Kapitel 3

95 2 0
                                    

Am nächsten Morgen wache ich genauso auf wie am Vortag, mit derselben Motivation auf. Der Schultag läuft auch genauso ab, also nichts was ich nicht schon kenne. Von Maiks Gruppe wurde ich wie immer beleidigt und geschlagen. Es gibt auch keine Stelle mehr, an meinem Körper, die nicht blau ist. Leider. Abgesehen von meinem Gesicht, das haben sie zum Glück bis jetzt verschont, somit kann ich die blauen Flecken auch gut unter langer Kleidung verstecken.

Nach der Schule schnappe ich wie immer schnell mein Skateboard und fahre zum Berg. Auf dem Berg ist wie immer niemand. Ich höre diesmal keine Musik, sondern lasse meine Gedanken, einfach so schweifen und versuch mich zu entspannen, was mir auch gelingt.

Nach einiger Zeit höre ich hinter mir Schritte, die sich in meine Richtung bewegen. Sofort spanne ich mich an und fange an zu zittern, meine Atmung und Herzschlag verschnellert sich. Besagte Person setzt sich neben mich.

Ich bekomme mehr Angst und umarme meinen eigenen Oberkörper noch stärker.

„Hey", sagt die Person neben mir.

Bei der Stimme zucke ich zusammen und fange noch stärker an zu zittern und atme noch schneller. Meinen Herzschlag, höre ich in meinen Ohren. An der Stimme habe ich erkannt, dass es sich um Luke handelt. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie beruhigt es mich, dass es „nur" Luke ist, und ich beruhige mich langsam. Normalerweise sollte ich nicht ruhiger werden, sondern noch stärker zittern, da er zu Maiks Gruppe gehört und genauso wie die anderen ein Bad Boy ist.

Warum reagiere ich so?

„Alles gut?" höre ich Luke fragen.

Ich nicke nur einmal langsam mit dem Kopf, nachdem ich kurz gezögert habe. Langsam traue ich mich meinen Kopf zu heben, den ich bis jetzt gesenkt gehalten habe, um ihn nicht ins Gesicht schauen zu müssen. Als ich ihm ins Gesicht schaue lächelt er mich an.

Irgendwie beruhigt ich mich immer mehr. Stotternd traue ich mich zu fragen

„W-Was machst d-du h-hier?"

Bei meiner Frage lächelt er nur noch mehr.

„Normalerweise sitze ich da hinten" zeigt dabei auf den Busch neben mir, wo dahinter, glaube ich auch noch ein kleiner Vorsprung ist, von dem man aber nicht über die ganze Stadt schauen kann „und mach genau das was du auch immer machst. Musik hören, entspannen und den Gedanken freien Lauf lassen."

„D-du beobachtest m-mich?" Und ich musste bei dem Gedanken sogar ganz leicht lächeln.

Er hat zwar meine Frage nicht beantworte, aber egal.

„Ja!" grinst Luke mich an.

Auf der Stelle werde ich rot.

„Aww, du wirst rot." Ich werde nur noch röter und schau auf den Boden. Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass Luke lächelt und in die Ferne schaut. Ich tue es ihm nach einiger Zeit gleich.

In Gedanken frage ich mich nochmal, warum er neben mir sitzt und mich nicht schlägt, oder etwas antut.

„Ganz einfach. Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, aber ich schlag oder beleidige dich nie. Ich mag es nicht, wenn man Leute beleidigt oder schlägt. Ich hasse es! Ich habe die gerade schon gesagt das ich dich manchmal beobachte und deshalb auch sehe das du oft weinst. Ich weiß das du irgendwas hast oder in deiner Vergangenheit einiges passiert ist, das dich zu dem Menschen macht, der du bist. Ich weiß auch das es dir in der Schule schwer fällt. Und ich vermute, dass du nicht viele Menschen um dich rumhast, mit denen du reden kannst oder dir Gesellschaft leisten."

Oh Shit ich hatte wohl laut gedacht und wurde auf der Stelle rot. Als ich realisiere, was Luke gerade gesagt werde, werde ich noch röter. Luke grinst nur und schaut weiter in die Ferne. Wir sind beide in Gedanken und merke, wie mir seine Gesellschaft überhaupt nichts ausmacht. Normalerweise kann ich absolut keine Nähe zu „Fremden" gebrauchen.

Ich frage mich allerdings, wenn er es wohl nicht mag, wenn man andere Menschen schlägt oder beleidigt, warum er dann überhaupt was mit Maik zu tun hat? Warum hört er nicht einfach auf und sucht sich neue Freunde? Ich weiß das es nicht so einfach geht. Ach, egal ich habe doch eh keine Ahnung von irgendwas.

Warum mach ich mir darüber überhaupt Gedanken?

Als es anfängt zu dämmern steht Luke auf, sagt Tschüss und geht nach Hause. Ich bleibe noch kurz sitzen und lasse das ganze was gerade passiert Revue passieren.

Als es immer später wird entscheide ich mich auch dazu nach Hause zu fahren. Als ich vor meiner Haustür ankomme, höre ich einen unserer Nachbarn irgendjemand beschimpfen. Das ist schon normal geworden. Es vergeht kein Tag, an dem er nicht rumbrüllt, allerdings weiß ich nie, wenn er anbrüllt. Ich glaub das weiß keiner aus dieser Straße wirklich.

Plötzlich geht die Tür des besagten Hauses auf und irgendein Mann oder Junge kommt aus dem Haus, ich kann nicht ganz erkennen, wer es ist, da es schon fast komplett dunkel ist.

Von der Statue könnte es Luke sein.

Ach, dich gibt es auch noch? Darf ich vorstellen meine innere Stimme, die die ganze Zeit innerlich mit mir redet und mich einfach nur nervt und aufregt.

Ich nerve gar nicht!

Doch das tust du!

Nein!

Doch!!!!

Nein! ...

Nachdem ich den inneren Kampf mit meiner inneren Stimme überwunden hatte, den ich gewonnen habe, schließe ich die Haustür auf und gehe ins Haus.

Ich hatte nur keine Lust mehr zu diskutieren!

Jaja würde ich jetzt auch sagen. Dabei mach ich mir keine Gedanken mehr, über die Person, die das Haus so schnell verlassen hat und ignoriere den Gedanken meiner inneren Stimme. 

Nicht das leichteste LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt