Kapitel 5
„Es tut uns leid!", ich fuhr verschreckt zusammen, als ich Marcels Stimme hinter mir wahrnahm, denn ich war eigentlich davon ausgegangen, dass er, so wie Mats, die Sonne draußen genoss. Aber ein Blick über meine Schulter versicherte mir, dass er stattdessen auf der Couch hinter einem Buch versteckt saß, wobei er das Buch gerade auf den kleinen ausklappbaren Holztisch legte und mich reumütig anblickte.
Ich drehte mich wieder dem Wasserhahn zu, schob ihn auf und hielt das Glas unter den Strahl und antwortete im ersten Moment nicht, dann tat mir Marcel allerdings doch ein wenig leid. Ein frustriertes Seufzten kam über meine Lippen und ich stützte mich auf der Theke ab.
„Warum könnt ihr es nicht einfach lassen?", fragte ich leise.
„Was?", wollte Marcel wissen. Ich ließ meinen Kopf in den Nacken fallen und schloss die Augen, ehe ich antwortete: „Euch Sorgen um mich zu machen!"
Marcel verfiel ins Schweigen, meiner Meinung nach etwas zu lange, sodass ich herumfuhr und zu ihm sah. Sein Blick war eine Mischung aus Irritation und Fassungslosigkeit.
„Fragst du das gerade echt?", wollte er wissen, woraufhin ich sofort nickte.
„Weil du unser Freund bist und um Freunde sorgt man sich. Das ist die dümmste Frage, die du je gestellt hast!"
Eine angenehme Wärme machte sich in meiner Brust breit, als ich die Worte in mir aufsog, um mich an sie zu erinnern, wenn ich mich wieder einmal wertlos fühlte.
„Du hast geweint, man weint wenn man traurig ist und wir machen uns Sorgen um dich, wenn du traurig bist. So wie du dir Sorgen machst, wenn Mats oder ich traurig sind. Ist es so verwerflich, dass wir dir helfen wollen?"
„Nein!", hauchte ich einsichtig und rieb mir durchs Gesicht.
„Aber manchmal kann einem nicht geholfen werden. Manchmal muss man das selbst schaffen!", fuhr ich fort. Marcel atmete tief ein und aus und ich wusste sofort, dass meine Antwort ihm nicht gepasst hatte. Marcel hatte dann immer einen spezifischen Gesichtsausdruck, den ein Fremder nicht deuten könnte, aber ich war nun eben kein Fremder.
„Warum gehst du immer davon aus, dass man alles alleine schaffen musst? Du spielst Mannschaftssport. Du solltest wissen, dass Leben kein einsamer Weg ist und man nicht alles alleine schaffen musst!"
„Ich sage nicht, dass man alles alleine schaffen muss!", stellte ich sofort klar.
Aber fast alles
„Und dennoch versuchst du immer alles alleine zu schaffen!"
Schweigend starrte ich Marcel entgegen, da ich keine Lust auf eine weitere Diskussion hatte. Ich fummelte an dem Wasserglas in meinen Händen herum, nahm es mal in die linke, mal in die rechte und räusperte mich schließlich: „Ich bin der Äl...."
„Fahr jetzt nicht die ich bin der Älteste Schiene. Du weißt genau, dass sie sich verdammt verzweifelt anhört und mit über dreißig auch nichts mehr zur Sache tut. Ich bitte dich, Lukasz."
Ich verstummte wieder, als ich die Wahrheit hinter Marcels Worten feststellte. Sich aufs Alter zu berufen war wirklich immer meine letzte Wahl, wenn ich so verzweifelt war, dass ich keine andere Idee mehr hatte.
„Willst du's denn wirklich nicht erzählen?", setzte Marcel erneut an und entlockte mir ein genervtes Stöhnen.
„Lass stecken, Marcel!"
„Ich kann nicht!"
„Gott, Marcel!"
Ich warf frustriert meine Arme in die Luft und sah ihn wütend an: „Warum lässt du es nicht einfach sein?"
„Weil dir der Schmerz ins Gesicht geschrieben steht und ich gefälligst wissen möchte, was es ist!", rief Marcel genauso laut und ich fragte mich allmählich, warum er sich vorhin überhaupt entschuldigt hatte, wenn er sich nicht vornahm irgendetwas besser zu machen.
„Und Mats nicht oder wie?", fauchte ich und streckte meinen Arm zur Tür hinaus, hinter welcher Mats sich gerade wieder einmal auf dem Deck sonnte.
„Doch, aber anders als bei dir weiß ich, dass er sich Hilfe sucht, wenn er merkt, dass es nicht mehr geht!"
„Ich suche mir auch Hilfe, nur musst diese Hilfe nicht unbedingt einer von euch sein. Ihr seid nicht der Mittelpunkt meines Lebens!", brüllte ich laut, verzweifelt, hilflos und sowas von lügend, weil die Wahrheit war, dass Marcel und Mats seit einigen Jahren den verdammten Kern meines Lebens bildeten, aber das wollte ich nicht wahrhaben und deswegen schrie ich diese Lüge hinaus, mit der Hoffnung, dass ich sie dann selbst auch glauben würde. Nur verletzte ich Marcel damit mehr, als ich es vorgehabt hatte. Ihm fiel jegliche Mimik aus dem Gesicht, kurz, dann legte sich pure Trauer in seinen Ausdruck. Schmerzhaft zog sich mein Herz zusammen und ich bereute meine Worte sofort zutiefst.
„Scheiße, das war fies...", stellte ich fest und war selber enttäuscht von mir und meinem Verhalten. Ich rieb mir meine Nasenwurzel und nahm meinen Blick nicht von Marcel, der mich zwar auch anstarrte, aber nicht länger schien Worte finden zu können, was schon etwas bedeutete, da er eigentlich verdammt gesprächig war.
„Die Wahrheit ist wohl manchmal fies!", stellte er mit gebrochener Stimme fest und ergriff dann den Umschlag seines Buches. Er erhob sich von der Couch und ging geknickt an mir vorbei, als sei er Anfang 80 und nicht Anfang dreißig. Ich wusste, dass meine Worte es waren, die so schwer auf seinen Schultern lasteten und ich wusste, dass ich jetzt klarstellen sollte, dass ich nicht einmal die Wahrheit gesagt hatte, aber ich konnte nicht. Aus einem einfachen Grund.
Angst.
Angst zuzugeben, dass Mats recht hatte.
Angst zuzugeben, dass mir das Leben in Dortmund zu viel bedeutete.
Verdammt, ich war ja so ein Angsthase.
„Wer ist denn dann deine Vertrauensperson?", wollte Marcel wissen, als er gerade die Türklinke ergriff, um die Glastür zur Seite zu schieben. Ich sah ihn verzweifelt an und wusste nicht einmal, ob ich nicht einmal in meinem Leben wollte, dass er in meinen Augen las, dass ich gar keine andere hatte.
Wenn dann ihr am ehesten
Ich hoffte, dass er diesen Satz las, auch wenn es mir Angst machte, wenn er so etwas wusste, aber wenigstens würde es einen Teil seiner Trauer beschwichtigen.
„Ich hoffe einfach, dass du dann mit ihr und ihm redest. Wer auch immer das ist. Ruf sie oder ihn an, schreib ihr oder ihm, keine Ahnung.", fuhr Marcel fort.
Werde ich nicht tun
Ich wollte etwas sagen. Eigentlich wollte ich so viel sagen, aber mein Mund war wie ausgetrocknet und der Part meines Gehirns der Sätze bildete, war wie leergefegt. Stattdessen hatte ich tausend Gedanken, die ich nicht aneinanderordnen konnte.
Also sagte ich auch nichts, als Marcel die Tür aufschob und hinausschlüpfte.
Mein Herz fühlte sich an, als würde es zerspringen, als die Tür wieder zufiel und ich das Gefühl hatte noch einsamer denn je zu sein. Nun trennte uns nicht nur Metaphorisch eine Wand.
Ich beobachtete wie Mats sich aufsetzte und ein paar Worte mit Marcel wechselte, dabei einen kurzen Seitenblick an mich wandte und ich wunderte mich, ob Mats eher sauer oder auch enttäuscht war oder vielleicht eine Mischung aus beidem.Ich ließ meinen Kopf hängen und rieb mir den Nacken. In einer anderen Welt würde ich jetzt gehen und mich für Stunden bei niemandem mehr melden. Das war ich. Wenn eine Situation zu brenzlig wurde, lief ich weg. Irgendwann hatte ich mir diese Lösung angewöhnt und auch wenn ich wusste, dass sie weder gut noch richtig war, so war sie zumindest leicht und in meinem kompliziertem Leben konnte ich das ein oder andere leicht wirklich gebrauchen. Nur konnte ich gerade nicht rennen, denn ich saß fest und das machte alles so....
Kompliziert.———
It's Saturday
It's Chapter day
Mehr habe ich ehrlich gesagt nicht, was ich euch fürs erste mitteilen möchte. Dementsprechend hoffe ich einfach nur, dass euch das Kapitel gefällt
❤️
DU LIEST GERADE
HERE'S YOU'RE PERFECT | hummels x piszczek x schmelzer ✔︎
Fiksi Penggemar[ 𝐚 𝐦𝐚𝐭𝐬 𝐡𝐮𝐦𝐦𝐞𝐥𝐬 𝐱 𝐥𝐮𝐤𝐚𝐬𝐳 𝐩𝐢𝐬𝐳𝐜𝐳𝐞𝐤 𝐱 𝐦𝐚𝐫𝐜𝐞𝐥 𝐬𝐜𝐡𝐦𝐞𝐥𝐳𝐞𝐫 𝐟𝐚𝐧𝐟𝐢𝐜𝐭𝐢𝐨𝐧 ] Es war als würde Gott mir sagen: so, hier hast du dein Perfekt. Ignoriere einfach die Tatsache, wie verrückt es ist. Ignoriere ei...