gewirkt als würde er sich mega freuen, als Miles im Internet nach einer Gelegenheit zum Essen in der Nähe gesucht und den Burgerladen gefunden hat. Zumindest solange, bis Derek ihn fragte: „Willst du echt schon wieder Burger essen? Wie wär's zu Abwechslung mal mit was Gesundem?"
An Jaydens Stelle hätte ich Derek eine geknallt und ihn so fertiggemacht, dass er sich nie mehr getraut hätte, auch nur ein Wort zu mir oder meinem Essverhalten zu sagen. Doch Jayden schluckte bloß, nickte stumm und schaute dabei betreten auf den Boden.
Ich kann gar nicht fassen, dass er echt hier vor mir sitzt und in einem fucking Salat herumstochert, während ich schon mindestens drei Orgasmen aufgrund meines Burgers erleben durfte, Miles über die Pommes schwärmt und Derek sich auch irgendwas gönnt, das auch nicht gerade nach low carb schreit.
Keine Ahnung, was da abgeht. Jayden sieht für mich ganz gut gebaut aus. Vielleicht sogar ein bisschen dünn, vor allem im Vergleich zu vor eineinhalb Jahren. Er könnte bestimmt ein paar Burger vertragen. Ich verstehe nicht, warum er nicht einfach einen isst, nur, weil Derek so einen Kommentar gebracht hat. Bisher hat er nicht so unsicher auf mich gewirkt. So als würde er was auf sowas geben. Aber Derek ist nun mal sein Freund und Jayden scheint es echt verdammt wichtig zu sein, ihm zu gefallen. Dämlich, wenn man mich fragt. Einfach nur dämlich.
Das macht mich schon ein bisschen sauer. Irgendwas ist da in mir, das nicht akzeptieren will, dass Jayden Derek nicht mal seine Meinung geigt. Dass er bei ihm gar keine eigene Meinung zu haben scheint. Er hat sogar Derek entscheiden lassen, was er trinken soll. Ich kenne mich zwar nicht wirklich mit Beziehungen aus, aber das wirkt nicht normal auf mich. Und selbst, wenn es das ist, sollte es meiner Meinung nach nicht so sein...
Zwar macht mich mein Burger echt verrückt, aber trotzdem fällt mein Blick auch immer wieder auf Jayden. Er scheint eine Aufmunterung zu gebrauchen. Ein bisschen Spaß. Und so nett wie ich bin, will ich ihm natürlich die Möglichkeit dazu geben.
Unauffällig schlüpfe ich aus meinem Schuh, strecke meinen Fuß aus und taste mit den Zehenspitzen zwischen Jaydens Beinen an der Bank entlang, bis mein Fußballen auf etwas trifft, das sich verdächtig nach Weichteilen anfühlt.
Ich grinse leicht, doch mampfe dabei weiter unschuldig meinen Burger, während mein Fuß seine Eier leicht massiert. Im Augenwinkel sehe ich, wie angespannt er ist. Er rutscht zurück und versucht meinen Fuß wegzuschieben, aber ich finde immer wieder einen Weg zurück. Erst, als er mich kitzelt, zieh ich den Fuß schnell wieder zurück und schlage mich dadurch das Knie am Tisch an. „Au! Fuck!"
„Verdient", schnaubt Jayden leise. Dann überschlägt er – wohl zum Schutz – die Beine, rutscht ganz nah an Derek heran und drückt sich richtig an ihn.
Spaßverderber.
Da ich mich so leicht sicher nicht geschlagen gebe, spiele ich mit meinem Fuß weiter an seinen Beinen herum. Fahre sie entlang, stecke ihn zwischen sie, pule meinen Zeh in seine Hose oder seine Strümpfe oder reibe einfach an seinem Bein. Er kickt mich immer wieder weg, aber je vehementer er versucht, mich abzuwehren, desto spaßiger ist es für mich.
Irgendwann kommt er dann aus dem Verteidigungsmodus heraus und fängt an, zurückzuschlagen. Naja, eher zu treten. Und zwar sehr zielstrebig und direkt in die Eier.
Wieder zucke ich schmerzerfüllt zusammen. Diesmal verziehe ich deutlich das Gesicht und mein Burger fällt mir aus den Händen.
„Was ist denn los heute?" Miles wirkt genervt. „Kann man dir irgendwie helfen?"
„Spontaner Eierschmerz", behaupte ich aus zusammengepressten Zähnen und krumme mich dabei leicht zusammen. Gut, dass ich ohnehin keine Kinder wollte. Spätestens jetzt wäre ich nämlich unfruchtbar.
„Aha" Miles wirkt misstrauisch, sagt aber nichts weiter, sondern isst weiter seine Pommes, während ich versuche, meinen Schmerz zurückzudrängen.
Ich hebe meinen Blick, nur, um Jaydens zufriedenes Grinsen zu sehen, das er jedoch zu verstecken versucht, indem er sein Gesicht an Dereks Schulter drückt und diese küsst.
Alter, ist das nervig. Diese ganzen Kuscheleinheiten und das Geküsse. Nach höchstens einer Stunde hätte ich da schon keinen Bock mehr drauf. Viel zu kitschig. Das widert mich regelrecht an.
Derek flüstert Jayden irgendwas zu, auf der dieser auch nur geflüstert antwortet. Sie führen ein kurzes Gespräch, ehe Jayden was von Dereks Essen bekommt und dann lächelnd weiter seinen Arm kuschelt.
Unauffällig schaue ich mir Dereks Oberarm an und dann meinen. Ich dachte bisher eigentlich, besser geht es nicht, ohne, dass es unästhetisch aussieht, aber Derek legt echt schon ganz schön was vor. Er stützt nur die Unterarme an der Tischkannte ab und hat die Arme nicht mal angespannt und trotzdem treten seine Muskeln deutlich hervor. Keine Ahnung, ob das bei mir auch so aussieht. Jedenfalls sollte es das besser, sonst zweifle ich ernsthaft daran, dass mein Training irgendwas bringt und meine Motivation, jeden Morgens ins Fitness zu gehen, geht noch komplett flöten.
„Jaaaahaaaaaayyyyyy?" Miles legt seine Schleimerstimme auf und lächelt Jayden dabei lieblich an. Er will wohl irgendwas.
Jayden hebt nur fragend die Augenbrauen.
„Willst du heute bei mir übernachten? Hab Bock auf denen Serien-Marathon und Kissenschlachten" Er wackelt mit den Augenbrauen, so als sei das ein extrem verführerisches Angebot und Jayden lächelt sofort wieder. Freude blitzt in seinen sonst eher trüben, grünen Augen auf. Doch satt zuzustimmen, schaut er wortlos zu Derek und lässt ihn antworten.
„Heute nicht. Wann anders mal wieder"
Miles kneift leicht die Augen zusammen und wirft mir einen Seitenblick zu. Ich kenne ihn gut genug, um zu wissen, dass wir gerade dasselbe denken. Doch keiner von uns spricht es aus.
„Was macht ihr denn noch so?", hakt mein Bruder neugierig nach.
Derek zuckt mit den Schultern. „Mal sehen"
Er hat also nichts geplant, das das irgendwie rechtfertigen könnte. Er will nur einfach so nicht, dass Jayden bei uns schläft... Bei Miles, meine ich.
Vielleicht bin ich ja auch der Grund. Derek muss mich als ernsthafte Konkurrenz sehen, sonst würde er sich doch niemals so benehmen wie er es tut. Dass er Jayden all diese Dinge vorschreibt, kann nur als Zeichensetzung dienen sollen, dafür, dass er sein Freund ist. Dass er sowas über ihn bestimmen kann. Dass er zu ihm gehört.
Wahrscheinlich wäre es besser, die beiden in Ruhe zu lassen. Weiterhin mein Ding durchzuziehen und mich nicht noch mehr mit Derek anzulegen. Aber ich fühle mich herausgefordert durch jede seine Taten, durch jedes seiner Worte und durch jeden einzelnen seiner verdammten Atemzüge. Und ich war noch nie jemand, der leicht aufgibt.
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Real life
General FictionAlles hat seine Gründe. Jede Tat, jedes Wort, jeder Schlag. Davon ist Jayden fest überzeugt. Er glaubt an das Gute im Menschen, vor allem in Derek, seinem festen Freund. Seine Freunde sind anderer Meinung. Jay hält an einer Liebe fest, die so nicht...