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• B R Y C E •

Seit ich mich dazu entschlossen habe, ein Leben als verantwortungsvoller Erwachsener zu führen, widme ich mich hauptsächlich meiner Arbeit, meinem Sport (somit auch meiner Gesundheit) und meiner Familie. Wirklich viel Zeit für Feiern und Partys bleibt da nicht mehr. Hingegen aller Erwartungen vermisse ich meine Jugend-/Feier-/Saufzeiten gar nicht. Sie fehlen mir kein Stück. Rückblickend lässt sich für mich viel einfacher feststellen, was das für eine Zeitverschwendung war. Ich hatte zwar sehr viel Spaß, habe viele Leute kennengelernt und Erfahrungen gemacht, die mich durchaus weitergebracht haben, aber so richtigen Mehrwert kann ich aus dieser Zeit nicht ziehen. Nichts davon war von Bedeutung und nichts ist mir geblieben.

Obwohl das Feiern lange nicht mehr zu meinen Hauptinteressen zählt, habe ich mich überzeugen lassen, mit meinem Bruder und seinen Freunden einen draufzumachen. Irgendwie freut es mich, dass Miles mich nicht nur als peinlichen, viel zu beschützerischen großen Bruder sieht, sondern auch wirklich gerne Zeit mit mir verbringt und das ganz ohne familiäre Verpflichtung.

Der Club, den Nick vorgeschlagen hat, ist sehr voll. Das erste, was mir durch den Kopf schießt, ist, dass die Menge der Personen hier drin die der Brandschutzvorlagen bestimmt bei weitem übersteigt.

Früher hätte ich mir über sowas niemals Gedanken gemacht, sondern mich einfach in die Menge gestürzt. Früher hätte ich mich aber auch niemals so dafür interessiert, die Hintergründe einer Person zu erfahren wie bei Derek. Die Tatsache, dass seine Strafakte länger ist als die Speisekarte eines 5-Gänge-Menüs, lässt mich bis heute nicht los.

Ich bin Jayden zuhause noch ein paar Mal über den Weg gelaufen, aber außer einem Nicken meinerseits und einem „Hallo" aus Höflichkeit von ihm ist nicht passiert.

Dereks polizeiliche Vergangenheit alleine ist ja schon besorgniserregend, aber noch dazu muss ich immer wieder an das Gespräch denken, das ich im Fitnessstudio von ihm belauscht habe. Er hat irgendetwas mit Eric vor und obwohl er für mich nichts als ein Gelegenheitsfick ist, mache ich mir dennoch Sorgen. Alles andere wäre unmenschlich.

Ich weiß nicht, wie ich mit all diesen Gedanken in meinem Kopf umgehen soll, ob das überhaupt möglich ist, daher bin ich der Überzeugung, ich sollte die Gelegenheit heute mit Miles, Nick, Logan und Emma zu feiern nutzen, um ein bisschen abzuschalten.

Da der Club so voll ist, wird man bei jeder Bewegung, selbst, wenn man es auch nur wagt zu atmen, von allen Seiten wiederholt angerammelt. Ab einem gewissen Pegel ist das bestimmt ganz lustig, aber ich bin nüchtern, da ich mich selbst zum Fahrer erklärt habe und dementsprechend ekelt es mich einfach nur an, den Schweiß und andere Körperflüssigkeiten dieser Leute um mich herum abzubekommen.

Ich bahne mir meinen Weg zu den Toiletten durch, bin erleichtert, dass es hier im Gegensatz zu den Frauenklos keine Schlange gibt, erleichtere mich und genieße die Ruhe und Einsamkeit, bis ich ein Stöhnen von der Kabine neben mir höre.

„Warte, ich kann das nicht. Nicht hier, nicht jetzt... Eigentlich sollte ich das gar nicht tun..."

Im einen Moment dachte ich noch, da hat ein Typ sich einfach seine Freundin mit aufs Klo genommen und wollte sie ein bisschen durchnehmen, aber jetzt, wo ich Nicks Stimme höre und mich genau daran erinnere, dass Miles eben noch mit mir auf der Tanzfläche war, rutscht mir das Herz kurz in die heruntergelassene Hose.

„Das sagst du jedes Mal. Und trotzdem liebst du, was wir tun"

Der Junge klingt nicht wirklich reif. Seine Stimme, was er sagt und wie er es sagt. Es wundert mich, was er wohl meint und ich kann nur für ihn hoffen, dass es nicht das ist, was ich denke.

„Nein, ich liebe meine Freundin und das wird auch so bleiben. Ich hab dir die Lage doch erklärt..." Nick klingt erschöpft, doch, was mich mehr verwundert, ist, dass er von einer Freundin spricht. Wenn er Miles damit meint und er das hören würde... Es würde ihm das Herz brechen.

„Ja, ich weiß... Aber es hat dir gefallen, das wissen wir beide."

„Es war nicht komplett abstoßend, das heißt aber auch nicht, dass ich das unstillbare Verlangen nach einem Schwanz in mir habe. Ich werde hetero bleiben und meine Freundin lieben. Ihr Körper ist mir egal.... Mann, wieso erkläre ich dir das eigentlich, das geht dich nichts an?!"

Ich höre, sie die Tür neben mir aufgeht, sehe die Schatten von Schritten an meiner Tür und höre den Wasserhahn. Nicks Freund folgt ihm und spricht weiter, während ich lausche und dabei nicht annährend auf die Idee komme, dass sich das nicht gehört.

„Das geht mich sehr wohl etwas an, immerhin habe ich deinen süßen kleinen Arsch entjungfert. Und du bist da voll drauf abgegangen. Deine Freundin wird dir das niemals bieten können, das muss dir klar sein..."

So langsam geht mir der Typ wirklich auf den Sack... Nicht nur was er da sagt, sondern auch, was es bedeutet. Der Freund meines Bruders ist eine kleine Hure und lässt sich von anderen Typen ficken, obwohl er behauptet, hetero zu sein. Es brodelt in mir.

„Ich brauche keinen Schwanz in mir, verdammt! Ich wollte es Miles zur Liebe austesten, ob ich mit einem Mann zurechtkomme oder nicht. Ich habe meine Antwort. Mehr bist du mir nicht wert, versteh das endlich!"

„Pass auf wie du mit dir redest" Sie Stimme des mir Unbekannten wird bedrohlich. „Ich weiß wie deine kleine Schlampe aussieht und ich kann ihr alles erzählen. Ich habe sogar Bilder..."

Keine Sekunde später habe ich die Tür aufgeschlagen und stehe schon neben den beiden. Nick schaut mich mit großen Augen und offenem Mund an und sein Gesprächspartner genervt. „Was? Zisch ab!"

Ich will ihm ja wirklich gerne eine Ansage machen, immerhin redet er schlecht über meinen Bruder, hat seinen Freund gefickt und erpresst ihn nun, aber mit dieser Fresse kann ich ihn einfach nicht ernst nehmen.

„Entschuldigung, aber hast du dich mal angeschaut?" Ich komme nicht umhin, ihn abwertend anzugrinsen.

Seine Augenbrauen ziehen sich verwirrt zusammen, doch ehe er etwas sagen bzw. fragen kann, rede ich weiter. „Da du es nötig hast, meinen Kumpel Nick hier" Ich lege Nick meinen Arm und die Schultern und nehme ihn in den Schwitzkasten „Zu erpressen, haben wir schon mal einen Beweis dafür, dass dein Charakter sehr zu wünschen übriglässt. Dein Aussehen kann das bei weiten nicht wettmachen, also wundert es mich nicht, dass Nick lieber bei meinem Bruder bleibt als ihn für so ein hässliches Stück Dreck wie dich aufzugeben."

Ich sehe dem Typen genau an, dass er nicht weiß, ob er wütend, verwirrt der eingeschüchtert sein soll. Da ich nur eine Sache vorhabe, ist mir das auch ziemlich egal. Ich gehe einen bedrohlichen Schritt auf ihn zu, sehe ihn abwertend an und spreche leise, aber gut verständlich weiter. „Du wirst jetzt ganz schnell vergessen, was du mit Nick hattest und, dass er überhaupt existiert. Zieh Leine und lass dich nicht mehr blicken"

„Aber ich-"

„Wenn du nicht freiwillig gehst, muss ich wohl nachhelfen"

Es ist hilfreich, dass der Typ vor mir ziemlich schmächtig ist, so kann ich ihm durch meinen trainierten Körper schön Angst einjagen. Es wirkt. Er schüttelt ungläubig den Kopf, murmelt irgendetwas und geht dann mit einem letzten Blick zu Nick, der mittlerweile wieder hinter mir steht.

Als ich mich zu ihm umdrehe, schaut er ganz betreten vom Boden zu mir. „Wie viel hast du mitbekommen?"

„Genug", antworte ich angespannt, mustere ihn dabei, kann die Reue, die von ihm ausgeht, quasi riechen. Ich muss seufzen. „Hör zu, Nick. Meine Familie steht für mich an erster Stelle, das weißt du. Ich will, dass es ihnen gut geht, dass sie glücklich sind. Und obwohl ich dich noch nie leiden konnte und du ein verdammtes Arschloch bist, machst du Miles glücklich..."

„Was soll das heißen?", fragt er kleinlaut, trägt dabei Hoffnung in der Stimme.

„Das soll heißen, dass wir beide die Fresse halten über deinen Betrug, aber du aufhörst, Miles zu verarschen, oder ich dich fertigmache. Haben wir uns verstanden?"

Nick schluckt schwer, nickt dann und murmelt: „Verstanden" in dem Wissen, dass er keine andere Wahl hat, wenn er Miles nicht verlieren will.

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