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• J A Y D E N •

"Das sind dann 24 Dollar", meine ich freundlich zu dem Kunden, der mich um die Rechnung gebeten hat. Es ist ein jüngerer Mann mit einer Frau, schätzungsweise ungefähr im selben Alter.

Zu meiner Überraschung überreicht er mir 30$ und meint, es sei okay so. Normalerweise sind die Leute hier sehr kleinlich mit dem Trinkgeld, obwohl es eine Richtlinie gibt, nach der man etwa 15-20% Trinkgeld geben sollte. Und er hat mir gerade sogar mehr gegeben.

"Vielen Dank. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag", ich lächle ihnen nochmal freundlich zu und nehme dann schon die leeren Teller und Tassen an mich, um sie in die Küche zu bringen.

Trotz längerer Übung habe ich immer noch Angst, dass mir irgendwann mal etwas runterfällt, aber einem fehlt hier manchmal die Zeit, um 5-mal zu laufen, deshalb gehe ich dann doch lieber auf volles Risiko. Muss man nicht verstehen.

Und so geht es weiter, bis ich 3 Stunden später Feierabend habe.

Hinter dem Café warte ich auf dem Parkplatz auf Derek, der mich wie fast immer abholen will. Kaum habe ich meine Gedanken fertig gedacht, biegt er auch schon um die Ecke und bleibt vor mir stehen. Lächelnd mache ich die Autotür auf und steige zu ihm ein.

Ich freue mich, wenn ich ihn sehe. Er empfängt mich immer mit demselben liebevollen Blick und das tut mir gut.

Er beugt sich zu mir rüber und begrüßt mich mit einem sanften Kuss, bevor er mir leicht über die Wange streicht. "Wie war dein Tag, Baby?", fragt er und fährt dann vom Parkplatz.

"Ganz gut. War ziemlich viel los heute und bei dir?", hinterfrage ich und lege dann meine Hand auf seine, die auf meinem Oberschenkel liegt.
Da er ein Auto mit Automatikschaltung hat, benötigt er diese Hand nicht zum Schalten.

"Die Geschäfte laufen gut. Sehr gut. Baby, ich bin so glücklich. Ich hab dich und meinen Laden. Alles perfekt."

Seine Antwort lässt mich leicht grinsen.
"Was machen wir heute noch?", frage ich ihn.

"Hm, ich dachte, wir chillen uns aufs Sofa, schauen nen Film, bestellen uns essen und lassen den Abend gemütlich ausklingen. Wie findest du das?"

Er schlägt es vor und schon alleine anhand seiner Stimmlage weiß ich, dass er etwas ganz anderes mit 'gemütlich ausklingen' meint. Doch, das macht mir nichts aus. Ich finde es toll, wenn ich ihm so nahe sein kann.

"Klingt gut", stimme ich ihm also deshalb zu.

Vor seinem Haus hält er an und steigt gemeinsam mit mir aus.

Als ich das erste Mal hier war, sind mir beinahe die Augen aus dem Kopf gefallen. Es ist eigentlich schon eher eine Villa, die sowohl Außen, wie auch Innen richtig modern ist. Lange habe ich mich gefragt, wie er sich mit 24 so etwas leisten kann, aber nachdem ich sein Geschäft besser kennenlernte, war es mir dann auch klar.

Ich setze mich ins Wohnzimmer und warte auf ihn, während er kurz auf die Toilette geht.

''Was möchtest du essen?'', fragt Derek, hat das Telefon schon in der Hand, als er zu mir in den Raum kommt.

''Nen Cheeseburger'', grinse ich voller Vorfreude auf das Essen. Das Restaurant, in dem wir immer bestellen, hat einfach mit Abstand die allerbesten Burger. Man bezahlt zwar ein paar Dollar mehr, als in den üblichen Restaurants, aber das ist es definitiv Wert.

Nachdem er bestellt hat, kuscheln wir uns zusammen mit einer Decke auf das Sofa. Auch, wenn draußen sommerliche Temperaturen herrschen, brauche ich diese Decke einfach für das Feeling. Wir entscheiden uns letztendlich für den Film ‚Es'. Derek und auch ich sind absolute Horrorfans. Nur Gemetzel, wie bei ‚Saw' zum Beispiel, brauche ich dann auch nicht. Auch wenn ‚Saw' an sich vielleicht eine gute und durchdachte Story hat.

Während dem Film triften meine Gedanken ab. An das, was vor ungefähr 2 Jahren passierte.

Jacks habe ich seit fast eineinhalb Jahren nicht mehr gesehen. Er ist auf einem College, wo genau, weiß ich nicht, das hat er keinen von uns wissen lassen. Keine Ahnung, ob er Angst hat, wir könnten auf die Idee kommen, zu ihm zu fahren, um ihn mit seiner Vergangenheit zu konfrontieren. Er hat den Kontakt zu uns weitgehend eingestellt, einfach, weil er die Zeit vergessen möchte. Naja, eigentlich hat nur noch Lexi Kontakt zu ihm. Sie meinte, er will den Start im College dazu nutzen, um nochmal ganz von vorne anzufangen und die Vergangenheit nun endgültig hinter sich zu lassen. Man kann es ihm wirklich nicht verübeln. Nach allem, was ihm passiert ist, wäre ich wahrscheinlich auch durchgedreht. Doch trotzdem ist es doof, wie es zwischen Miles und ihm ausgegangen ist. Er hat ihn in der Zeit alleine gelassen, wo Miles ihn am meisten gebraucht hätte. Nick, Logan, Emma und ich haben das dann übernommen, obwohl es mit Jacks wahrscheinlich um einiges schneller gegangen wäre. Doch irgendwann war auch das überstanden.

Nach dem leckeren Essen und dem Film, lassen Derek und ich den Abend, so wie er es zumindest sagt, ausklingen.

incandescencing

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