Kapitel 11
MARCEL
Die Veränderung die mein Vorschlag gebracht hatte, war deutlich zu spüren, wie eine kühle Brise die frischen Wind in einen Raum wehte. Es war komisch, aber ein komisch, das man gerne so lange ergründen wollte, bis es nicht mehr komisch war. Ich wusste nicht, ob wir jemals in der Lage sein würden diesen Punkt im Laufe des Urlaubs zu erreichen, aber ich war sowas von bereit es herauszufinden.
Ob es mir Angst machte auf diese Weise für gleich zwei meines Geschlechts zu fühlen? Sowas von, aber die Neugierde kitzelte mich mehr und zudem noch mein bebendes Herz wenn ich einen von ihnen berühren durfte - mehr Beweis brauchte ich nicht, dass etwas wert war ausprobiert zu werden.
„Und jetzt?", Mats Frage hätte meine Gedanken kaum besser widerspiegeln können, denn gerade jetzt lagen wir ziemlich angespannt nebeneinander und wussten nichts mit der neuen Abmachung anzufangen. Ich sah zu Mats herüber, der sich gerade eine Strähne aus dem Gesicht, was ich gerne für ihn übernommen hätte, aber ich wusste noch nicht so recht, ob mir das schon zustand. Ich wollte sie allgemein die ganze Zeit berühren, dass meine Fingerspitzen schon kribbelten und ich wirklich Sorge hatte, dass sie sich noch verselbstständigen würden.
„Keine Ahnung, soll ich Frühstück machen?", murmelte Lukasz mit leiser Stimme, wie er es immer tat. Einerseits fand ich es süß ihn noch immer in Verlegenheit zu bringen, anderseits fand ich traurig, dass auch elf Jahre nicht ausreichten, damit er jegliche Schüchternheit ablegte. Ich wusste, dass Mats und ich es einfacher hatten. Wir waren zwei der gleichen Sorte, was sowas anging. Laut, extrovertiert und eigentlich zogen wir eher unser Ding durch, als uns von der Meinung anderer steuern zu lassen. Lukasz war wie das Gegenpol, das uns magisch anzog. Leise, introvertiert und immer gesteuert von der Meinung anderer. Es war traurig, weil Lukasz als Person für sich genug war und sich kleiner reden ließ, als er war.
„Ich geh Frühstück machen!", entschied sich der Pole selbst und rutschte unter den zwei Armen hervor, die Mats und ich im Laufe der Nacht um ihn gelegt hatten. Ich sah ihm schweigend hinterher und bemerkte, wie seine Arme verdächtig zitterten, als er sich von der Matratze hochhob. Lukasz war immer ziemlich offensichtlich verlegen oder verängstigt. Ich wollte es ihm nie sagen, da es ihn in noch mehr in Rage versetzen würde, aber eigentlich war es ein Kinderspiel zu identifizieren, wann ihm eine Situation unangenehm war. Rote Wangen, panische Blicke, nervöses Zupfen am Saum des Oberteils, Zittern oder das Reiben seiner Füße aneinander verrieten ihn immer.
„Für ihn wird es am schwersten sein sich mit dem Ganzen zu arrangieren!", stellte Mats fest, als Lukasz aus dem Zimmer verschwand.
„Arrangieren? Begeisterung wählt andere Verben!", meinte ich und sah belustigt zu ihm. Er rollte mit den Augen und warf sich dann auf den Bauch, nur um sich direkt umzudrehen und etwas näher an mich zu rücken, was dann allerdings auch das einzige war, was er in Bezug auf mich tat. Das alles war Neuland. Für ihn und mich mehr als für Lukasz und doch waren wir uns beide wohl einig, dass Lukasz am meisten Probleme damit haben würde.
„Er hätte nicht ja gesagt, wenn er nicht wollen würde", murmelte ich und legte meinen Blick auf Mats Haar ab, dass mich am heutigen Morgen faszinierte, jetzt noch mehr denn je, wo er mir so nah war.
„Ja, trotzdem", meinte Mats: „Wenigstens hat er sich geoutet!"
„Sollten wir ihm sagen, dass wir es wussten?", ich sah zu Mats herunter, der ahnungslos mit den Achseln zuckte. Lukaszs gestriges Outing war wirklich keine neue Information, denn Lukasz plapperte alle Geheimnisse aus, wenn er betrunken war und seine Sexualität musste 2011 dran glauben. Niemand von uns und den restlichen aus dem Freundeskreis hatte ihn darauf angesprochen, da wir ihn einfach diese Erkenntnis ersparen würden. Wir hatten gesagt, dass wir einfach akzeptieren würden, wenn er so weit war sich zu outen und hier war auch schon die erste Lücke von unserem Plan. Wie sollten wir Kuba, Nuri und Neven erklären, dass Lukasz sich geoutet hatte, ohne auszuschweifen wie er es getan hatte? Sie würden neugierige Fragen stellen und wir würden uns verplappern.
Zugegeben ich selbst glaubte nicht einmal an den Plan. Es war wie ein schlechter Hollywoodfilm von dem man schon wusste, dass der Plan in die Hose gehen würde und sie am Ende dann doch für immer zusammenblieben. Nur war das nicht Hollywood und dementsprechend war das Happy End längst nicht so erreichbar wie in den Hügeln von L.A.
„Vielleicht sollten wir auch hoch?", grübelte Mats weiter.
Vielleicht, vielleicht, vielleicht...
„Ja", stimmte ich ihm dann zu. Wir standen vom Bett auf und ich versuchte nicht so viel aus dem Moment zu machen, als sich unsere nackten Oberarme streiften, aber ehrlich gesagt spielten kurzzeitig meine Gedanken verrückt. Ich versuchte es mir nicht anmerken zu lassen, bis ich Mats lachen hörte. Ich sah zu ihm, aber er winkte lediglich ab und verschwand hoch, wohin ich ihm direkt folgte.
Lukasz stand, wie es mittlerweile üblich war, an der kleinen Küchentheke und werkelte mit Sachen herum, von denen ich nicht einmal die Namen kannte. Mein Wissen in Bezug auf Küche beschränkte sich auf Topf, Pfanne und Geschirr, jegliche andere Werkzeuge waren völlige Fremdwörter für mich.
„Ich bin gleich fertig, ich... gebt mir einfach noch n paar Minuten!", nuschelte Lukasz und ich schmunzelte, als ich den rosanen Schimmer bemerkte, der sich auf sein Gesicht legte. Ich stupste Mats an, deutete auf seine Wange. Mats nickte bloß wissend.
„Wir decken einfach schon mal den Tisch draußen!", schlug Mats vor und das war dann genau das, was wir taten.
Für den Moment war ich dann auch verblüfft, dass es so wenig anders war, als gestern. Dann wiederum begleitete mich dennoch immer dieses andere Gefühl, weil es eben auch anders war.
Das Frühstück wurde dann auch wirklich anders und zwar anders komisch. Niemand wusste, was man sagen sollte, also sagte niemand irgendetwas, was wiederum zu einer unterdrückenden Stille führte. Mats und ich warfen uns immer vielsagende Blicke zu, während Lukasz in seinen Gedanken vertieft seinen Blick auf den Aufbackbrötchen abgelegt hatte, von denen wir einige Packungen als Reserve hatten.
Ich konnte irgendwann nicht anders, als Lukasz mit meinem Knie anzustupsen.
„Noch da?"
Lukasz sah überrascht auf, warf einen Seitenblick zu Mats und sah mich dann irritiert an.
„Uhm ja... ja... jaja"
„Wir sollten weiter reden. Wir haben den komischsten Moment mit dem Gespräch doch schon hinter uns, lasst uns das alles jetzt nicht unnötig kompliziert machen!", bat Mats und legte dabei sein Geschirr neben dem Teller ab. Mit seiner Bitte oder Forderung (wie man wollte) sorgte er dafür, dass Lukasz und ich ihn aufmerksam anschauten und darauf warteten, dass er noch etwas an den Satz anhängen würde, etwas, wie einen Lösungsansatz.
„Kommt noch was?", fragte ich schließlich.
„Nein, keine Ahnung, den Rest wollte ich euch überlasse", sprach sich Mats sofort von jeglicher Aufgabe ab: „Lu ist der Romantiker. Wie geht es in Liebesromanen jetzt weiter?"
Als hätte man einen Farbkasten über ihn geschüttet, färbte sich Lukaszs gesamter Kopf knallig rot, nicht zu vergleichen mit dem leichten rosa von vorhin. Ein kleiner Teil von mir wollte Lukasz jetzt beschützen, aber der weitaus größere Teil fand es einfach viel zu amüsant ihn zu ärgern, sodass ich Mats Frage auch noch mit einem Schulterstupser bestärkte.
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HERE'S YOU'RE PERFECT | hummels x piszczek x schmelzer ✔︎
Fanfic[ 𝐚 𝐦𝐚𝐭𝐬 𝐡𝐮𝐦𝐦𝐞𝐥𝐬 𝐱 𝐥𝐮𝐤𝐚𝐬𝐳 𝐩𝐢𝐬𝐳𝐜𝐳𝐞𝐤 𝐱 𝐦𝐚𝐫𝐜𝐞𝐥 𝐬𝐜𝐡𝐦𝐞𝐥𝐳𝐞𝐫 𝐟𝐚𝐧𝐟𝐢𝐜𝐭𝐢𝐨𝐧 ] Es war als würde Gott mir sagen: so, hier hast du dein Perfekt. Ignoriere einfach die Tatsache, wie verrückt es ist. Ignoriere ei...