• J A Y D E N •"Was willst du als erstes machen?", meint Miles aufgedreht und bleibt vor einer Tafel stehen, die den Park abzeichnet.
Der Park ist riesig, wenn man das noch so sagen kann. Eigentlich ist er utopisch. In etwa, wie das Schwarze Loch im Zentrum unserer Galaxie.
Okay, das ist vielleicht doch etwas übertrieben.
Er ist in mehrere Themenbereiche unterteilt. Von Ponyreiten bis Gruselhaus ist alles dabei.Während ich nun also die Karte studiere, steigt mir der Geruch von Crêpe und gebrannten Mandeln in die Nase. Ich liebe das.
Zwei Arme legen sich von hinten um mich und drücken mich an einen warmen Körper. Es folgt ein Kuss auf meine Wange.
"Hm, wie wärs, wenn wir diesen Weg gehen? Zuerst diese Achterbahn, die Schiffschaukel und dann weiter dort lang?" Schlage ich vor, lehne mich dabei an Derek."Und was ist mit dem Gruselhaus? Oder traust du dich etwa nicht?", Bryce zwinkert mir zu und schaut mich herausfordernd an.
Leider Gottes weiß er, was ich für ein Angsthase bin und leider Gottes sind Gruselhäuser in Freizeitparks meistens wesentlich gruseliger, als die auf irgendeiner Kirmes.
"Natürlich traue ich mich", erwidere ich und nehme somit seine Herausforderung an. Was habe ich mir nur dabei gedacht.
Selbst Miles schaut mich zweifelnd an.Wir beschließen uns also dazu, diese Route zu gehen und gelangen schon bald an die erste Achterbahn. Während wir in der Warteschlange warten müssen, schaue ich mich immer wieder in dem Park um, bewundere die verschiedenen Stände, welche an die Themenbereiche angepasst sind, sauge den Geruch in mich auf. Es ist einfach toll hier zu sein. Es gibt einem so eine andere Art von Kick.
"Jay, du sitzt neben mir", bestimmt Miles und grinst mich daraufhin an. Den Blick, den Derek und Bryce sich daraufhin zuwerfen, hätte vermutlich in der Geschichte eingehen können.
So kommt es also, dass Miles und ich die Achterbahnfahrt genießen, während die anderen beiden in ihren Sitzen so viel Abstand zueinander halten, wie irgendwie möglich.Nach der Fahrt, die wirklich viel Spaß gemacht hat, kommt auch schon das, worauf ich am wenigsten Lust habe. Das Gruselhaus.
Schon von außen erweckt es keinen vertrauenswürdigen Eindruck. Kaputte Fenster, gruselige Gestalten, die verteilt an Fenstersims oder dem Dach untergebracht sind."Auf gehts", voller Elan klopft Bryce sowohl mir als auch Miles auf die Schulter und läuft dann voran, direkt in das Haus.
Hat es einen Grund, dass hier keine Leute anstehen?
Auf dem Weg zum Eingang mustere ich eine Tafel. Eintritt ab 16 Jahren oder ab 14 in Begleitung einer erziehungsberechtigten Person.
Kurz nach dem Eingang steht ein Mitarbeiter und kontrolliert die Eintrittskarten auf das Alter der Personen. Danach folgt eine dunkle Tür, welche sich automatisch öffnet.Nervös kralle ich mich an Dereks Hand, versuche gleichzeitig meine Nervosität etwas zu unterdrücken. Ich will vor Bryce schließlich nicht wie die größte Memme wirken.
Das Haus ist in mehrere Themenbereiche gegliedert, welche von längeren dekorierten Gängen getrennt sind. Von einem Friedhof bis zu einer Folterkammer ist alles dabei. In jedem dieser Räume führen geschminkte und verkleidete Schauspieler bestimmte Rollen vor.
Irgendwann, lässt Derek meine Hand los und bückt sich, um seinen Schuh neu zu binden, während Miles vor einer riesigen Zombieratte stehen bleibt und diese interessiert mustert. Bryce und ich gehen schon etwas weiter. Wir müssten uns mittlerweile in dem Gang vor dem Ausgang befinden, was meine Nervosität endlich etwas sinken lässt.Plötzlich schlagen zwei Türen vor uns und hinter uns zu und das Licht geht aus.
Mein Herz bleibt für einen Moment stehen, bevor es in einem abnormalen Tempo weiter schlägt.
"Was ist denn jetzt los? Gehört das zum Programm?", murmelt Bryce. Er klingt dabei völlig monoton, als wäre es ihm egal, dass wir in einem dunklen Gang eingesperrt und von Miles und Derek getrennt worden sind. Und das nur weil Derek mitten im Gang seine Schnürsenkel neu binden wollte und Miles zu sehr damit beschäftigt war, diese Zombieratte zu bestaunen."Sehr geehrte Gäste. Aufgrund einer technischen Störung bedingt durch einen Kurzschluss, kam es leider zu dem Schließen der Brandschutztüren und dem Ausfall des Lichts. Unsere Techniker bemühen sich, das Problem so schnell wie möglich zu beheben. Bitte bewahren Sie Ruhe, es besteht kein Grund zur Panik." Eine weibliche Stimme ertönt aus Lautsprechern, die sich über uns befinden.
"Wieso öffnen sie die Türen nicht einfach per Hand und holen uns hier raus?"
"Keine Ahnung. Aber ich muss sagen, als Sicherheitssystem hat das hier doch komplett versagt. Stell dir mal vor es brennt, die Türen gehen zu und du kommst nicht mehr raus", antwortet Bryce.
"Hast du Angst?", fragt er dann und tritt einen Schritt näher an mich.Ich würde lügen, würde ich sagen, dass mir nicht die Pumpe geht und ich mich zunehmend immer unwohler fühle. Ich kann selbst heutzutage nicht komplett in einem dunklen Raum schlafen. Ich brauche immer ein kleines Licht. Ich hatte einfach schon als Kind Angst vor der Dunkelheit. Zu gerne würde ich mich jetzt in Dereks Arme schmeißen, in denen ich mich sicher fühle.
"Du wärst viel lieber mit ihm hier drin stimmst?", meint Bryce und tritt noch einen Schritt näher. Ich spüre seine Anwesenheit förmlich vor mir.
"Ist mir das zu verübeln? Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich eine Person freiwillig drauf einlassen würde, mit dir alleine in einem engen Gang eingesperrt zu sein", antworte ich trocken.
Er lacht leise, rückt noch näher und stützt die Hände neben meinem Kopf ab. Zumindest fühlt es sich so an."Erinnerst du dich noch an den Horrorfilm, den wir geschaut haben und ich so tat, als würde ich mir in die Hose machen? Ich habe eigentlich gar keine Angst. Je gruseliger, umso besser. Je blutiger, umso geiler", haucht er mir ins Ohr und ich schlucke, überrascht von der plötzlichen Nähe und der Gänsehaut, die sich auf meinem Körper ausbreitet.
Wie aus dem Nichts lässt er von mir ab und ich spüre nichts mehr. Keine Berührung, kein Lufthauch. Keine Nähe. Einfach nichts.
"Bryce?", flüstere ich, doch bekomme keine Antwort.
Habe ich mir das etwa nur eingebildet? Ist das ein perverses Spiel von diesem verdammten Geisterhaus?Oh Gott, es ist so dunkel. Ich will nicht alleine sein. Hilfe. Bitte. Ich will hier raus.
Verzweifelt taste ich nach meinem Handy, um Derek zu verständigen. Er soll mich hier rausholen, mich retten. Aber mir fällt ein, dass ich mein Handy in Dereks Jackentasche gelassen habe.
"Buh!"
Ich schreie auf, als mich plötzlich zwei Hände an der Schulter packen.Während Bryce sich einen ablacht, sterbe ich innerlich einen qualvollen Tod.
"Bist du wahnsinnig?! Ach was frage ich überhaupt. Natürlich bist du das!"
Während ich mich in Rage rede, lacht er nur weiter.
"Ich hätte zu gerne dein Gesicht gesehen", bringt er unter seinem Lachen hervor.Dann plötzlich geht das Licht wieder an und die Türen öffnen sich. Beleidigt verschränke ich die Arme und trete aus dem Raum hinaus in einen beleuchteten Gang. Was ein Glück, waren wir nur ein paar Meter von diesem Ausgang aus dem Irrenhaus entfernt.
"Leck mich", zische ich und laufe mit verschränkten Armen aus dem Gebäude.
"Dein Wunsch sei mir Befehl", höre ich noch leise hinter mir.
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Real life
Ficção GeralAlles hat seine Gründe. Jede Tat, jedes Wort, jeder Schlag. Davon ist Jayden fest überzeugt. Er glaubt an das Gute im Menschen, vor allem in Derek, seinem festen Freund. Seine Freunde sind anderer Meinung. Jay hält an einer Liebe fest, die so nicht...