Schönes Schauspiel

39 3 0
                                    

Das Telefonat mit ihrer Mutter hatte Catelin lange zum Nachdenken gebracht. Die letzte Woche des Jahres verging für sie viel zu schnell. Mit Hank und Connor hatte sie wirklich lustige Momente, hatte sich mit ihnen gestritten oder saß entspannt mit ihnen zusammen. Es würde niemanden verwundern wenn Catelin sie als ihre zweite Familie bezeichnen würde. Doch genau das konnte sie nicht.
Jetzt stand sie draußen, 10 Sekunden vor Mitternacht und wünschte sich nichts sehnlicher als hier weg zu können. "Wunderschön." Für den Androiden war es das erste Feuerwerk das er jemals live sah. Sein ganzes Handeln war behaftet von einer Unschuld. Das machte vieles was er tat einfach so unglaublich niedlich. Ihr Blick wanderte weiter zu ihrem alten Kollegen. Er hatte einen Arm auf Connor seine Schultern gelegt und sah ebenfalls hinauf zum Himmel. Das Wort Glücklich schoss Catelin direkt durch den Kopf. Die Beiden waren Glücklich. So schwer war das doch gar nicht. Sie war gesund, hatte gute Freunde und die Arbeit machte ihr Spaß. Dennoch war ihr Herz so schwer, das es drohte sie zu Boden zu reißen. So sollte es sich nicht anfühlen verliebt zu sein.
So konnte sie jetzt nicht anders als zu weinen.

Bereits am nächsten Morgen saß Catelin schweigend in einer Bahn die sie nach Hause bringen sollte. Connor schien enttäuscht das die junge Frau jetzt schon wieder gehen wollte, auch Hank hatte versucht sie zu überreden noch etwas da zu bleiben. Da heute aber Joey und Lizzy wieder kommen konnte Catelin nicht anders. Als sie eintraf waren die Köchin und der Lehrer bereits anwesend. "Mensch wo warst du denn?" Mit diesem Abriss hatte die Polizistin bereits gerechnet. Es wurden Geschichten ausgetauscht, mit gebrachtes Essen verspeist und Geschenke verteilt. "Ach, Catelin. Ich habe von einem alten Bekannten Tee geschenkt bekommen. Magst du ihn haben?" Joey mochte Tee überhaupt nicht. Oder warme Getränke allgemein. Kein Kaffee, Kein Kakao. Für sowas war der Romantiker nicht zu begeistern. "Natürlich, den werde ich mit zur Arbeit nehmen. Dann muss ich immer an dich denken." Als ob sie das nicht so schon die ganze Zeit tut. Neugierig schnupperte die Polizistin an der Dose. Der Geruch kam ihr irgendwie bekannt vor. "Catelin, du siehst müde aus. Geh ins Bett." "Bin ich auch." Obwohl es erst halb 3 am Nachmittag war zog sie jetzt schon ihren Schlafanzug an und verdunkelte ihre Fenster. Ihr Bett hatte sie wahrlich vermisst.

"Eine Gala?" "Wird jedes Jahr veranstaltet. Imagebesserung." An so was konnte sich Catelin nur ganz wage erinnern. Hatte sie nicht das Glück immer dann Krank zu sein? "Du brauchst ein Kleid und musst tanzen. Das weißt du?" "Ich kann tanzen, danke der Nachfrage. Es würde mich wundern wenn du tanzen kannst." Obwohl die junge Frau bereits satt war schnappte sie dem alten Herrn das letzte Stück Pizza vor der Nase weg. "Natürlich kann ich tanzen." Hatte sie da etwa einen Wunden Punkt gefunden? "Und du Connor? Im Grunde reicht es denn Walzer zu können." "Die nötigen Schritte sind mir geläufig Catelin." Seit Connor ein Abweichler war hatte er viel Zeit im Internet verbracht. Dadurch lernte er durchaus Sachen die er Mal gebrauchen kann. "Dann brauchst du nur noch einen Anzug. Ich glaube der von Joey könnte dir passen. Wenn du magst leiht er ihn bestimmt aus." Gedanklich stellte Catelin bereits eine Liste zusammen was sie noch alles brauchte und machen musste. Tatsächlich freute sie sich auf die Feier auch wenn es eine Pflichtveranstaltung ist.

Bereits jetzt bereute Catelin ihre Schuh Auswahl, dabei war sie gerade erst aus dem Taxi gestiegen. Sie erinnerten an Schwarze Römersandalen dessen dünne Schnürung bis zu ihren Knien ging. Allein das anziehen hatte Ewigkeiten gedauert. "Catelin, du siehst großartig aus." "Danke Connor, warte Mal kurz. Deine Fliege ist schief." Wie es sich gehört bot der Android ihr seinen Arm an. Sie liebte es wenn Männer noch gutes Benehmen zeigen können. Ganz die alte Schule eben. Im Eingangsbereich konnte Catelin ihren Schweren Mantel abgeben. Von Kleidern war sie nie ein Fan. Zu gewissen Anlässen trug sie selbstverständlich welche, aber Fakt ist: Sie hasste es. Insgesamt besaß sie 3 Kleider. Ein langes Sommerkleid mit Blumenmuster welches sie nur bei ihrer Mutter trug, ein graues langärmliches Kleid mit einem Knopfkragen und dieses hier. Ein schwarzes, Schulterfreie Kleid. Das Korsett sorgte dafür das sie endlich ihren Rücken gerade hält und der Rock war lang genug das er ihre Knie verdeckte, die sie an sich selbst nicht leiden konnte. Die langen flatternden Ärmel ließen sie nicht ganz so dünn wirken. "Ok wo finde ich hier was zu trinken?" Auf dem Weg zur Bar wurde Catelin ein halbes Dutzend Mal in ein Gespräch verwickelt. Sie erkannte einige Persönlichkeiten aus der Politik und einige C Promis. Imagebesserung hatte es ja genhießen. So sollten auch einige Spenden gesammelt werden. Endlich an der Bar überlegte Catelin nur eine Sekunde ob sie schon jetzt mit Alkohol anfangen sollte. Wahrscheinlich würde sie es bereuen wenn sie es nicht tat. "Einmal Rum bitte." Direktor Fowler trat ein paar Minuten später auf die Bühne um eine Rede zu halten. Was für die junge Polizistin bedeutete sich schnellstens zur Bühne zu bewegen. "Einen kleinen Applaus für Detektiv Martens." Um die Spendensummen ein wenig höher zu treiben wurde rum gefragt ob nicht jemand etwas Vorführen könnte. Hank konnte zu dem Zeitpunkt seine Klappe nicht halten und schlug lautstark vor das doch Catelin etwas vorspielen könnte. Da stand sie also mit ihrer Geige, mit klopfendem Herzen und blickte auf die Menschenmassse runter. "Passend zu diesem Anlass würde ich ihnen gerne von Johann Sebastian Bach die 2. Partitur für eine Solo Violine näher bringen." Nicht einmal ein leises Husten war zu hören. Völlig gebannt klebten die Blicke an ihr. Nach wunderbaren 17 Minuten kam erst der Beifall bevor Catelin die Bühne verlassen konnte. Es folgten noch ein Sänger und jemand der nicht die ganzen Klischeehaften Taschenspielertricks konnte sondern wirklich die Masse beeindrucken konnte. Derweil genehmigte sich die junge Frau noch einen Drink. "Du warst toll da oben." Überrascht blickte sie zu dem Mann den sie bisher noch nicht gesehen hatte. "Danke Hank. Gut siehst du aus." Auf der Bühne begann endlich die Band damit ihre Lieder zu spielen. "Wie wär's wenn du mir jetzt beweist was du behauptest hast?" Nach ihrem Tanz mit dem alten Brummbär musste Connor auch noch dran glauben. "Du bist ein toller Tänzer Connor." "Klingt als hättest du etwas anderes erwartet." Davon musste Catelin ein wenig lachen. Wie Recht er doch hatte. Schwungvoll wirbelte Connor seine Partnerin über die Tanzfläche. Wer hätte gedacht wie schön diese kurze Zeit sein konnte. "Jetzt bin ich dran Plastik Haufen." In einer Flüssigen Bewegung nahm Gavin das Mädchen an sich. Passend dazu wechselte die Band zu einem ruhigeren Stück. "Du bist eine gute Schauspielerin geworden." Das Lächeln ihres Kollegen hatte etwas fieses. "Ich weiß nicht was du meinst." "Ich weiß von deinem kleinen Geheimnis. Du versuchst es zu verstecken aber es gelingt dir nicht." "Gavin wovon zum Teufel redest du?" Bei dem Versuch etwas Abstand zu ihm zu gewinnen drückte Gavin Catelin nur noch fester an sich. Er kam ihr sogar so nahe das er ihr ins Ohr flüstern kann. "Ich weiß das du in ihn verknallt bist." Für diese Worte bedankte sich Caty mit einer Ohrfeige. Einige Leute schauten schon. Schnur Stracks strebte sie den Weg zur Bar an wo sie sich einen Drink nach dem anderen gönnte. Je länger sie in dieser Halle verbrachte desto stickiger fand sie es.
Irgendwann hielt sie es nicht mehr aus und musste an die Frische Luft. Der eine Monat rauchfrei zu sein gingen ihr Gerade völlig am Arsch vorbei. Aus Ganvins Tasche hatte sie sich Zigaretten und sein Feuerzeug geklaut. "Caty? Was machst du denn hier draußen." "Geh wieder rein Connor." Auf sie zu hören war nicht seine Stärke. "Du erkältest dich noch." Behutsam legte er seine Jacke über ihre Schultern. Es war auch nicht zu übersehen das sie bereits ein bisschen was im Tee hatte, das still stehen fiel ihr Schwer. Mit einem langen Seufzer bließ sie den Rauch aus ihrer Lunge. "Hat es was damit zu tun was Detektiv Reed zu dir gesagt hat?" Damit brachte er das Fass endgültig zum Überlaufen. Schluchzend lehnte das Mädchen ihren Kopf an seine Schulter. "Ich bring dich nach Hause, einverstanden?" Mit ihrem Nicken hatte er alles was er brauchte. Das Leichtgewicht nahm er locker auf seine Arme. Um zur Garderobe zu kommen musste er entweder um das Haus oder durch den Saal. Da die junge Frau auf seinem Armen so schon untergekühlt genug war entschied er sich für den Gang durch den Saal. So konnte er Hank auch gleich bescheid sagen. Den alten Mann zu finden war keine Schwierigkeit. "Was ist los? Was hat sie?" "Ich bringe sie nach Hause. Sie hat etwas zu viel getrunken und ist ein wenig aufgebracht." Beschämt verdeckte Catelin ihr Gesicht mit Connors Jacke. Bisher hatte sie nicht aufhören können zu weinen. "Ich fahre." Das war die Gelegenheit für Hank hier abhauen zu können. Während der Fahrt konnte Connor sie dazu bringen ein wenig zu schlafen. So konnte er ihr schonmal die Schuhe aus ziehen und das Gesicht sauber machen. "Seit Detektiv Reed mit ihr gesprochen hat ist sie aufgewühlt." "Den Knöpfen wir uns morgen vor." Am Ziel der längeren Fahrt angekommen brachte der Android seine Kollegin noch nach Oben direkt in ihr Zimmer und wünschte ihr eine gute Nacht.

Only one Second - Detroit Become Human FfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt