| 23 | don't fade away |

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Kapitel 23

Die Häuser wurden wieder kleiner. Je öfter ich durch die Lucke aus meinem Fenster in den Horizont schaute, desto mehr Glauben schenkte ich diesem Gedanken. Hatte ich vor einigen Minuten noch die Farben der Häuser erkennen können, so waren sie nun nur eine Häufung von Farbklecksen bei denen man zwischen rot und orange nicht unterscheiden könnte.

"Sag mal", murmelte ich zu mir selbst und mich beschlich ein böser Gedanke. Ich stürmte aus meinem Zimmer an Marcels Zimmer vorbei, die Treppen hoch an Deck, wo Mats noch immer die Yacht manövrierte. Ich wünschte etwas mehr Ahnung von Booten und vom Lenken einer Yacht zu haben, um ein argumentativ stärkeres Fundament zur Diskussion hatte, als nur eine reine Vermutung und meine Augen, aber auf Anhieb hatte ich nicht mehr parat, also musste das wohl oder übel reichen.

Ich trat zu Mats und packte ihn relativ grob an der Schulter, zog ihn zu mir herum und fuhr ihn aufgebracht an: "Sag mal, kann es sein, dass wir uns vom Hafen entfernen?"

"Ja", antwortete er ruhig und mit einem Stolz, der mich kochen ließ. Ich presste meine Lippen aufeinander und versuchte mich zu ordnen. Ich hatte in den letzten Tagen für meine Verhältnisse ohnehin viel zu oft geschrien und eigentlich nicht vor es noch einmal zu tun, aber Mats machte es mir gerade unfassbar schwer nicht loszubrüllen. Vor allem, als er jetzt noch meinte: "Manche Menschen muss man wohl wirklich zu ihrem Glück zwingen!"

Ich sah ihn aus großen Augen an und meinte: "Bitte was?"

"Ich fahre nicht in den Hafen!"

"Oh doch, das tust du ja mal sowas von!"

Mats schüttelte stur seinen Kopf und ich wiederholte meine Worte genauso stur, dann aber meinte er: "Geht gar nicht mehr, ich hab unseren Platz gecancelt!"

Ich war so geschockt, dass ich mich verschluckte und zu husten begann, bevor ich mit gedrückter Stimme noch einmal bei ihm nachhakte: "Du hast was getan?"

"Den Platz gecancelt! Wir haben nirgendwo, wo wir die Yacht jetzt abstellen können, also selbst wenn ich wollen würde, ich könne nicht zum Hafen!"

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich kannte Mats viel zu gut, um nicht zu wissen, dass er unfassbar stur war, aber mit solch einer Aktion hatte ich keinesfalls gerechnet.

"Ich hoffe sehr, dass du gerade einfach nur schlechte Witze machst, denn das geht eindeutig zu weit!", stellte ich klar und stampfte mit meinem Fuß auf den Boden. Was im ersten Moment noch wie eine gut durchdachte Aktion wirkte, entpuppte sich eher als eine lächerliche Bewegung, bei der Mats nur unbeeindruckt seine linke Augenbraue hob und mich ansah, wie er wohl ein kleines Kind ansehen würde. Ich schloss meine Augen und fasste mir an die Nasenwurzel. Mit tiefen Atemzügen versuchte ich mich zu beruhigen. Ich seufzte und sah zu Mats, ehe ich fragte: "Was willst du denn überhaupt mit dieser Aktion erreichen?"

"Hab ich doch gesagt, dich zu deinem Glück zwingen!", stellte er gleichgültig klar und schlug das Lenkrad nach rechts um.

"Man kann keine Menschen zu seinem Glück zwingen, schon gar nicht, wenn man ihnen sagt, dass das der Plan ist!", brummte ich missmutig, aber Mats zuckte mit den Achseln und beharrte auf seiner Idee: "Ich werd dir schon zeigen, dass das geht!"

"Mats, lenk gefälligst wieder zum Hafen. Es war jetzt lustig für ein paar Minuten, reicht jetzt!", appellierte ich an die letzten verschalteten Neuronen der Vernunft in seinem Gehirn, die wir mit unserem ganzen Urlaubsflirt nicht zu Tode gebrannt hatte. Aber Mats meinte einfach: "Nö!"

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