| 08 | touch you different | 1k special

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Kapitel 8

„Wenn du dich so weiter hinter der Decke versteckst, verpasst du den ganzen Film!", ließ mich Mats wissen aber ich antwortete direkt, dass genau das mein Ziel war, ohne mir wieder die Sicht zu entsperren, die ich mit der Decke seit einigen Minuten schon verdeckte, weil die Geschehnisse des Filmes mir doch zu grausam waren, als dass ich sie wirklich beobachten musste. Kubas Filmgeschmack war wieder einmal in meinen Augen das größte Desaster und vermutlich wusste mein Landsmann das auch und hatte mir den Film nur vorgeschlagen, damit er mir ein paar schlaflose Nächte bescherte. Kuba war einer der wenigen Personen auf der Welt, die wusste, dass ich nach Horrorfilmen Alpträume bekam. Er und ein paar meiner Expartner, sofern wir in den ganzen kurzen Beziehungen überhaupt so weit gekommen waren eine Nacht nach einem Horrorfilm zu verbringen.
Ich wusste, dass es albern war und ich mich wie ein Grundschuljunge benahm, der seinen Eltern nicht glauben wollte, dass kein Monster unter dem Bett lebte, aber gegen Alpträume konnte ich genauso wenig etwas tun, wie gegen jede andere Angst. Ich konnte nur präventiv schon einmal den größten Teil des Filmes nicht mitverfolgen, mit der Hoffnung, dass ich dadurch von Alpträumen verschont bliebe. Ob es mir wirklich gelingen würde, würde man dann in einigen Stunden wissen.
„Ist es vorbei?", fragte ich, als ich ruhige Musik hörte, die verdächtig nach Abspann klang. Ich sank die Decke, doch wurde sogleich von der angsteinflössenden Visage des Monsters gegrüßt, dass mir unheimlich entgegen lächelte. Sofort zog ich die Decke wieder hoch und hielt die Luft an, um keinen unvorteilhaften Laut auszustoßen, der Mats und Marcel weiteren Grund geben würde mich aufzuziehen.
„Hast du Schiss oder wie?", wollte Mats wissen.
„Ne, ich finde den Film so spannend, deswegen schaue ich die ganze Zeit weg!", grunzte ich missmutig und warf dem Größeren hinter der Decke einen finsteren Blick zu. Auf der anderen Seite lachte Marcel, noch lauter, als Mats ihn aufforderte die Klappe zu halten.
Der Film lief weiter und somit auch der Grusel, dem ich einfach echt nicht standhalten konnte. Es war eher unbewusst und aus reiner Not heraus, dass ich mich teils Mats oder teils Marcel näherte.
„Gott, du bist wie mein Köter bei Gewitter!", lachte Marcel und ohne seine Handlungen genauer zu erläutern, fand sein Arm auf einmal den Weg um mich. Ich spannte mich sofort an und wartete auf den Moment an dem Marcel das als Witz entlarven würde, aber der kam irgendwie nicht. Stattdessen spürte ich seine Fingerkuppen, die auf meinem nackten Oberarm tänzelten, den Weg hoch kannten, als hätte sie es schon tausend mal getan. Ob es für ihn genauso unangenehm war? Wobei, war es überhaupt unangenehm?
Ich wurde aus meinen analysierenden Gedanken gelockt, als auf einmal ein heftiger Donner von außerhalb das Meer unter uns erschütterte, sodass auch die Yacht leise schwankte.
„Oh mein Gott!", schrie ich völlig panisch. Marcel und Mats zuckten neben mir zusammen, aber ich wusste nicht, ob es wegen meinem Schrei war oder wegen dem Donner. Ich wusste nicht einmal über mich, ob ich aufgrund des Donners oder aufgrund des Filmes schrie. Vermutlich war es eine Mischung aus beidem.
„Woher kam der denn?", fragte Mats mit etwas zu viel Spaß in der Stimme.
„Ich weiß es nicht, aber er soll ganz schnell wieder verschwinden!", stellte ich klar und wich etwas mehr in Richtung von Marcel, der seinen Griff um mich gleich noch etwas verstärkte, was mir recht war. Ich blickte aus dem runden Fenster nach draußen und entdeckte das Blitz, der irgendwo ins Meer einschlug und meine Fantasie, wie wir lebendig gegrillt wurden, auferleben ließ.
„Wir werden sterben!", wisperte ich verängstigt.
„Ach Quatsch, jedes Bötchen der Welt hält ein paar Blitzen stand. Sonst wäre das doch absolut nicht verkaufsfähig!", winkte Mats meine Ängste ab, während Marcels Griff fester wurde und ich mich dadurch willig näher an ihn ziehen ließ.
„Das sind nicht ein paar Blitze! Guck dir doch das Gebräu am Horizont an. Das ist ein verkacktes Unwetter!", widersprach ich Mats.
„Ich hatte das in den Theoriestunden zum Bootsführerschein, alles halb so schlimm. Ruhe bewahren und dann legt es sich wieder!"
„Wir hätten einen vernünftigen Captain oder so holen sollen!", murmelte ich und warf einen hoffnungslosen Blick in Marcels Richtung, der entspannt gegen die Wand lehnte und mich nur unbeeindruckt musterte.
„Ich bin ein vernünftiger Captain. Ich hab seit fast zehn Jahren einen Bootsführerschein und segle ein bis zwei mal jährlich über das Meer. Was willst du mehr?", fragte Mats teils amüsiert, teils empört. Ich sah wieder zu ihm und versuchte mir seine Worte einzuprägen, aber Mats war für mich eben der Typ, der nicht alleine kochen konnte und irgendwie passte ein vernünftiger Captain nicht in dieses Schema seines Charakters, das ich mir gebildet hatte.
Ich zog meine Beine an mich heran und sah wieder hinaus, wo die Wolken sich zusammenbrauten und die Blitze immer wieder die graue Nacht erleuchteten, wie die Feuerwerke an Silvester, nur weit weniger schön.
„Du zitterst!", stellte Marcel fest und rieb seine Handfläche entlang meines Oberarms, sodass sich dieser elektrisch auflud und tausend von Stromschlägen durch meinen Körper schossen, die meine Gedanken immer wieder für die Bruchteile von Sekunden vom Donner lösten.
Mats lachte belustigt über Marcels Kommentar, wofür ich ihm in die Unterbeine trat, was ihn dann wiederum zu dem altbekannten Aufjaulen brachte, was sich bei ihm immer so dramatisch anhörte.
Während ich noch ein paar weitere harmlose Tritte in Mats Richtung verteilte, lehnte ich mich wohl immer weiter zu Marcel herüber, was mir allerdings erst so richtig bewusste wurde, als mein Hinterkopf seine Brust berührte.
„Oh sorry", wisperte ich und wollte mich wieder aufsetzen, doch Marcels Arm lag so bestimmt um mich, dass es mir praktisch unmöglich war mich von ihm zu entfernen. Ich warf einen Blick in seine ruhigen Augen, die mir ein entspanntes Lächeln schenkten, mit dem telepathischen Kommentar, dass alles gut sei und ich mich nicht zu bewegen brauchte. Ich konnte es nicht erklären, aber die Ruhe, die Marcels Blick ausstrahlte, übertrug sich verlustfrei auf mich. Für einige Sekunden vergaß ich den Donner, den Film und viel wichtiger noch, ich vergaß auch die Sorge über das komische Gefühl in meinem Bauch, dass die Gesellschaft von Mats und Marcel in mir auslösten.
Ich vergaß, dass ich mich aufsetzen wollte.
„Ich fühl mich ausgeschlossen!", grummelte Mats trotzig wie ein Kleinkind und spielte diese Rolle noch ein bisschen weiter aus, indem er seine Arme vor der Brust verschränkte. Marcel und ich begannen zu lachen, während ich meine Beine um seinen Körper schlang und ohne zu überlegen, um wie viel komischer ich diese Situation dadurch machte, zog ich Mats an mich heran, sodass er praktisch zur Seite von Marcel und mir kippte. Es entstand eine eher minder bequeme und chaotische Position von uns dreien. Mats lag auf meinem linken Bein und mit seinem Kopf auf Marcels Schulter von dem Arm, der noch immer um mich lag. Wir waren völlig verheddert in einander und näher, als jemals zuvor, aber das war genau das, was ich gerade so unfassbar angenehm fand. Diese Unmenge an Körpernähe, die jegliche Angst erstickte.
Mats regte sich hin und wieder, um irgendwie hochzukommen und lag schließlich neben mir, dicht bei Marcel.
„Komm, ich umarme dich auch, du Schisser!", murmelte er und ehe es noch eine weitere Chance für mich gab seine Worte zu ergründen, legte er einen Arm um mich. Mir fiel auf, wie seine Finger die von Marcel streiften und ihre Daumen in Berührung blieben, als er sich nicht mehr bewegte. Ob es ihnen wohl aufgefallen war? Und ob sie wohl mein bebendes Herz spürten, dass direkt unter ihren Handflächen lag? Konnten sie?
Wie es schon eins der Fall gewesen war, als Mats sich das T-Shirt ausgezogen hatte, trat wieder eine erdrückende Stille ein, die von unseren schweren Atemzügen gefüllt war, die für die ratternden Gedanken in unseren Köpfen standen. Wann sie wohl zu rauchen anfangen würden?

„Es ist anders...", wisperte Marcel irgendwann und es war, als hätten wir alle uns unbewusst nach diesem Satz gesehnt, so erleichtert, wie Mats und ich ausatmeten. Ich wagte es nicht jemanden der beiden anzusehen, deswegen blieb es mir fern über ihre Mimik zu urteilen, aber irgendwie fühlte es sich gut an, dass Marcel diese Worte endlich ausgesprochen hatte. Jetzt war die Katze aus dem Sack.
Es war anders.
Es war anders.
Es war anders.
„Sowas von anders!", stimmte ihm Mats zu.
Ja, es war sowas von anders!
Ja.
Ja.
Ja.
„Stimmt", hauchte ich, damit wir alle in Einklang waren. Es legte sich wieder eine Stille über uns, diesmal ein wenig weniger erdrückend, aber noch immer nicht entspannt.
Es vergingen noch einige Sekunden, ehe ich es wagte meinen Kopf ein bisschen mehr in den Nacken zu legen, um erst einen kurzen Blick Richtung Marcel und dann zu Mats zu werfen. Die beiden stierten irgendwelche Punkte im leeren Luftraum vor uns an, aber erwiderten meinen Blick, als sie ihn endlich bemerkten.
„Was bedeutet anders?", wisperte ich, unsicher, ob ich die Antwort überhaupt hören wollte.
„Ich hab das Gefühl, das es was anderes, als Freundschaft ist seit wir hier sind!", gab Mats zu: „Ich möchte euch anders... keine Ahnung... anders...."
„Berühren?", beendete Marcel den Satz und der erneute Donnerschlag war ein Sinnbild der Alarmglocken, die in diesem Moment in mir angingen. So beruhigende Marcels Blick zuvor war, so alarmierend war sein Wort nun. Ich schreckte von seiner Brust hoch und ließ ein panisches Lachen über meine Lippen kommen. Als würde jetzt der ganze Irrsinn der Realität auf mich einprasseln.
„WTF, das ist ein Scherz oder?", fragte ich mit lauter Stimme und sah zwischen den beiden hin und her, die ich aus ihrer Traumwelt gerissen hatte.
„Du hast doch gerade auch gesagt, dass es anders ist!", wisperte Mats und drehte sich von seiner Seite auf seinen Rücken.
„Ja, ne... ja.... vergesst was ich gesagt habe!", beendete ich meinen Versuch mich zu erklären.
Und dann tat ich genau das, was ich immer tat.
Aufspringen und weglaufen.
Es wäre ja zu wenig ich, wenn ich es nicht täte.

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Okay, ein spontanes Kapitel, weil ich mich einfach für 1.000 Reads bedanken wollte. For real hätte ich niemals gedacht, dass dieses Buch bei euch gut ankommt, weil es halt auch threesome ist, aber eure lieben Kommentare sind einfach immer absolut der Hammer und ich bin noch dabei zu antworten, aber ich bin gerade dabei ein Kapitel zu schreiben und dann vergesse ich es immer, was ihr mir hoffentlich nicht allzu böse nehmt
Danke danke danke und ich hoffe ihr begleitet die drei treu weiterhin auf ihrer Reise 🧳
❤️

HERE'S YOU'RE PERFECT | hummels x piszczek x schmelzer ✔︎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt