| 07 | deep blue ride |

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Kapitel 7

In den kommenden Tagen pendelte sich dann endlich eine Routine ein, die nicht aus Streit bestand, sondern aus Entspannung, Frieden, Lachen und Witzen, also so, wie ich den Urlaub erwartet hätte. Mats manövrierte die Yacht in den Morgenstunden manchmal irgendwo Richtung Ende der Welt, tat für den Rest des Tages dann nichts mehr mit der Begründung, dass sein Job schon längst getan wäre. Wenn Marcel sich beschwerte, wies er ihn darauf hin, dass Marcel kein Recht dazu hatte, da er noch am wenigsten tat, immerhin würde ich kochen und da konnte ich Mats wohl nicht widersprechen und Marcel widersprach ihm auch nicht, stattdessen stimmte er ihn zu und beschrieb sich selbst auch noch als Genie, da er den besten Urlaub von uns allen in Aussicht hatte, immerhin müsse er ja nichts machen. Obwohl die Zankereien meistens an Deck stattfanden, bekam ich alles mit, da Marcel und Mats noch nie Charaktere gewesen waren, die den Pegel ihrer Stimme kontrollieren konnten, dann wiederum wäre es kein normaler Morgen, wenn ich nicht um 9 von ihren Schreien geweckt werden würde. Und wenn sie sich mal nicht anschrien, dann schrien sie mich an, ich solle nun bitte Frühstück machen, da sie am verhungern seien.
Ehrlich, ich hatte absolut keine Ahnung, wie sie elf Jahre solo leben konnten, denn die beiden waren individuell absolut lebensunfähig und sie hatten ja nicht einmal das Bedürfnis dies zu ändern. Ich bot ihnen ständig an ein paar Tricks in der Küche zu lernen, aber sie winkten ab mit der Begründung, dass die Küche für zwei Personen zu eng sei, was sie nebenbei erwähnt nicht war aber okay....
„Hast du Angst, dass dir jemand dein Ei aufisst oder warum stopfst du dir das in den Mund?", fragte Marcel Mats, der sich tatsächlich das Rührei viel zu hastig in den Mund stopfte, als dass es noch gesund sein könnte.
„Ja keine Ahnung, bei euch Piranhas weiß man nie!", erwiderte er und schob sich direkt einen weiteren vollen Löffel in den Mund. Kopfschüttelnd stach ich mit meiner Gabel ins Ei.
„Wir sollten mal das Meer nutzen!", stellte Mats fest: „Wir sind seit fünf Tagen auf einer Yacht und waren noch kein Mal im Wasser!"
„Doch, ich war gestern duschen!", widersprach ihm Marcel und ich warf ihm einen amüsierten Seitenblick zu. Wir hatten unser Frühstück nach draußen verlegt und die mittlere Liege fungierte als Art Tischersatz, sodass ich neben Marcel auf einer saß und Mats uns gegenüber.
„Ja gut, Piszczu, wir nutzen dann das Meer!", fordernd sah Mats mich an, aber eigentlich hatte ich nichts gegen eine Runde schwimmen, dementsprechend nickte ich, merkte dann aber, wie Mats sein Gesicht verzerrte.
„Doch nicht?", wollte ich wissen.
Piszczu hört sich komisch an!", erklärte Mats.
„Was?", fragte ich irritiert und warf Marcel einen fragenden Seitenblick zu, aber dieser zuckte lediglich mit den Achseln.
„Keine Ahnung, warum nennen wir dich Piszczu? Ich meine bei Schmelle geht's jetzt noch, weil er noch Fußballspielen wird und da passt das ja mit Nachnamen und so nem Mist, aber bei dir, also jetzt wo du die Karriere beendet hast. Keine Ahnung, fühlt sich komisch an!", erklärte Mats.
„Ich dachte du wolltest nicht über die Zukunft sprechen!", murmelte Marcel.
„Ich habe die Forderung gestellt, ich entscheide wann sie außer Kraft tritt, für ein paar Minuten!", fauchte Mats mit einem klaren Ansatz von Ironie. Dann drehte er seinen Kopf wieder zu mir und schürzte seine Lippen.
„Ich nenn dich ab heute Lu oder Luki!", beschloss er. Ich verhustete mich an meinem Stückchen Brot, als ich diesen kindlichen Kosenamen hörte und begann mir auf die Brust zu schlagen, während ich krächzte.
„Der passt ihm wohl nicht!", stellte Marcel fest.
„Ist mir doch Schnuppe. Zu ihm passt Lu. Er ist schüchtern und wird schnell rot, ein niedlicher Kosename passt da!"
„So wurde ich nicht einmal in der Grundschule genannt!", presste ich irgendwann hervor.
„Well, es niemals zu spät!", lächelte Mats schadenfroh: „Ich nenne dich ab heute Lu oder Luki!"
„Nein, tust du nicht!"
„Gut, ich kann dich am Pumukel oder Cupcake oder Goo Goo nennen!"
Ein weiteres Mal verschluckte ich mich an meinem eigenen Essen und schlug mir mit der flachen Hand auf die Brust, griff zu meinem Wasserglas und hoffte, dass wir dieses Gespräch einfach streichen könnten.
„Hast du seine Liebesromane durchstöbert oder woher kommen diese Namen?", wollte Marcel wissen.
„Justin Biebers Frau nennt ihn Goo Goo!"
„Warum weißt du, wie Justin Biebers Frau ihn nennt?", fragte ich verwirrt. Mats zuckte mit den Achseln: „Corona ist eine komische Zeit, Jungs!"

HERE'S YOU'RE PERFECT | hummels x piszczek x schmelzer ✔︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt